Iftar-Essen Ramadan: Wenn der Wecker früh klingelt

Hückelhoven · Zahlreiche Gäste folgten der Einladung des Integrations- und Bildungsvereins, kurz IBV, in die Moschee an der Schaufenberger Jacobastraße. Das gemeinsame Fastenbrechen mit Gästen hat seit vielen Jahren Tradition.

 Zum traditionellen Iftar-Essen hatte der Integrations- und Bildungsverein eingeladen. Ins Gespräch kamen Walter von der Forst, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Erkelenz (3.v.r.),Necip Balli (2.v.r.) und Ömer Bilensari (r.) vom gastgebenden Verein.

Zum traditionellen Iftar-Essen hatte der Integrations- und Bildungsverein eingeladen. Ins Gespräch kamen Walter von der Forst, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Erkelenz (3.v.r.),Necip Balli (2.v.r.) und Ömer Bilensari (r.) vom gastgebenden Verein.

Foto: Ruth Klapproth

Eine App auf dem Smartphone zeigt ihnen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang an. Die Nacht ist kurz. Um genau 2.32 Uhr klingelt am nächsten Morgen der Handywecker zur Erinnerung – bis zu diesem Zeitpunkt darf gegessen und getrunken werden.

Im großen Speisesaal der Moschee an der Schaufenberger Jacobastraße, die der Integrations- und Bildungsverein (IBV) betreibt, stehen die zahlreichen Gäste an diesem Abend in kleinen Gruppen zusammen. Dann erklingt über die Lautsprecheranlage der traditionelle Gebetsruf, der die muslimischen Männer in den Gebetsraum ruft. Hier stellen sie sich in einer langen Reihe auf. Auch die deutschen Gäste dürfen dabei sein, als die Gastgeber ihr traditionelles Pflichtgebet verrichten. Vertreter der Städte Hückelhoven und Erkelenz, der Schulen, der Kreispolizeibehörde sowie verschiedener Einrichtungen und Organisationen, mit denen der IBV eng zusammen arbeitet, sind der jährlichen Einladung zum Fastenbrechen gefolgt. Es gibt scharfe Suppe aus getrocknetem Gemüse, grüne Bohnen, Salate, Hähnchenpfanne mit Reis, gefüllte Weinblätter, süßes Baklava-Gebäck und schwarzen Tee mit Nelken.

Noch bis zum 4. Juni dauert der Ramadan, der heilige Monat im islamischen Mondkalender. Es ist eine Zeit der Zusammenkunft, des gemeinsamen Betens und der Gastfreundschaft. Jeden Abend findet in den beiden Moscheen, die der Verein betreibt (in Schaufenberg an der Jacobastraße und in Hückelhoven an der Ludovicistraße) ein gemeinsames Iftar-Essen statt. „Acht Tage liegen jetzt hinter uns“, berichtet Necep Balli, der Vorsitzende des IBV.

Nach dem gemeinsamen Abendessen ergreift Imam Ömer Bilensari das Wort. Der junge Vorbeter, seit rund zwei Jahren im Amt, erläutert, dass der Ramadan für die Muslime einen ganz besonderen Zeitabschnitt darstelle. „In dieser Zeit vollbringen wir körperliche, materielle und verbale Gottesdienste.“ Das Fasten sei gleichbedeutend mit einem ganztägigen Dienst an Gott. Bilensari: „In diesem Monat strecken die Reichen den Armen ihre helfenden Hände aus.“ Botschaften zu Wohltat, Frieden, Solidarität, Respekt und Toleranz würden verbreitet. Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft sowie Teilen erlebten in dieser Zeit ihren Höhepunkt.

Der Vorbeter unterstrich, dass gesellschaftliche Polarisierung, Diskriminierung, Hassreden sowie Angriffe auf unschuldige Menschen und Gotteshäuser Vorkommnisse seien, die die Mitglieder der Moscheegemeinde tief traurig machten.

„Wir dürfen Extremisten jeder Art keinen Halt in unserer Stadt gewähren“, machte er unmissverständlich deutlich. Und weiter: „Wir verurteilen jede Gewalt.“ Gewalt dürfe keine Rechtfertigung haben. „Keiner hat das Recht, durch Missbrauch ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit den gesellschaftlichen Frieden zu stören.“

Den Zusammenhalt gesellschaftlichen Lebens wolle man weiterhin in gegenseitigem Respekt aufrecht erhalten. Gesellschaftliche Pluralität sei keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung, betonte Bilensari.

Andrea Kardis, Integrationsbeauftragte und stellvertretende Leiterin des Hückelhovener Sozialamtes, erklärte, dass der Ramadan nicht nur eine Zeit religiöser Einkehr sei, sondern auch der guten Taten. „Die Feste sind immer eine schöne Bereicherung in unserer Stadt.“

Grüße der Stadt Erkelenz überbrachte Bürgermeister-Stellvertreter Walter von der Forst. „Es ist schön, heute Abend hier zu sein“, sagte er. Diese Gemeinschaft habe schon Tradition. Zusammen zu sitzen in großer Runde, das ist dem Landwirt aus Genehen nicht fremd. „Ich stamme aus einer Bauernfamilie.“ Dabei könne man gemeinsam zusammenfinden, sich austauschen, ergänzen und helfen, wenn es notwendig sei.

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