Hückelhoven Als Hilfarth in braunen Fluten versank
Hückelhoven · 50 Jahre nach Überschwemmung Hilfarths durch die über die Ufer getretene Rur soll im Januar 2015 eine Ausstellung im Korbmachermuseum an das "Jahrhunderthochwasser" erinnern. Die Rurtalkorbmacher zeigen Bilder und Berichte.
"Alaaf Helfeth, on wenn et versüppt!" Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Und Hilfarth (Helfeth) konnte in der Karnevalssession 1965 kurz nach dem 10. Januar lachen - die Unterbrechung an diesem Tag bildete die sich im Halbkreis um Hilfarth schlingende Rur, die gegen 21 Uhr praktisch ganz Alt-Hilfarth überschwemmt hatte. Daran wird eine Veranstaltung erinnern, die der Arbeitskreis Geschichte im Hilfarther Korbmacherverein für den 11. Januar 2015 vorbereitet, also genau 50 Jahre nach dem einschneidenden Ereignis. "Mit einer Bilderausstellung und vielen Informationen werden wir im Januar und Februar im Korbmachermuseum zeigen, wie stark das Hochwasser damals war", so Vorsitzender Hermann-Josef Knur.
"On wenn et versüppt" - und wenn es (v)ersäuft - eine Formel, die Jahrhunderte lang für das flach im Rurbogen liegende Hilfarth gegolten hatte. Überschwemmungen gehörten fast zum Jahresablauf, wie die Organisatoren der Gedenkveranstaltung jetzt an die Zeiten vor 1965 erinnerten, aber der 10. Januar hatte seine Ursache in einer Fehlkonstruktion des Neubaus der in Nord-Südrichtung durch Hilfarth führenden Breitestraße. Die als Landstraße 364 qualifizierte Verkehrsader kreuzt in Höhe der evangelischen Kirche einen Flutgraben, der in nassen Zeiten Wasser aufnahm und quasi westlich hinter Hilfarth wieder in die Rur führte. Die Landesplaner hatten trotz Warnungen aus der Bevölkerung und der Kommunalpolitik, darunter das Gemeinderatsmitglied Wilhelm Rick, die Straße nicht als Brücke über den "Bohnenkampgraben", sondern als auch noch höheren Straßenkörper mit Rohrdurchlass geplant. Der Grund: Eine Brücke hätte 500 000 Mark mehr gekostet. Am 10. Januar 1965 heulten dann in ganz Hilfarth gegen 21.20 Uhr sämtliche Sirenen - den Beweis für die Fehlkonstruktion hatten die Bürger zu der Zeit in den Kellern. Dass der Flutgraben Wasser führte, war nicht ungewöhnlich, im Frühjahr und im Herbst/Winter waren er und weitere in Hilfarth häufig gefüllt, sogar Hochwasser war nicht unüblich. Aber im Januar 1965 hatte das Rurtalsperrensystem die Schleusen wegen des Schmelzwassers geöffnet. Vor dem 10. Januar hatte es einige Tage geregnet - im Verbund mit dem zu engen Durchlass an der Landstraße 364 kam es zum "Jahrhunderthochwasser" im Rur-Ort. Das Wasser geriet in das Kanalsystem und ließ fast im gesamten Alt-Teil Hilfarths östlich der Breitestraße die Gullydeckel auf Fontänen in die Höhe schießen. Im Bereich der katholischen Leonhardskirche stand das Wasser einen Meter hoch.
Noch am 11. Januar wurde die Straße am Flutgraben aufgerissen, damit das Wasser schneller abfließen konnte. Am 4. Februar wurde beschlossen, die Breitestraße an der Stelle sofort auf das alte Niveau abzusenken - mit dem Provisorium lebt, so die Korbmacher heute, der Ort seit 50 Jahren ganz gut. Und mit der "Deregulierung" der Rur, die bereits bei Körrenzig und im Bereich Ratheim vorgenommen worden ist, dürfte Jahrhunderthochwasser auch in Zukunft vermieden werden, ist man in Hilfarth überzeugt.