Hückelhoven Fehler in der Globalisierung gemacht

Hückelhoven · Elmar Theveßen, stellvertretender Chefredakteur des ZDF, diskutierte in Erkelenz.

Mit dem Thema "Islamistischer Terror oder Kampf der Kulturen?" kann man sicher keine Begeisterung erwecken, den bundeskanzlerischen Euphemismus "schaffen das" auf die Beherrschung der Flüchtlingsmigration und auf die Beherrschung des islamistischen Terrors anzuwenden, sicherte jetzt dem ZDF-Experten Elmar Theveßen in der Buchhandlung Wild in Erkelenz kräftigen Beifall der rund 80 Zuhörer beziehungsweise Diskutanten - sowie einen Packen "Hückelhovener Fair-Kaffee" plus ein Fläschchen Wein vom Veranstaltungs-Initiator Pax Christi aus der ehemaligen Bergbaustadt. Mit den gleichen Dankeschöns durch Pax-Sprecher Heinz-Jürgen Knubben wurde Irmgard Wild für die Bereitstellung ihrer Räume am Erkelenzer Markt bedacht.

Für Pax Christi, die katholische Friedensbewegung, hatte Bruno Bürger ins Thema ein- und mit der Frage "lässt sich dieser Terror noch erklären?" zum Referenten übergeleitet. "Ich versuche es", stellte der aus Viersen stammende stellvertretende Chefredakteur des ZDF seinem eineinviertelstündigen, freien Vortrag voran, in dem er sich durchaus aus der Zuhörerschaft mit Fragen oder Beiträgen unterbrechen ließ.

Theveßens Tenor: Die Globalisierung ist zu einem Gutteil völlig falsch angegangen worden. Angesichts der sogenannten Freihandelsabkommen Ceta und TTIP zog er ein vor einigen Jahren von der Europäischen Union mit Syrien abgeschlossenes Handelsabkommen heran, das in dem Land von der sozialistischen Baath-Bewegung unter Führung Assads marktwirtschaftliche "Reformen" wie die Aufgabe der kostenlosen Gesundheitsfürsorge verlangt habe. Diese und weitere Marktwirtschaftsimporte hätten zur Protestbewegung und Destabilisierung im Land geführt und den IS (Islamischer Staat) stark gemacht.

Dem afrikanischen Senegal habe die EU Fischereirechte vor der Küste abgekauft, die einheimischen Fischer hätten ihre Existenzgrundlage verloren - Armutsflüchtlinge waren die Folge, da die korrupte Staatsführung die Gelder aus der Europäischen Union in die eigene Tasche gesteckt hätten.

Elmar Theveßen setzte sich intensiv mit den Wegen der Radikalisierung junger Menschen hin zum Islam, hin zum Islamismus, hin zum Terrorismus auseinander, eine Kette, die von geschickten Hasspredigern und Organisationen wie dem IS und der Al Kaida in Gang gesetzt wurde mit Perspektiv-Angeboten für "Loser" (Verlierer) unter Flüchtlingen oder aus Frankreichs Elendsvorstädten.

In einer weiteren Eineinviertelstunde entspann sich eine Diskussionsrunde aus Fragen und Beiträgen um alle Aspekte von Not, Terror und Flucht auch in der Bundesrepublik. Ein Abend der Vertiefung und Ergänzung dessen, was man in den Hauptschlagzeilen-Artikeln und Hauptnachrichten-Sendungen eingeschränkt erfährt. Darunter auch die "Systemfrage", die nach dem "Kapitalismus" als Ursache für Gewalt und Krieg in der Welt. Sie wurde als solche nicht mehr beantwortet - und wäre ein Thema für eine nächste Veranstaltung aus der Pax-Christi-Reihe über "Fluchtursachen".

(isp)
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