13. Suchtforum in Hückelhoven Wenn Eltern von Sucht belastet sind

Hückelhoven · Auf überaus großes Interesse stieß das 13. Hückelhovener Suchtforum zum Thema „Elternschaft und Sucht – ein Tabu?“ im Gemeindesaal. Experten berichteten von der Arbeit mit suchtbelasteten Familien und Hilfsangeboten.

 Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen, mit den Referenten Ute Danicke-Biskup, Georg Merker und Brigitta Lökenhoff sowie Andrea Axer, stellvertretende Bürgermeisterin (v.l.).

Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen, mit den Referenten Ute Danicke-Biskup, Georg Merker und Brigitta Lökenhoff sowie Andrea Axer, stellvertretende Bürgermeisterin (v.l.).

Foto: Caritas

Die meisten Suchtkranken wollen gute Eltern sein. Dies wurde deutlich beim 13. Hückelhovener Suchtforum. Unterstützungsmöglichkeiten und Angebote kamen ebenso zur Sprache wie die Forderung nach Finanzierung oder Regelförderung solcher Angebote.

Die Fachtagung hatte die in Hückelhoven ansässige Beratungsstelle für Suchtfragen in Trägerschaft des Caritasverbandes in Kooperation mit dem Diakonischen Werk veranstaltet. Statt der angemeldeten 111 Interessenten kamen 125 ins Gemeindezentrum, darunter Vertreter der Jugendhilfe, Jugendämter, Eingliederungshilfe, von Suchtstationen, Schulsozialarbeiter und Ärzte.

Erneut habe man eine Thematik von gesellschaftlicher Relevanz gefunden, betonte Marlies Trapp, Leiterin der Beratungsstelle. Hätten bei den Foren2007 und 2012 die Kinder im Vordergrund gestanden, so liege nun der Schwerpunkt auf der Elternschaft von suchtkranken Müttern und Vätern, erklärte sie.

Brigitta Lökenhoff, Soziologin und Referentin für die Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW, Bella Donna Essen, stellte die Bedeutung von Ressourcenorientierung heraus sowie Formen der Unterstützung von Müttern, Vätern sowie Kindern: positive Aspekte der Eltern-Kind-Beziehung zu erkennen und zu stärken, realistische Erwartungen und Feinfühligkeit zu fördern sowie Basiswissen zu vermitteln. Wie ressourcenorientierte Arbeit mit suchtbelasteten Familien konkret aussehen kann, verdeutliche Lökenhoff anhand eines dreijährigen Projekts bei Bella Donna. Im Zentrum steht eine präventive frühe Förderung der Bindungs- und Erziehungskompetenz drogenabhängiger Mütter, die oft noch unter körperlichen und psychischen Erkrankungen leiden, eine traumatische Biographie und traumabedingte Bindungsstörungen aufweisen. Projektziele sind eine psycho-soziale Stabilisierung und Stärkung der Motivation zum Ausstieg aus der Droge, Hilfe beim Etablieren sozialer Hilfen, Grundlagenwissen zur kindlichen Entwicklung und Stärkung des Selbstbewusstseins.

Den Blick auf die Väter lenkte Georg Merker, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztlicher Leiter der Reha-Fachklinik Meckenheim. Er stellte heraus, dass Themen wie Umgangsrecht, Scham- und Schuldgefühle bezüglich der nicht gelebten Rolle als Vater die Patienten bewegt und ein hoher Unterstützungsbedarf bei der Verantwortungsübernahme besteht. „Wir versuchen zu vermitteln, dass das Kindeswohl höher ist als das primäre Bedürfnis des Patienten“, so Merker. Traumatisierungen in Kindheit und Jugend (durch langjährige emotionale oder körperliche Vernachlässigung, emotionale, körperliche und sexuelle Gewalt), aus denen oft die Sucht als Symptom folge, hätten Auswirkungen auf das eigene Erziehungsverhalten sowie jede Form der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Welche Herausforderungen es gibt, wenn die Mutter ihr Kind mit in die Klinik bringt, stellte Ute Danicke-Biskup, Diplom-Pädagogin, systemische Familientherapeutin und Suchttherapeutin von der Salus Klinik Hürth vor. Sie berichtete von den Angeboten für Frauen mit Begleitkindern. Der Grundsatz ist, Familiensysteme zu erhalten und zusammenzuführen, die Patientinnen zu unterstützen, sich in ihrer gesellschaftlichen Rolle zu entwickeln.

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