Bergmännisches Brauchtum Gedenken und Gemeinschaft

Hilfarth · Der Knappenverein St. Barbara Hückelhoven-Hilfarth zelebrierte die Barbarafeier und gedachte der verstorbenen Bergmänner. Wehmut zeigte sich in den ­Gesichtern der ehemaligen Kumpel im Jahr des Steinkohlen-­Ausstiegs.

 Mit angezündeten Grubenlampen in den Händen zogen die Knappen, gekleidet in schwarze Bergkittel, zu Ehren der Schutzpatronin Barbara durch Alt-Hilfarth und die Bergmannssiedlung.

Mit angezündeten Grubenlampen in den Händen zogen die Knappen, gekleidet in schwarze Bergkittel, zu Ehren der Schutzpatronin Barbara durch Alt-Hilfarth und die Bergmannssiedlung.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Der Knappenverein St. Barbara Hückelhoven-Hilfarth beging die traditionelle Barbarafeier zur Pflege des bergmännischen Brauchtums und der Kameradschaft. Eingeläutet wurden die Festlichkeiten mit einem Konzert des Instrumentalvereins Hilfarth im Vereinslokal Windelen an der Breiten Straße.

Von dort aus zog die Bergparade zu Ehren der Schutzpatronin aller Bergleute durch Alt-Hilfarth und die Bergmanns-Siedlung, um am Gedenkstein für verstorbene Kumpel an der Tannenstraße einen Kranz niederzulegen. Begleitet wurden die Hilfarther Knappen dabei von Vertretern befreundeter Knappenvereine, Delegationen der Hilfarther Ortsvereine sowie Gästen aus der Politik.

Landrat Stephan Pusch unterstrich die Bedeutung der feierlichen Kranzniederlegung mit einigen ehrenden Worten und dankte den Knappen dafür, dem Totengedenken jedes Jahr aufs Neue einen so würdigen Rahmen zu geben. In der hiesigen Zeche Sophia-Jacoba sei schon über zwei Jahrzehnte keine Kohle mehr gefördert worden, dennoch würden Traditionen und Werte bewahrt und aufrecht erhalten sowie Arbeit und Leben der Bergleute mit dieser symbolischen Geste in Erinnerung gehalten. „Es zeigt einen Zusammenhalt, der ganz so wirkt, als wäre die Zeche immer noch da, das berührt mich sehr“, sagte der Landrat.

Hückelhoven und die umliegenden Ortschaften seien mit der Zeche groß geworden und die Zeit, die sich durch harte und gefährliche Arbeiten unter Tage auszeichnete, habe zusammengeschweißt. „Gemeinschaft, Verlässlichkeit und Solidarität hatten im Bergbau höchste Priorität. Heute erinnern wir uns und wollen nicht nur jeden einzelnen Bergmanns gedenken, sondern auch des Lebens- und Berufsfelds, das die Stadt geprägt hat“, mahnte Pusch. Die Barbarafeier sei neben dem ernsten Gedenken aber auch ein Anlass zur Freude und zum gemütlichen Beisammensein und würde auch auf diese Weise die damals gelebte Gemeinschaft widerspiegeln.

Von der Tannenstraße aus zog die Parade durch Hilfarth zurück zur katholischen Kirche und schuf in der Dämmerung ein eindrucksvolles Bild – gekleidet im „Kittel“, der traditionellen Tracht der Bergleute, zogen die Knappen mit brennenden Grubenlampen in die Kirche ein. Der folgende ökumenische Gottesdienst wurde musikalisch durch die Bergkapelle Sophia-Jacoba, den Instrumentalverein Hilfarth, den Männergesangsverein Hückelhoven-Kleingladbach, das Mandolinenorchester und den Solisten Rainer Wagner mit dem Dudelsack gestaltet. Der Abschluss der Festlichkeiten fand im Lokal Windelen statt, während des heiteren Ausklangs der Feier – der „gemütlichen Schicht“ – wurden auch die Jubilare des Vereins geehrt.

Einen Schatten auf die Barbarafeier warfen die diesjährigen Entwicklungen um den Bergbau. Denn am 21. Dezember wird mit der Grube Prosper Haniel in Bottrop das letzte Steinkohlebergwerk Deutschlands geschlossen, auch die Zeche „Anthrazit“ in Ibbenbüren sieht ihrem Ende entgegen. Nach 905 Jahren endet der Steinkohlebergbau somit endgültig, und der Beruf des Bergmanns, der für lange Zeit so viele Gegenden entscheidend geprägt hat, wird künftig weder ausgebildet, noch ausgeübt.

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