Ehrung in Hückelhoven Zehn Jahre das Bergbauerbe mitgepflegt

Hückelhoven · Die Verleihung des Gläsernen Schachts stand beim Helferabend des Fördervereins Schacht 3 im Mittelpunkt. Damit zeichnet der Vorstand um den Vorsitzenden Detlef Stab Aktive aus, die seit zehn Jahren ehrenamtlich im Einsatz sind.

 Auszeichnung an Schacht 3: Paul Georgi, Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Eva-Maria Frenken, Preisträgerin „Gläserner Schacht“, Detlef Stab, Vorsitzender des Fördervereins Schacht 3, und Horst Heinrich, Geschäftsführer der Stiftung aus Dortmund.

Auszeichnung an Schacht 3: Paul Georgi, Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Eva-Maria Frenken, Preisträgerin „Gläserner Schacht“, Detlef Stab, Vorsitzender des Fördervereins Schacht 3, und Horst Heinrich, Geschäftsführer der Stiftung aus Dortmund.

Foto: Ruth Klapproth

Rheinischer Sauerbraten mit Rotkohl und Knödeln, gemeinsames Bingo-Spielen im historischen Barbarastollen, gemütliches Klönen bis in den späten Abend: Der Förderverein Schacht 3 hatte wieder zu seinem traditionellen Helferabend eingeladen. Mit Verleihung des Gläsernen Schachts ehrt der Vorstand jährlich aktive Helferinnen oder Helfer, die seit zehn Jahren ehrenamtlich mitarbeiten. Auch Außenstehende, die sich für das alte Schacht-Ensemble mit Fördergerüst, Schachthalle und Maschinenhaus engagieren, gehörten schon zu den Preisträgern.

Diesmal erhielt Eva-Maria Frenken den Gläsernen Schacht. In seiner Laudatio betonte Stab, wie wichtig es ihr sei, das Denkmal Schacht 3 zu erhalten. „Du hast einen großen Anteil geleistet.“ Die Mannschaft hoffe, dass Eva-Maria Frenken in ihren Leistungen nicht nachlasse, auch wenn sie den Verein aus gesundheitlichen Gründen zurzeit nicht unterstützen könne. Was Sophia-Jacoba für die Stadt Hückelhoven und die Region bedeutet habe, sei bei ihr nie in Vergessenheit geraten.

Aber auch schlechte Nachrichten hatte der Fördervereinsvorsitzende bei der ungezwungenen Bergmanns-Sause zu verkünden. Auftritte des Schachtchors wird es nach seinen Angaben ab dem kommenden Jahr nicht mehr geben, da die Anzahl der Hobbysänger immer kleiner geworden sei. Beim Helferabend traten die stimmgewaltigen Frauen und Männer mit ihrem Chorleiter Hermann-Josef Brack aber noch einmal in Aktion.

Zu den umfangreichen Sanierungsarbeiten am Schacht äußerte sich Horst Heinrich, der Geschäftsführer der Stiftung für Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur mit Sitz in Dortmund. Das Gesamt-Bauvolumen bezifferte er mit rund drei Millionen Euro, wobei er die Anwesenden mit der Nachricht überraschte, dass nicht nur der Schacht selbst wieder auf Vordermann gebracht werden soll. „Wir haben Ideen entwickelt zur Umfeldgestaltung, die auch förderfähig ist“, erklärte Heinrich, „die Stadt Hückelhoven weiß es aber noch nicht.“ Der Geschäftsführer weiter: „In zwei bis drei Jahren soll hier etwas richtig Schönes entstehen.“

Die grünen Container sollen einem neuen Gebäude weichen, auch Toilettenanlagen sollen gebaut werden. „Das ist eine frohe Botschaft“, freute sich Detlef Stab über die positiven Neuigkeiten. Laut Horst Heinrich sei der Bewilligungsbescheid für die Fördermittel für die Schacht-Sanierung im vergangenen Dezember eingegangen. „Es ist alles in trockenen Tüchern, die Baustelle ist angelaufen“, machte er deutlich. Noch bis ins Jahr 2020 werde sich die Maßnahme erstrecken.

In seiner feierlichen Ansprache erinnerte Stab, der lange stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Sophia-Jacoba war, an die Bergbau-Tradition der Stadt. „Der Steinkohlebergbau gehörte zu Hückelhoven wie Schlägel und Eisen zum Bergmann.“ Der Bergbau sei „das uralte Fundament eines der kulturellen Reichtümer unserer Stadt Hückelhoven“. Als das Aus für SJ gekommen sei, hätten sich die Menschen auf ihre Stärken besonnen, kräftig angepackt, um etwas Neues zu schaffen. Sich auf dem Erreichten auszuruhen, sei damals nicht in Frage gekommen. Auf diese Weise sei es gelungen, „Hückelhoven zu einer guten Heimat für alle zu machen, die hier leben und arbeiten“. Die Stadt sei Anziehungspunkt für viele Menschen von nah und fern. Das Erbe an Schacht 3 werde dabei sehr bewusst gepflegt und gelebt. Stab verwies in diesem Zusammenhang auf die bevorstehende Schließung der letzten beiden Steinkohlenzechen in Deutschland, Prosper-Haniel und Anthrazit Ibbenbüren – hier kommt Ende des Jahres endgültig der Deckel auf den Pütt. „Dann hat es die Politik endlich geschafft“, sagte Stab verbittert.

Die bergmännische Kultur ende jedoch nicht mit dem Auslaufen des Steinkohlebergbaus in Deutschland. „Das Selbstverständnis der Malocher unter Tage schuf eine einzigartige Vielfalt.“ Dabei sei eine besondere Verbundenheit zu spüren, die über Solidarität weit hinaus gehe. Begründet worden sei diese ungewöhnliche Einstellung in der gemeinsamen Arbeit im Untertagebetrieb. „Dort unten kommt es auf jeden an. Niemand ist unwichtig. Und niemand wichtiger als ein anderer. Trotz aller Hierarchie.“

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