Diskussion über nachhaltige Mobilität „Es geht auf einen Verkehrskollaps zu“

Heinsberg · Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Antworten auf diese Frage erhofften sich die Teilnehmer einer Veranstaltung von regio it, West-Verkehr, WFG und Werkbank in der Heinsberger Geschäftsstelle der Kreissparkasse Heinsberg.

 Selbst die größten Optimisten glauben nicht, dass es beim Straßenverkehr weitergehen kann wie bisher. Durch intelligente Lösungen soll gegengesteuert werden.

Selbst die größten Optimisten glauben nicht, dass es beim Straßenverkehr weitergehen kann wie bisher. Durch intelligente Lösungen soll gegengesteuert werden.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Die Veranstaltung trug den Titel „Nachhaltige Mobilität für Gewerbe, Industrie und Kommunen“. Dabei ist die Zukunft gar nicht mehr allzu fern, sie hat bereits in einigen Teilen mit der zunehmenden Digitalisierung begonnen. Autonomes Fahren, abgestimmte Verkehrskonzepte, gemeinsame Nutzung eines Fuhrparks durch mehrere Unternehmen, die Aufteilung eines Fahrzeugs durch Behörden und Privatleute, alle diese Ideen und noch viele mehr spielen eine Rolle bei der Mobilität der Zukunft.

Das machten sowohl Udo Winkens von West-Verkehr als auch Jörg Röhlen von regio IT in ihren Vorträgen und bei der Diskussion mit WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski deutlich. Interessante Informationen über die Position der Bürger im Kreis Heinsberg steuerte Sophia-Gross-Fengels von der RWTH Aachen bei, die im Rahmen ihrer Dissertation die Mobilität im ländlichen Raum am Beispiel des Kreises Heinsberg untersucht.

Die Doktorandin machte deutlich, dass wegen der Pendlerstruktur und der ländlichen Region das Auto nach wie vor an vorderster Stelle der Verkehrsmittel steht, die Bürger im Kreis Heinsberg aber durchaus bereit und flexibel seien, andere Verkehrsmittel zu nutzen, sofern sie angeboten und maßgeschneidert sind. Es sei an der Zeit, jetzt etwas zu tun, mahnte Schirowski: „Fakt ist, dass es langsam aber sicher und unaufhaltsam auf einen Verkehrskollaps zugeht.“ Selbst die größten Optimisten glaubten nicht, dass es beim Straßenverkehr weitergehen kann wie bisher. Durch intelligente Lösungen müsse gegengesteuert werden.

 Mobilitäts-Gesprächsrunde (v.l.): Jörg Röhlen (regio IT), Udo Winkens (west), Ulrich Schirowski (WFG, Moderator), Sophia Gross-Fengels (RWTH Aachen).

Mobilitäts-Gesprächsrunde (v.l.): Jörg Röhlen (regio IT), Udo Winkens (west), Ulrich Schirowski (WFG, Moderator), Sophia Gross-Fengels (RWTH Aachen).

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Gerade dieses Ziel haben West und regio IT im Visier „Der ÖPNV der Zukunft wird autonom und elektrisch betrieben sein“ meinte Udo Winkens. Feste Strukturen müssten aufgebrochen werden. Beispielhaft seien die kleinteiligen Angebote, wie etwa in Erkelenz mit den gut angenommenen Citybus-Linien. Die gemachten Erfahrungen motivieren die West, diese Angebote auch in anderen Kommunen wie demnächst Hückelhoven einzuführen.

Des Weiteren setzt die West bei ihrer Attraktivitätssteigerung auf Mobilitätsstationen. Auch hier wird Erkelenz der Vorreiter sein. Nachdem die Baugenehmigungen erteilt sind, wird die West in der Stadt an Haltepunkten diese Stationen einrichten, an denen Fahrräder ausgeliehen werden können. Damit kann der Kunde den Rest seiner Strecke nach dem Umstieg aus Bussen oder Bahn erledigen oder er gelangt damit von Sammelpunkten zu Bahnhof oder ZOB.

Als Mobilitätsdienstleister will die West dazu beitragen, dass gerade im ländlichen Raum die Kunden individuell und schnell per digitaler Technik, und dabei insbesondere dank des Smartphones, günstig, schnell und sicher mit der optimalen Kombination der Verkehrsmittel sein Ziel erreichen.

Stärker als Winkens hatte Röhlen die nachhaltige Mobilität bei Unternehmen, Betrieben und Verwaltungen im Blick und machte anhand des Industrieparks Oberbruch deutlich, was er sich vorstellen könne: Nicht jedes Unternehmen betreibt einen eigenen Fuhrpark, sondern sie teilen sich die Fahrzeuge. Nicht jedes Unternehmen baut eine eigene Solartankstelle, sondern mehrere gemeinsam. Mitarbeiter nutzen die betrieblichen Fahrzeuge auch privat oder am Wochenende.

Denkbar ist alles und dank der Digitalisierung auch machbar – und vielleicht gelingt es ja dem Bürger tatsächlich in naher Zukunft einmal, mit dem Öffentlichen Personennahverkehr am Abend spontan und schnell von Holzweiler nach Hatterath oder von Arsbeck nach Boscheln zu gelangen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort