Zeche Sophia-Jacoba Erinnerung an 100 Jahre Stadtgeschichte

Hückelhoven · Rückblick auf Sophia-Jacoba in Bildern und Reden: Ein eindrucksvoller Festakt zur Erinnerung an den Tag, als in Hückelhoven die erste Steinkohle gefördert wurde, ließ die uralte Geschichte der 1997 stillgelegten Zeche aufleben.

 Knappen waren mit Grubenlampen in die Aula eingezogen – sie brannten den ganzen Abend auf der Bühne neben Exponaten der Mineralienfreunde. Die Bergkapelle spielte, das Publikum sang inbrünstig das Bergmannslied.

Knappen waren mit Grubenlampen in die Aula eingezogen – sie brannten den ganzen Abend auf der Bühne neben Exponaten der Mineralienfreunde. Die Bergkapelle spielte, das Publikum sang inbrünstig das Bergmannslied.

Foto: JÜRGEN LAASER

Er hat sich nicht beirren lassen und mutig weiter gebohrt. Dass in genau diesem Gebiet Steinkohle liegen sollte — das konnte nicht möglich sein. Doch Friedrich Honigmann hat mit seinen Bohrungen das Gegenteil bewiesen. Die Erfolgsgeschichte des Hückelhovener Steinkohle-Bergwerks Sophia-Jacoba war geboren. Am 8. Januar 1914 wurde die erste Kohle zu Tage gefördert. Mit einem großen Festakt erinnerten gestern Abend die ehemaligen Kumpel der Zeche und die Stadt an uralte Steinkohlezeiten.

Gut 83 Jahre später formuliert es Franz-Josef Sonnen, der letzte Betriebsratsvorsitzende, so: "Kopf hoch! Schämen müssen sich Andere. Glück Auf!" Es war der 27. März 1997, als der letzte Förderwagen unter großer Anteilnahme die letzte Steinkohle aus dem Bergwerk brachte. Die Zeit zwischen 1914 und 1997 hat die Stadt Hückelhoven nicht nur geprägt, sondern bis heute ist Sophia-Jacoba präsent, manch einer riecht die Kohle noch. Zentraler Punkt der Feierlichkeiten gestern Abend in der Aula des Gymnasiums waren die Erinnerungen an Sophia-Jacoba. Die Grube stieg zur modernsten Anthrazitkohlezeche Europas auf, gelegen im Aachener Revier, dem ältesten in Europa.

Nach den ersten erfolgreichen Bohrungen durch Friedrich Honigmann nannte die erste Belegschaft ihre Zeche "Maiblümchen". Das immer größer werdende Grubenfeld stand unter der Leitung des ersten Bergwerksdirektors, Paul Kesten. Auch Nazi-Größen wurden auf Sophia-Jacoba aufmerksam und nutzten Hückelhoven mit seiner Zeche für einen Aufmarsch aus. Nach und nach hinzu kamen die Bergberufsschule (1930), die Bergkapelle Sophia-Jacoba (1939) und der Knappenverein St. Barbara (1957).

Der technische Fortschritt zahlte sich aus, jedoch waren Pferde bis in die 1950er Jahre unter Tage unentbehrlich. Bereits 1988 kündigte sich das Aus an: Die Gewerkschaft forderte einen garantierten Absatz der Kohle auf dem Wärmemarkt — der traurige Rest ist bekannt. Nach jahrelangem Ringen um den Erhalt von Sophia-Jacoba fiel am 11. November 1990 die endgültige Stilllegungsentscheidung.

Detlef Stab, Maschinenfahrsteiger i.R. und Vorsitzender des Fördervereins Schacht 3, lobte indes den erhaltenen Schacht 3: "Darauf sind wir mehr als stolz. Schacht 3 ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden." Die Chefs von einst beleuchteten nach einer Bilder- und Filmpräsentation in Kurzvorträgen technische und soziale Entwicklung in Bergwerk und Stadt. Bürgermeister Bernd Jansen dankte allen, die den Festakt mit Leben gefüllt haben. Die Angst vor einer sterbenden Stadt ist 17 Jahre nach Zechenschließung widerlegt. "Hückelhoven lebt — und wie", rief Jansen aus. "Wir Hückelhovener haben bewiesen, dass wir Krisen meistern können, darauf können wir stolz sein."

(RP)
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