Erkelenz Canthe gibt viel Stoff zum Nachdenken

Erkelenz · Einer von vielen Beiträgen zur Kunsttour lieferte die Künstlergruppe im Alten Rathaus.

Laura-Helene Förster erläutert zwei Mitausstellern, Helmut Machart und Herzberg de Pers (r.), ihre Katzen-Bilder.

Laura-Helene Förster erläutert zwei Mitausstellern, Helmut Machart und Herzberg de Pers (r.), ihre Katzen-Bilder.

Foto: Jürgen Laaser

Ratheim Vier Künstler der Gruppe "Canthe" zeigten am Wochenende im Rahmen der Kunsttour im Alten Rathaus am Ratheimer Markt ihre Arbeiten. Gleich im Foyer stach die Installation "Glanz und Elend" von Henning Herzberg de Pers ins Auge. Mit Besonderheiten warteten aber auch Laura-Helene Förster, Helmut Machat und Michael Borgulat auf.

"Fragmentarische Transferdrucke" nennt Laura-Helene Förster, Studentin an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie, ihre aktuellen Arbeiten: Katzen. Transferdrucke sind eine Mischtechnik, bei der ein dünnes Papierfoto mit einer Spezialflüssigkeit auf Leinwand aufgetragen wird. Das Papier ist fragmentarisch-dünn aufgetragen und wird dann mit Öl oder Acryl bearbeitet. Dabei entstehen sehr lebensechte Katzenporträts, die die Kraft und Anmut dieser Haustiere detailreich zeigen.

Helmut Machats Fotografien sind auf den ersten Blick als solche oft kaum erkennbar. Denn er bringt die Farbe in den Vordergrund, geht an die Grenze der Malerei, überschreitet sie rein visuell sogar und bleibt doch seinem großen Thema "Wasser" treu. Den Effekt des Malerischen erzielt er auch mit einem "Hahnemühlenpapier", verwendet auch Baumwollgemische als Leinwände. Eben Malermaterial, das vom Wind bewegte Wasser zu flirrenden Bildern werden lässt mit Spiegelungen oder auf der Fläche schwimmenden Pflanzen oder Algen. Assoziationen an Claude Monet werden erzeugt.

Ist Herzberg de Pers mit der Installation "Glanz und Elend" sehr politisch (eine goldbehängte Priesterin segnet huldvoll, ein Contergan-Behinderter und drei Bettler mit Bierflaschen zu ihren Füßen), gehen neuere Werke auf das Thema Frieden und Elend des Krieges ein. Unverkennbar der Bezug zur Ukraine-Krim-Russland-Krise mit Bildern und Bildcollagen mit Putin unter dem Thema "Nur kein Krieg", wobei Krieg auch in der russisch-kyrillischen Form "Bonhá" eingearbeitet ist. Teils auch mit bildnerischem Bezug zum 1. Weltkrieg, der vor genau 100 Jahren begann.

Beeindruckend auch die fotografischen Kleinformate von Michael Borgulat - einmal zum "Leben im Hotel" mit surrealistischen Anflügen, vor allem aber mit einer Serie aus dem Konzentrationslager Auschwitz in Schwarz-Weiß, die Haufen von Schuhen oder Koffern zeigen, die die zur Vernichtung herantransportierten Juden ablegen mussten.

Dramatisch das Foto eines Bergs von Arm- und Beinprothesen von jüdischen Männern, die, für das Deutsche Reich im 1. Weltkrieg als Soldaten kämpfend, schwer verwundet wurden. Ein Bild, das ohne Worte die Geschichte verdeutlicht.

(isp)
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