con brio in Hückelhoven Schubert kongenial interpretiert

Hückelhoven · „Klavier entlang der Rur“: Ran Jia am Bechstein-Flügel in der Aula ließ die Klaviersonaten fließen und perlen. Die Konzertreihe ist ein Gemeinschaftsprojekt mit VHS und Jugendmusikschule.

 Mit einer unglaublichen Zartheit spielte die Pianistin Ran Jia auswendig Werke von Mozart, Brahms und Schubert in der Aula in Hückelhoven.

Mit einer unglaublichen Zartheit spielte die Pianistin Ran Jia auswendig Werke von Mozart, Brahms und Schubert in der Aula in Hückelhoven.

Foto: Ruth Klapproth

„Klavier entlang der Rur“ – das vor zwei Jahren vom Kammermusikverein Con Brio Hückelhoven, der Volkshochschule des Kreises für Erkelenz und der Jugendmusikschule Heinsberg zur Qualitätsförderung ins Leben gerufene Gemeinschaftsprojekt hält, was es verspricht: Am Sonntag erlebte die Hückelhovener Aula mit der 30-jährigen, in Shanghai in China geborenen Ran Jia eine Ausnahmeerscheinung an den Schwarz-Weiß-Tasten des Bechstein-Flügels, die die mehr als 100 Zuhörer an ihrem magischen Spielvergnügen teilhaben ließ. Und das mit Mozart, Brahms und – vor allem – Schubert.

Mit seinem Wunsch an die Zuhörer, „ein vergnügliches Konzert zu erleben“ lag Con-Brio-Vorsitzender Rudolf Lengersdorf völlig richtig, wie deren anhaltender Schlussbeifall zeigte, der die in Köln lebende und (auch) an der dortigen Musikhochschule ausgebildete Künstlerin zu einer fünfminütigen Zugabe (Mozart-Sonate) animierte.

Schon bei der Eingangssonate für Klavier Nr. 6 D-Dur KV 284 „Dürnitz“ zeigte sich, dass der Projekt-Titel in Verbindung zur Rur auch in diesem Fall gut gewählt war, poetisch-fließend das Spiel wie der Fluss, manchmal regelrecht mit Schaumkrönchen verziert, aber auch dynamisch strömend und perlend, wie Mozart eben. Seit dem dritten Lebensjahr hat die vor Köln in den USA ausgebildete Musikerin Spaß an den Tasten und deren Potenzial, den wohl tausende von Übungsstunden offensichtlich gesteigert haben, die Performance mit leichtem Lächeln und Handbogenzeichen, zur nächsten Passage überleitend, lässt die Zuhörer daran teilnehmen.

Bei Brahms‘ „Drei Intermezzi op. 117“ in den vier Sätzen blieb, tempobedingt, Zeit, sich auf jeden neuen Ton, jeden Anschlag zu freuen, poetische Fähigkeiten kamen ans Licht, des späteren Wiener Komponisten Melancholie erhielt musikalischen Ausdruck. Mit 13 Jahren entdeckte die unprätentiös in einem dezent-farbig designten Kleid auftretende Virtuosin ihr Interesse an Franz Schubert, der sein allseits hochgelobtes Potenzial ob seines Todes mit 31 nicht ausschöpfen konnte, dennoch schon an Beethovens Sonaten gemessen wurde. Entsprechend sorgte Ran Jia mit der „Sonate für Klavier Nr. 21 B-Dur D 960“ für eine eigene Klangwelt mit der herausragenden Akustik der Aula, schaute mit sichtlichem Vergnügen lächelnd mal auf die Tasten, mal in den Bühnenhimmel, Schuberts Wesen frei, wie alle Werke, kongenial interpretierend in allen Facetten – das Publikum nahm gern und begeistert zur Mit-Freude an der Musik teil. Belohnte die Ausnahme-Könnerin mit starkem Beifall, wurde von ihr mit Zugabe belohnt. Ran Jia erhielt Blumen von Con Brio, gab anschließend Autogramme auf die angebotene CD – natürlich mit zwei Sonaten von Franz Schubert.

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