Hückelhoven Film setzt den Kumpeln ein Denkmal

Hückelhoven · "Schicht im Schacht" am 16. April im Kino. Detlef Stab zur Geschichte von Sophia-Jacoba, Bernd Jansen zum Wandel.

 Im ehemaligen Maschinenhaus Schacht 3 stellen Detlef Stab (l.) und Willi Spichartz den WDR-Zechenfilm vor. Die Filmrolle dient nur der Veranschaulichung - natürlich ist der Film digitalisiert.

Im ehemaligen Maschinenhaus Schacht 3 stellen Detlef Stab (l.) und Willi Spichartz den WDR-Zechenfilm vor. Die Filmrolle dient nur der Veranschaulichung - natürlich ist der Film digitalisiert.

Foto: JÜRGEN LAASER

Schicht im Schacht: Wenn Ende des Jahres der Deckel auf den Pütt kommt bei Anthrazit Ibbenbüren im Münsterland und Prosper-Haniel in Bottrop, ist der Steinkohlenbergbau in Deutschland endgültig Geschichte - das Aus für die beiden letzten Zechen ist längst besiegelt. Der Arbeitswelt unter Tage und dem Zusammenhalt der Kumpel setzt ein Dokumentationsfilm ein Denkmal, der bald in Hilfarth zu sehen sein wird.

WDR-Autor und -Moderator Gisbert Baltes stammt aus dem Sauerland, ist aber seit mehr als einem Vierteljahrhundert im Rheinland zu Hause. "Schicht im Schacht" hat der bekannte Journalist seine filmische "Verneigung vor den Kumpeln" genannt, die der Förderverein Schacht 3 in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande am Montag, 16. April, 19 Uhr, im Corso-Filmpalast an der Breite Straße präsentiert.

Gisbert Baltes folgt der Einladung der Gastgeber an die Rurbrücke, wird im Hilfarther Kinosaal zu seinem ungewöhnlichen Filmprojekt Stellung beziehen, dessen Premiere vor etwa eineinhalb Jahren in der Essener Lichtburg stattfand, dem größten deutschen Kinosaal.

Detlef Stab, Chef der "Rentnerbrigade" von Schacht 3, und Willi Spichartz als Sprecher des Arbeitskreises Hückelhoven im Heimatverein der Erkelenzer Lande sind davon überzeugt, dass die Dokumentation bei vielen Hückelhovenern für echte Gänsehautatmosphäre sorgen wird. Erinnerungen an die Schließung der Zeche Sophia-Jacoba werden dann bei vielen Zuschauern wach. "Man denkt daran, wie es früher bei Sophia-Jacoba war", sagt Detlef Stab, der selbst 42 Jahre im Bergbau beschäftigt war. "Ein sehr emotionaler Film, der vielen unter die Haut gehen wird."

Journalist Spichartz wird an dem Abend für Begrüßung und einleitende Worte zuständig sein, Stab lässt die ereignisreiche Geschichte der Hückelhovener Steinkohlenzeche bis zu ihrem Ende im März 1997 Revue passieren. Den anschließenden Strukturwandel beleuchtet Bürgermeister Bernd Jansen. "Auch wenn der Film nicht in Hückelhoven spielt, ist er ein bewegendes Dokument des zeitgeschichtlichen Elements Bergbau in Deutschland", sagt Spichartz überzeugt.

Gisbert Baltes möchte den "Helden des Ruhrgebiets", ihren Familien und ihrem Leben mit dem rund 90-minütigen Streifen ein Film-Denkmal setzen. Sophia-Jacoba kommt darin nicht vor. Aber Fußballreporter-Legende Werner Hansch, der Kabarettist und frühere Knappschaftsarzt Dr. Ludger Stratmann, Uwe Lyko alias Herbert Knebel sowie die Moderatoren Susanne Wieseler, Yvonne Willicks und Peter Großmann, die sich selbst als "Zechenkinder" bezeichnen, wurden dafür ebenso von Baltes und seinem Filmteam interviewt wie Missfits-Kabarettistin Gerburg Jahnke.

Die "wahren Hauptdarsteller" bei "Schicht im Schacht" sollen jedoch die Bergleute selbst sein - der einst jüngste Wettersteiger, der in den 1960er Jahren als "Gastarbeiter" vom Schwarzen Meer über die Balkanroute ins Ruhrgebiet kam, der legendäre Knappenchor "Consolidation".

Integration sei damals ein Fremdwort gewesen, hat Filmemacher Baltes festgestellt. Sie sei einfach gelebt worden - über Tage und unter Tage.

(cb)
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