Brauchtum Karnevalisten lassen rote Rosen regnen

BRACHELEN · 430 Teilnehmer beim sommerlichen Brauchtumsumzug, mit dem die Karnevalisten von den Brökeler Kappehäuer am Wochenende ihr 55-jähriges Bestehen feierten.

 Die Fußgruppe „De Utjebüchste“ zog am Prinzenwagen der Brökeler Kappehäuer vorüber, die ihr 55-jähriges Bestehen mit einem Brauchtumsumzug bei strahlendem Sonnenschein feierten.

Die Fußgruppe „De Utjebüchste“ zog am Prinzenwagen der Brökeler Kappehäuer vorüber, die ihr 55-jähriges Bestehen mit einem Brauchtumsumzug bei strahlendem Sonnenschein feierten.

Foto: Ruth Klapproth

Ihre Session ging in die Verlängerung: Für den großen Brauchtumsumzug zum 55-jährigen Bestehen der Brökeler Kappehäuer holten Seine Tollität Karl, Ihre Lieblichkeit Jungfrau Franka (Vater Lengersdorf mit Sohn Frank) und Bauer Herbert Müschen noch einmal ihre schmucken Ornate aus dem Kleiderschrank.

Wassereis statt Kamelle, hochsommerliche Temperaturen, ein jeckes Dreigestirn in Feierlaune und ein turbulenter Straßenkarneval mit fantasievollen Kostümen – so feierte die rot-weiße Traditionsgesellschaft am Wochenende ihr Jubiläum. Pünktlich um 14.11 Uhr setzte sich am Samstag der närrische Geburtstags-Lindwurm am Kirmesplatz hinter dem Brachelener Kaisersaal in Bewegung. Kappehäuer-Sitzungspräsident Manni Kirberg hieß die zahlreichen Teilnehmer willkommen. Ortsvereine, Abordnungen befreundeter Karnevalsvereine und viele Brachelener feierten begeistert mit bei der stimmungsvollen Narren-Sause mitten im Sommer.

Karneval im Juli, dafür hatte sich das jecke Dreigestirn der Brökeler Kappehäuer einiges einfallen lassen. Kamellewerfen ist außerhalb der fünften Jahreszeit nach den Richtlinien des Bundes Deutscher Karneval (BDK) nicht erlaubt. Stattdessen ließen es Karl, Franka und Herbert 2000 rote Rosen regnen. Auch das farbenfrohe Wassereis der drei vergnügten Narrenregenten kam gut an beim feiernden Volk. Von ihrem luftigen Podest auf dem Prunkwagen der Geburtstags-Gesellschaft verfolgten sie den kunterbunten Festzug, begleitet von den Tanzgarden und Elferräten.

Auf einer „jecken Schulwiese“ befanden sich die Schmetterlinge, Bienen und Marienkäfer der St.-Martin-Schule mit Rektorin Jennifer Gisbertz-Künster. Als bunte Hippies erinnerte die Fußgruppe „Näätsbreggeler“ an die 1970er Jahre. In ferne Galaxien entführte die Star-Wars-Besatzung der Karnevalsfreunde Jackerath. Ganz schön zünftig: In feschen Dirndltrachten zeigten sich die Damen der Truppe „Van alles jet“ ausgesprochen bajuwarisch. Mit dem fahrenden Hard Rock Café Brachelen waren die „Promille Tigers“ unterwegs, während die Cowboys von „Claßens wilder Ranch“ in bester Wildwest-Manier für ganz ausgelassene Stimmung sorgten.

Die Brachelener Berserker kamen ins Schwitzen – sie setzten bei der sommerlichen Sause auf ihre bewährten Fell-Kostüme. Weitaus freizügiger ging es bei den jungen Damen aus der Showtanzgruppe „City Lights“ zu. In engen Gold-Corsagen und dunkelgrünen Fischschwanz-Paillettenkleidern verkörperten sie Meerjungfrauen aus der Brachelener Unterwasserwelt.

Auch die Gruppe „Alles dureen“ war als Nixen unterwegs. „De Utjebüchste“ hatten den Karneval in Rio zu ihrem Motto erkoren. In roten Petticoats ließ die „Crew of Madness“ die wilden 1950er Jahre aufleben. Die Altherrenabteilung des SV Brachelen erklärte das vorzeitige WM-Aus für Jogi Löws Elf: „Wir hatten Heimweh.“

Brökeler Jonges, Freiwillige Feuerwehr, Hopfenjünger und die Südend-Nachbarschaft mischten fröhlich mit beim Jubiläumszug der Kappehäuer. Insgesamt 430 Teilnehmer zogen durch Brachelens Straßen. Vorher hatten sie sich schon beim musikalischen Frühschoppen auf das spektakuläre Großereignis in die richtige Stimmung versetzt. Auch die große Geburtstagsparty unter freiem Himmel mit der Coverband „deviceS“ war am Vorabend gut angekommen. „Wir haben 540 Eintrittskarten verkauft“, verriet Sitzungspräsident Manni Kirberg. Dennoch drückt die Brachelener Karnevalisten zurzeit der Schuh. Die quirlige Truppe um den Vorsitzenden Manfred Wendt weiß nicht, wo sie ihre nächste Galasitzung abhalten kann. Der Kaisersaal ist geschlossen und steht zum Verkauf, eine Alternative gibt es im ganzen Ort nicht.

Nach dem jecken Brauchtumsumzug trat Stimmungssänger Dominik Brack auf. Der junge Pflegehelfer aus der Brachelener Einrichtung Haus Berg ist eine Entdeckung des Kappehäuer-Sitzungspräsidenten Manni Kirberg.

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