Hückelhoven Heimspiel in Hilfarth für Ministerin

Hückelhoven · Den 25. Heinsberger Schweinetag erlebte als Gastrednerin quasi "aus fachkundigen eigenen Reihen" NRW-Ministerin Christina Schulze Föcking. Sie sprach über Probleme in Schweinehaltung und Landwirtschaft - und mögliche Lösungen.

 Landrat Pusch, Rudolf Hilgers von der Tierzuchtzentrale und Bernhard Conzen (re.) begrüßten die NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking in Hilfarth.

Landrat Pusch, Rudolf Hilgers von der Tierzuchtzentrale und Bernhard Conzen (re.) begrüßten die NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking in Hilfarth.

Foto: JÜRGEN LAASER

"Ich freue mich, hier bei Ihnen zu sein." Das beruhte auf Gegenseitigkeit am Mittwoch beim 25. Schweinetag der Tierzuchtzentrale Kreis Heinsberg im Saal Sodekamp-Dohmen in Hilfarth. NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking, CDU, hatte bei mehr als 200 Schweinehaltern aus dem ganzen linken Rheinland ein Heimspiel, vor allem in Hinsicht auf Tierschützer, die in Ställe von Schweinemästern einbrechen und Filmaufnahmen von verletzten Tieren machen, wie es im Familienbetrieb der Ministerin im Juni vergangenen Jahres geschehen ist. Die Ministerin legte "aktuelle Perspektiven der Landwirtschaftspolitik in Nordrhein-Westfalen" dar.

Heinz-Rudolf Hilgers hatte als Vorsitzender des veranstaltenden Vereins zur Förderung der Schweineproduktion für den Kreis Heinsberg Teilnehmer und Gäste begrüßt, darunter neben Repräsentanten der Landwirtschaftsorganisationen Bernhard Conzen, Gangelt, als Chef der rheinischen Landwirte, Landrat Stephan Pusch und CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Schnelle. Pusch stellte die Bedeutung der Landwirtschaft mit rund 43.000 Schweinen und 34.000 Rindern für die Wirtschaft des Kreises heraus, er mahnte faire Preise der Verbraucher für Erzeugnisse der Landwirte an.

Heinz-Rudolf Hilgers beklagte, dass Einzelhandel und Schlachthöfe mit ihrer Marktmacht den Erzeugerpreis für Schweinefleisch von 1,81 im Juli auf aktuell 1,37 Euro/Kilo "in den Keller" getrieben haben. Belastender sei allerdings das schlechte Image der Landwirtschaft mit Debatten in der Politik über unter anderem Glyphosat in Art eines bizarren Glaubenskriegs und der "skandalgierige Umgang der Medien mit Bildmaterial vermeintlicher Tierschutzaktivisten", die in Ställe hart arbeitender Tierhalter einbrächen und Seucheneinträge riskierten, das gehöre strafrechtlich stärker geahndet. Themen der Schweinehalter seien: Gesellschaftliche Akzeptanz, Verbandsklagerecht und Kastration, es seien politische Signale überfällig. Da sei "es ein Glücksfall, dass nach sieben langen Jahren endlich wieder jemand mit der nötigen Fachkompetenz dieses wichtige Ministerium führt".

Die Ministerin machte "Frustration in den Betrieben" aus hinsichtlich der Preisentwicklung bei Milch und Schweinen sowie Bürokratie. Die Landwirtschaft werde derzeit irgendwo hingestellt, wo sie nicht hingehöre: an den Pranger. Demgegenüber müsse das Ziel landwirtschaftlicher Basis-Organisation der regionale bäuerliche Familienbetrieb sein. Die Agrarpolitik in der EU sei für die Zeit nach 2020 in den Beratungen, die Landwirtschaft brauche Planungssicherheit, daher warte man auf die Vorschläge zur Finanzierung in der nächsten Dekade.

Ein Problem in der Schweinehaltung sei die Schwanzkürzung, um Bissschäden zu vermeiden, das verstoße gegen EU-Recht, man arbeite an einer gemeinsamen Lösung. Zweites Problemfeld sei die Kastration von Eberferkeln zur Abwehr des "Ebergeschmacks", bisher werde das ohne Betäubung im Stall gemacht - ab 2019 ist Anästhesie Pflicht, gemeinsam müsse man eine Lösung finden, die der Halter und nicht der Tierarzt ausführen könne. Ihr Vorschlag: Lokalanästhesie. Eine neue Gülleordnung muss nach Auffassung der Ministerin vorsehen, dass die Exkrementenflüssigkeit schneller in den Boden eingebracht werden muss, ein Förderangebot soll entwickelt werden.

Glyphosat, daran ließ Christine Schulze Föcking keinen Zweifel, sei für Landwirtschaft und Gartenbau eine Notwendigkeit. Nötig sei allerdings auch ein verlässliches Zulassungsverfahren, Hoffnung machten neue technische Lösungen zur gezielten Aufbringung auf Schädlingspflanzen auf dem Feld. Die biologische Vielfalt, Biodiversität, in den landwirtschaftlichen Betrieben will sie unterstützen, mehr Naturschutz einbringen - Ertragsausfälle durch mehr Vielfalt müssen ausgeglichen werden. Ökologie, Ökonomie und Soziales - die Grundlagen ihres politischen Handelns - wolle sie gemeinsam mit allen Beteiligten umsetzen. Auch diesem Statement galt starker Beifall. Eine Frage aus dem Publikum, ob sie das Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen abschaffen wolle, beantwortete die Ministerin nicht mit ja oder nein - sie wolle die Evaluierung (Praxisbewertung) abwarten, um eine Entscheidung über das 2013 verabschiedete Gesetz treffen zu können.

(isp)
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