Hückelhoven Geburtenzahl sinkt keineswegs

Hückelhoven · 9. Bedarfsplan für Kindertageseinrichtungen und -tagespflege in Hückelhoven. Der Bedarf übersteigt die Plätze deutlich. Ausschuss empfiehlt dem Rat den baldigen Bau zweier zusätzlicher Gruppen für Ratheim und Im Rhin.

 Hückelhoven freut sich über mehr Babys als vorhergesagt. Bis 2022 werden weitere 107 Betreuungsplätze für ein- bis dreijährige Kinder gebraucht.

Hückelhoven freut sich über mehr Babys als vorhergesagt. Bis 2022 werden weitere 107 Betreuungsplätze für ein- bis dreijährige Kinder gebraucht.

Foto: Probst (Archiv)

Mit der Prognose sinkender Geburtenzahlen lagen Statistiker wohl daneben. "Das ist in Hückelhoven nicht eingetreten", sagte Erster Beigeordneter Helmut Holländer im Jugendhilfeausschuss. Die Annahme von 364 Geburten pro Jahr im Kindergartenjahr 2017/2018 ist hinfällig, die Geburtenzahl wird bis 2025/2026 auf voraussichtlich 370 Babys pro Jahr ansteigen. Wobei sich die Entwicklung schwer prognostizieren lasse, auch im Hinblick auf Flüchtlingskinder, sagte Holländer.

"Hückelhoven ist eine aufstrebende Stadt mit Anziehungscharakter", so die Verwaltung. Neue Baugebiete wie Ruraue oder Schmiedegasse erfordern entsprechende Infrastruktur. Der von IT.NRW prognostizierte Trend weicht von Zahlen in Hückelhoven deutlich ab, die Schwankungen liegen zwischen vier und 64 pro Jahr. Zum 1. August 2016 wurden in der Stadt 383 Kinder unter einem Jahr gezählt. Dabei fragt die Stadt den Bedarf bei Eltern schon früh ab und informiert sie über verschiedene Möglichkeiten der Kinderbetreuung - bei Hausbesuchen von Familien mit Neugeborenen.

Bei den unter Dreijährigen müssen laut Holländer bis 2022 noch 107 Plätze geschaffen werden. "Wir müssen ein Ausbauprogramm für U3 entwickeln", sagte der Dezernent, räumte aber ein, man habe noch keine Standorte oder Träger. Im aktuellen Kindergartenjahr werden für Ein- und Zweijährige in Kindertageseinrichtungen und der Tagespflege für 43,18 Prozent der Kinder Plätze angeboten.

Im nächsten Jahr soll die Quote auf 46,13 Prozent steigen. Spielgruppen eingerechnet, wird sich die Versorgungsquote auf 50,77 Prozent erhöhen.

Die Kindertagespflege stellt für die Stadt einen wichtigen Pfeiler der Kinderbetreuung dar. Auch von Eltern wird sie stark nachgefragt, weil sie ein besonderes Versorgungsmodell für die "ganz Kleinen" schätzen. Dieser Bereich wurde bereits im Vorjahr von 72 auf 100 Plätze ausgeweitet. Wegen der starken Nachfrage sollen noch einmal zehn Plätze in der Tagespflege geschaffen werden.

Bei den über Dreijährigen ergeben sich - bei 100 Prozent Nachfrage - noch immer Engpässe. Die Planung weist für das kommende Kindergartenjahr 102 Fehlplätze aus. Dabei sind fast alle Kitas mit zusätzlichen Plätzen belegt. Auch im kommenden Kindergartenjahr könne die Stadt nur durch weitere Überbelegungen eine befriedigende Versorgungssituation erreichen.

Schon nach der achten Fortschreibung der Bedarfsplanung beschloss der Rat, Plätze aufzustocken: Das Awo-Familienzentrum in Hückelhoven wird um eine Ü3-Gruppe mit 25 Plätzen erweitert, in Ratheim wird eine neue Kita in Trägerschaft der Lebenshilfe mit bis zu 40 Ü3-Plätzen gebaut, auch für Kinder mit Handicap. Elf Plätze wurden im Familienzentrum St. Brigida Baal geschaffen, weitere 20 durch Ansiedlung des Waldkindergartens "Frischlinge". So standen zum 1. August 2016 für über Dreijährige 1052 Plätze bereit. Bis die neuen Gruppen gebaut sind, werden in Kooperation mit dem Landesjugendamt Übergangslösungen gefunden.

Doch das reicht nicht, die Verwaltung rät dazu, zwei weitere Gruppen möglichst schnell zu bauen: Der weit fortgeschrittene Erweiterungsbau der Awo kann um eine sechste Gruppe (25 Ü3-Kinder) wachsen, der als Zwei-Gruppen-Kita geplante Bau der Lebenshilfe in Ratheim könnte eine dritte Gruppe (20 Ü3- und fünf inklusive Plätze) erhalten. Zudem könnte in der Hilfarther Kita Fichtenstraße eine Notgruppe eingeplant werden.

Wenn Zusatzplätze in der Kindervilla Brachelen (13) und St. Lambertus (12) dauerhaft betrieben werden und die Neubauten fertig sind, kämen bis zum Jahr 2018/2019 noch 70 Plätze hinzu.

Helmut Holländer wies darauf hin, der Fehlbetrag von 5,6 Millionen Euro im Haushalt werde weiter ansteigen. "Sie schlagen dem Rat vor, zusätzlich Geld in die Hand zu nehmen für Kinderbetreuung." Das wollten die Ausschussmitglieder gerne - sie empfahlen am Ende einstimmig, die zusätzlichen Gruppen in Ratheim und Im Rhin einzurichten.

(gala)
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