Platz wird nach Urgestein des FC Germania benannt Große Ehre für Peter Bergrath

Rurich · Seit mehr als 50 Jahren ist er maßgeblich an der Leitung des FC Germania Rurich beteiligt – als Geschäftsführer, Trainer und Vorsitzender. Nun trägt der örtliche Sportplatz seinen Namen. Eine gelungene Überraschung.

 Die Überraschung ist gelungen. Christoph Sommer (li.) schließt Peter Bergrath auf „seinem“ Sportplatz in die Arme. Bis zum Schluss haben alle Beteiligten dicht gehalten.

Die Überraschung ist gelungen. Christoph Sommer (li.) schließt Peter Bergrath auf „seinem“ Sportplatz in die Arme. Bis zum Schluss haben alle Beteiligten dicht gehalten.

Foto: Marvin Wibbeke

Als er sich Freitagabend auf den Weg zur Anlage des FC Germania Rurich machte, wo das Wolfgang-Jäckel-Gedächtnisturnier eröffnet wurde, ahnte Peter Bergrath noch nicht, dass es ein denkwürdiger Abend für ihn werden sollte. Doch als Vorstandsmitglied Christoph Sommer pünktlich das Mikrofon ergriff, um ein paar einleitende Worte zum nach 2019 erstmals wieder stattfindenden Turnier zu sprechen, war Peter Bergrath schnell klar, dass es an diesem Abend um mehr gehen würde als nur um das Eröffnungsspiel zwischen dem SV Viktoria Koslar II und dem SV Körrenzig.

Denn Sommer gelang schnell der Schwenk auf die Verdienste des langjährigen Geschäftsführers. Es war das Jahr 1968, als eine Gruppe junger Ruricher Männer dafür sorgte, dass der FC Germania Rurich nach einer etwa 20-jährigen Pause wieder am Spielbetrieb teilnehmen konnte. Sie haben „den Verein wieder zum Leben erweckt“, sagt Sommer. Maßgeblich beteiligt an diesen Vorbereitungen war Peter Bergrath, der im Alter von 22 Jahren auch Geschäftsführer des Vereins wurde. Dieses Amt gab er die nächsten 52 Jahre nicht mehr ab, erst 2020 wurde er zum Vorsitzenden des Vereins gewählt. „Peter ist unbestritten Herz und Seele unseres Vereins. Er war immer da, in guten wie in schlechten Zeiten“, sagte Sommer. Wenn Not am Mann war, sprang Bergrath im Laufe der Jahre auch immer mal wieder als Trainer ein. Sogar zum Gladbacher Bökelberg sei er gefahren, um sich Trainingsinhalte abzuschauen und bei der Germania anzuwenden.

Dass Fußballstadien inzwischen nicht mehr nur nach dem Ort oder der Stadt benannt sind, in der sie sich befinden, ist keine Seltenheit. Im Profifußball sowieso. Das Westfalenstadion in Dortmund wurde zum Signal-Iduna-Park, einige Kilometer weiter spielt Aufsteiger Schalke 04 in der Veltins-Arena. Die meisten Stadien tragen den Namen von Sponsoren, was sich die Vereine fürstlich entlohnen lassen. Das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern ist da eine Ausnahme – benannt nach einem der Helden von Bern und einer Legende des 1. FC Kaiserslautern.

Auch in Rurich ist der Sportplatz nun nach einer echten Institution benannt. Sponsorennamen haben inzwischen aber auch im Amateurfußball Einzug erhalten, wenn auch nicht so weit verbreitet wie im Profisport. Während in den tieferen Ligen tatsächlich einige Plätze nach für den Verein bedeutsamen Personen oder nach dem Ort benannt sind, tauchen je höher man geht auch mehr Sponsorennamen auf. Landesligist Germania Teveren aus Geilenkirchen etwa hat den Stadionnamen an einen niederländischen Parfümhersteller verkauft.

 Zur Einweihung waren auch der Vorsitzende des Fußballkreises Heinsberg, Michael Kranz (kleines Bild, li.), und Hückelhovens stellvertretende Bürgermeisterin Andrea Axer gekommen.

Zur Einweihung waren auch der Vorsitzende des Fußballkreises Heinsberg, Michael Kranz (kleines Bild, li.), und Hückelhovens stellvertretende Bürgermeisterin Andrea Axer gekommen.

Foto: Marvin Wibbeke

Für den FC Germania Rurich aber ist das alles unwichtig. Hier gehe es schlicht und ergreifend darum, einem verdienten Mann im Verein eine Ehre zu erweisen. Zu diesem Anlass waren einige ehemalige Weggefährten gekommen, die Peter Bergrath als Spieler, Trainer oder Geschäftsführer erlebt haben. Die stellvertretende Bürgermeisterin Andrea Axer überbrachte die Glückwünsche der Stadt Hückelhoven. Im Stadtrat sei eifrig diskutiert worden. Sonst seien solche Ehrungen ja meist posthum. Das sei eigentlich sehr schade, da der Namensgeber dann ja nichts mehr davon habe. Daher habe man sich im Stadtrat über den Antrag des Vereins sehr gefreut. „Ohne das Ehrenamt bricht vieles zusammen“, sagte Axer. Es brauche Menschen wie Peter Bergrath, die mit Herzblut dabei seien. Auch Michael Kranz, der neue Vorsitzende des Fußballkreises Heinsberg. Es sei einer der schöneren Termine, die er seit seiner Wahl im Mai wahrnehmen durfte, sagte er und gratulierte Peter Bergrath von Herzen.

Der Mann des Tages wusste selbst gar nicht, wie ihm geschah. Bis zum Schluss hatten alle beteiligten Personen inklusive der Familie Bergraths dicht gehalten, um die Überraschung an genau diesem Tag gelingen zu lassen. Dies war nochmal schwerer, da es ja eine Zustimmung der Stadt Hückelhoven bedurfte, und der Stadtrat bereits Anfang Juni über diesen Antrag des Vereins entschieden hatte. „Ich bin total überwältigt“, sagte Peter Bergrath am Freitagabend, nachdem er schon etliche Gratulationen entgegen genommen hatte. Nichts habe er gewusst oder geahnt, sagte er. Als die Katze aus dem Sack gelassen und das große Schild enthüllt wurde, eilten Vereinsvertreter zur Bande, wo noch zwei Banner aufgehangen wurden. „Ich habe das doch alles aus Liebe gemacht“, sagte Bergrath sichtlich gerührt. Auch die Peter-Bergrath-Sprechchöre der aktiven Spieler dürften zu seiner Rührung beigetragen haben.

Ein Stadion oder einen Sportplatz schon zu Lebzeiten gewidmet zu bekommen, ist übrigens gar nicht so selten wie manch einer vermuten mag. Bestes Beispiel ist der zuvor erwähnte Fritz Walter. Seit 1985 trägt das Stadion auf dem Betzenberg den Namen des WM-Helden, Walter erlebte also bis zu seinem Tod noch 17 Jahre teils hochklassigen Fußball – inklusive zweier deutscher Meisterschaften 1991 und 1998.

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