Geruchsbelästigung Feld mit Champignonerde gedüngt – dicke Luft in Rurich

RURICH · Anhaltende Hitze hat nach Aufbringen von Substrat auf einem Feld in Rurich für Gestank gesorgt. Der Champost wurde umgehend eingearbeitet.

 Reiner Zitz und Ralf Müller (v. li.) wollten nach vier Tagen Gestank in Rurich die Geruchsbelästigung nicht mehr hinnehmen.

Reiner Zitz und Ralf Müller (v. li.) wollten nach vier Tagen Gestank in Rurich die Geruchsbelästigung nicht mehr hinnehmen.

Foto: Gabi Laue

Das Wochenende hat den Ruricher Bürgern im Wortsinn mächtig gestunken: Nachdem am Freitag Düngesubstrat auf einem Feld an der B 57 verteilt worden war, entwickelte sich ein übel riechender Gestank. Die Geruchsbelästigung wurde in der Facebook-Gruppe „Du bist Ruricher“ erregt diskutiert, teils mit falschen Behauptungen untermauert. Stadt und Landwirtschaftskammer befassten sich mit dem Problem. Der Landwirt veranlasste am Dienstagmorgen, das Substrat in den Boden einzuarbeiten, was den Geruch schon minderte.

Es habe sich um Hühnertrockenkot gehandelt, wurde zunächst behauptet. „Viele haben sich übergeben, es stinkt Tag und Nacht, teils auch nach Ammoniak“, berichtete der Ruricher Reiner Zitz. „Das ist extrem ekelhaft, der ganze Ort ist betroffen.“ Man könne keine Wäsche aufhängen, nicht im Freien grillen oder essen, nachts die Häuser nicht lüften. Die abgekippte Masse weise „höchst gesundheitsgefährdende Schimmelpilzsporen“ auf. Schon vor Wochen habe ein niederländischer Lkw das Düngematerial angeliefert. Außerhalb des Dorfes liegen noch einige Haufen auf Halde.

Ein Anruf bei der Landwirtschaftskammer in Viersen klärte einige Fakten. „Es handelt sich um Champost“, erklärte der stellvertretende Dienststellenleiter Dietmar Schäfers. Gegen Mittag hatte der Landwirt ihm die zugehörigen Zertifikate übersandt. Der Kompost aus der Champignonzucht ist das Substrat, in dem Champignons kultiviert werden, und ist damit anders als Gülle, andere flüssige Düngemittel oder Hühnertrockenkot, nicht so stark durch Vorschriften reglementiert. „Es stinkt erst dann, wenn es flächig aufgetragen wird“, sagte Schäfers. Eine Ausbringung sei unabhängig von Regenfällen möglich. „Es muss nicht eingearbeitet werden, wird es aber gerade“, stellte Schäfers zu dem Ruricher Beschwerdefall klar.

Als sich unsere Redaktion vor Ort ein (Geruchs-)bild machen wollte, kam auch der junge Landwirt hinzu, entschuldigte sich bei den Rurichern und versprach, er wolle das Verfahren künftig ändern. Er beteuerte, dass im Normalfall die Einarbeitung direkt erfolgt wäre, was aber wittterungsbedingt nicht möglich war. Die starke Hitze und ausbleibender Regen ließen ihm keine Wahl: Der Plan, gleich nach dem Ausbringen des Substrates das Feld umzubrechen und neu einzusäen, ist derzeit undenkbar. Vehement trat er der Behauptung entgegen, es handele sich um Hühnertrockenkot: „Damit ist kein Tier in Berührung gekommen.“ Zum Beweis grub er mit den Händen ein Loch in den Champost-Hügel, zerkrümelte das schwarze Substrat, in dem keine Federn, sondern Stroh-Bestandteile zu sehen sind. Der Landwirt arbeitet seit sechs Wochen fast rund um die Uhr, „um das, was noch wächst, am Leben zu erhalten und die vertrocknete Ernte einigermaßen einzufahren“. Der Sinn der Ausbringung von Champignon-Erde: „Wir verbessern die Bodenqualität und Wasserleitfähigkeit, täten wir das nicht, würde hier in zehn Jahren nichts mehr wachsen.“ Das restliche Material will der Landwirt erst bei kühleren Temperaturen und Niederschlägen auf dem Feld verteilen. An „dicker Luft“ ist ihm keineswegs gelegen, vielmehr am Frieden im Nebeneinander von Landwirtschaft und Bevölkerung.

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