Zugausfälle So „löst“ die Bahn ihr Verspätungs-Problem

Hilden · Es war kein schöner Morgen für Pendler auf der S-Bahn-Linie 1. Mitten im größten Einkaufs-und Berufsverkehr mussten die Fahrgäste am Bahnhof Hilden aussteigen.

 Ost-Seite am Hauptbahnhof Solingen; Blick vom Bahnsteig mit einfahrender S-Bahn S1

Ost-Seite am Hauptbahnhof Solingen; Blick vom Bahnsteig mit einfahrender S-Bahn S1

Foto: Guido Radtke

Wer nach Solingen weiterfahren wollte, musste auf den nächsten (vollgestopften) Zug warten.

Reisende, die den Grund erfahren wollten, erhielten unter anderem auf dem Twitter-Service des Unternehmens, die kurze Nachricht „Verspätungskürzung“. Die kommt nach Auskunft verschiedener Betroffener auf manchen Linien mittlerweile fast täglich vor.

Was im Bahn-Sprech wie eine Service-Maßnahme klingt, ist in Wahrheit nichts anderes als ein vorzeitiges Herausnehmen des Zuges aus dem Fahrplan.

Mit dieser Maßnahme, erläuterte ein Sprecher der Deutschen Bahn in Düsseldorf auf Anfrage, würden die Disponenten versuchen, verspätete Züge wieder in den Fahrplantakt zurückzuführen. Der Zug endet quasi vorzeitig, der nächste rückt im Fahrplan vor.

Was der Sprecher eine notwendige Maßnahme nennt, ist für Fahrgast-Verbände ein Trick. Der Effekt: Wenn ein Zug, der 30 Minuten Verspätung hat, vorzeitig endet, reduziert sich die Verspätung für den Rest des Fahrplans schlagartig. Aus 30 Minuten werden so fünf – die Fahrgäste stehen allerdings auf dem Bahnsteig. Buchhalterisch, so die Kritiker dieses Verfahrens, sei die Bahn die Verspätungen damit zwar los – an der Ursache habe sich damit aber nichts geändert.

Die sei in der jüngeren Vergangenheit unter anderem immer wieder in zu wenig Waggons zu suchen gewesen. Waren zu viele davon auch noch in Wartung, fielen sogar ganze Züge aus

„Für die Fahrgäste ist das wie ein Ausfall“, räumt auch der Bahn-Sprecher ein. Man versuche, die Fahrgäste umfassend über Ausfälle und Verspätungen zu informieren. Allerdings: „Wenn wir solche Verspätungskürzungen nicht vornehmen würden, würden wir eine viel größere Zahl von Fahrgästen im Laufe eines Tages mit deutlichen Verzögerungen verärgern.“

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