Hückelhoven Brückenbau für eine neue Infrastruktur

Hückelhoven · Brücke Myhler Straße für die Ortsumgehung Ratheim-Millich wird in diesem Frühjahr in Angriff genommen. Bis Ende Februar laufen noch Rodungsarbeiten für die neue Trasse. Arbeiten für Unterführung Schlackerweg in Vergabe.

 Eine Kuh war um 1909 vor eine Heukarre gespannt, um die Durchlässigkeit der Bahn-Brücke Myhler Straße in Ratheim zu prüfen.

Eine Kuh war um 1909 vor eine Heukarre gespannt, um die Durchlässigkeit der Bahn-Brücke Myhler Straße in Ratheim zu prüfen.

Foto: Stadtarchiv Hückelhoven.

Modernisierung, Anpassung der Verkehrs-Infrastruktur, um die Wirtschaft zu stärken - kürzlich wurde die alte Bahnbrücke zwischen Millich und Schaufenberg abgerissen, um eine neue Brücke für die Umgehung L 117n zu errichten, die für die Infrastruktur Hückelhovens von Bedeutung ist.

Die Bahnlinie war 1911 eröffnet worden zur Stärkung der Infrastruktur für die Steinkohle. 2019 wird die Landstraßenbrücke gebaut, wie Stephan Huth vom Landesbetrieb Straßen NRW auf Anfrage mitteilte. Die seit November gesperrte Straße von Millich nach Schaufenberg ist für den Verkehr wieder freigegeben.

 Die Vollsperrung der Schaufenberger Straße ist aufgehoben, hier kann der Verkehr wieder fließen.

Die Vollsperrung der Schaufenberger Straße ist aufgehoben, hier kann der Verkehr wieder fließen.

Foto: STADT HÜCKELHOVEN

Für die Stadt Hückelhoven zusätzlich wichtig: Die Jahrzehnte auftretenden Hochwasserprobleme werden durch Verbreiterung des seitlichen Kanals (Golkrather Bach) beseitigt. Auch die Ampel, die den Gegenverkehr regelte, ist nun nicht mehr nötig - freie Fahrt zur Grünsammelstelle der Stadt.

In den letzten Jahrzehnten wurde die Brücke in erster Linie als Verkehrshindernis wahrgenommen. Gebaut wurde sie im Rahmen der Bahnlinie Jülich-Dalheim, deren Erster Spatenstich im Oktober 1908 in Baal erfolgt war, den 110. Geburtstag hat sie demnach knapp verpasst. Sie wurde als Natursteinbrücke mit Betonkern errichtet in einer Zeit, in der Transporte mit Pferdefuhrwerken gerumpelt wurden. Der Neubau erfolgt in Betonträgerkonstruktion.

Die neue Brücke wird erst 2019 gebaut, um nicht mehrere Verkehrshindernisse beim Bau der Umgehung L 117 gleichzeitig zu produzieren, wie Stephan Huth erläutert, denn Vorrang erhält das neue Brückenbauwerk über die Myhler Straße in Ratheim, das vor der alten Bahnbrücke von Ratheim aus in Richtung Altmyhl gesehen gestaltet wird. Begonnen werden soll im Frühjahr, da wird es zu Sperrungen kommen.

Bis dahin ist die Schaufenberger Straße provisorisch frei. Baubeginn soll auch noch 2018 am Kreisverkehr auf der (alten) L 117 etwa 600 Meter vor Ratheim von Wassenberg aus gesehen sein, von dem aus die L 117 n in Richtung des früheren Zechengeländes führen soll, wo sie dann auf und entlang der alten Bahnstrecke in Richtung Hückelhoven verläuft. Dort ist wiederum der Kreisverkehr am Fuß der Millicher Halde das Ziel. Der Kreisel wird erheblich vergrößert, was 2019 angegangen werden soll. In Ratheim wird die schmale Unterführung "Schlackerweg" von Alt-Ratheim zur Schule Im Weidengrund bestehen bleiben, die L 117 n erhält auch hier eine neue Brücke davor.

Industrialisierung und Verkehrsinfrastruktur - seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ein Bedingungs-Gespann. Der Energieproduzent Dampfmaschine machte sowohl Massenfertigung von Produkten wie auch deren Transport über die Eisenbahnen möglich, letztere ein Entwicklungssprung, indem sie wetterunabhängige Bewegungen ermöglichte. Denn das "kunstmäßig" (preußisches Amtsdeutsch) hergestellte "Straßennetz" war bis ins 20. Jahrhundert hinein ein im Wesentlichen mit Bruchsteinen befestigtes Verbindungsstück zwischen Orten, das mit Seitengräben tiefen Matsch nach Regenfällen kaum vermeiden konnte.

Die einzige bedeutende Straße der Region war die Strecke Aachen-Krefeld über Baal und Erkelenz, ansonsten war der Feldweg beherrschend. Bedenkt man, dass in Deutschland 1835 die erste Eisenbahn auf wenigen Kilometern Schiene verkehrte, lässt sich deren rasante Entwicklung daran ablesen, dass für die Linie Aachen-Düsseldorf schon 1844 eine Gesellschaft gegründet und die Rurbrücke Brachelen/Baal errichtet wurde. 1854 war sie vollständig fertig. Sie ermöglichte Mobilität für Menschen und Waren.

Entsprechend wollten alle an ihr liegenden Orte Haltepunkte, Bahnhöfe eingerichtet haben. Nur einer nicht, und das war ein deutliches Zeichen des Niedergangs: Brachelen. Der heutige Hückelhovener Stadtteil war bis fast in die Mitte des 19. Jahrhunderts die größte Siedlung zwischen Mönchengladbach und Aachen, hatte eine ausgewiesene Handwerksstruktur, mit der größten Papierfabrik einen Markierungspunkt der Industrialisierung. Man fürchtete wohl finanzielle Belastungen durch eine Bahnstation. Es dauerte nicht lange bis zur Einsicht, einen gewaltigen Fehler gemacht zu haben - allein die Bahngesellschaft ließ Brachelen zappeln, war selbst durch ein Angebot von enormen 35.000 Mark nicht zur Umkehr zu bewegen. Erst 1904 erreichte Brachelen seinen Bahnhof.

Da waren alle Züge abgefahren, Brachelen fiel zurück. Erst in den 1970er Jahren konnte ein Gewerbegebiet etabliert werden, ab den 1980er Jahren entwickelten sich die Gereon-Senioreneinrichtungen zum größten Arbeitgeber.

(isp)
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