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Hilden Wo alle zusammen spielen und lernen

Hilden · Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat treffen Kinder mit und ohne Behinderung auf dem Hildener Abenteuerspielplatz aufeinander. Oft spielen dann Kinder aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen und mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen ganz zwanglos zusammen.

 Birgitt Giessler, links im Bild, beaufsichtigt die gemeinsame Bastelstunde von behinderten und nicht behinderten Kindern bei der bei der Freizeitgemeinschaft.

Birgitt Giessler, links im Bild, beaufsichtigt die gemeinsame Bastelstunde von behinderten und nicht behinderten Kindern bei der bei der Freizeitgemeinschaft.

Foto: Olaf Staschik

Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat treffen Kinder mit und ohne Behinderung auf dem Hildener Abenteuerspielplatz aufeinander. Oft spielen dann Kinder aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen und mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen ganz zwanglos zusammen.

Der Abenteuerspielplatz ist eine Einrichtung der Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte (FZG.) Auf ihm können alle Kinder zwischen sechs und 14 Jahren spielen, kochen, basteln, malen, Fußball spielen, Tiere besuchen, Feuer machen oder Buden bauen. Gestern Nachmittag waren die Spielmöglichkeiten eingeschränkt: Um 16 Uhr war es bereits dunkel, außerdem regnete es.

Selbst die unempfindlichsten Kinder halten es draußen am Feuer und bei den Tieren nicht lange aus. Die etwa zehnköpfige Gruppe beeinträchtigter Kinder, die seit vier Jahren regelmäßig kommt, ist erst gar nicht nach draußen gegangen. Sie sitzen drinnen an einem der Tische und basteln. Es gilt, ausgeschnittene Tierköpfe zu gestalten.

Luka, der "fast zehn" ist, präsentiert sein Werk. "Katze", sagt der Entwicklungsverzögerte, und zeigt seine Schöpfung: Der Kopf seiner Katze ist liebevoll mit echtem Laub umkränzt. Während er an seinem Kakao nippt, sagt er, was er auf dem Abenteuerspielplatz am liebsten tut: "Tiere besuchen." Vor allem die Katze Kitty mochte er, aber die ist tot, bedauert er. Ersatzweise war er kurz bei den Kaninchen und hat sie gestreichelt. Ina, mit 16 Jahren die älteste der behinderten Kinder, koloriert hingebungsvoll einen Pferdekopf. Auch ihr Brauner hat eine herbstliche Mähne aus buntem Laub.

Während die Gehandikapten basteln und sich zwischendurch mit Kakao und Baguette stärken, springen mehrere zehnjährige Kinder um sie herum. Es sieht so aus, als blieben sie unter sich, aber das täuscht. Lena, zehn Jahre, hat — offenbar in Eile — einen Pferdekopf mit braunen Ohren und grünen Augen versehen. Im Sommer, bekennen Lena, Ina und Luka, reiten sie gerne die Pferde des Abenteuerspielplatzes.

"Im Sommer", sagt Bodo Seume, der Geschäftsführer der Freizeitgemeinschaft, "ergibt sich die Inklusion beim Spielen ganz von selbst. Dann wird Fußball gespielt, am Feuer gekocht und dann heißt es ganz schnell: ,Komm, spiel mit mir.'"

"Inklusion", auf Deutsch "einschließen", meint das Miteinander von Behinderten und nicht Behinderten. Was seit einigen Jahren in den Schulen ein großes Thema ist, sei auf dem Abenteuerspielplatz eigentlich ein "alter Hut", weiß Seume aus 19-jähriger Erfahrung. Er war lange der Leiter des Abenteuerspielplatzes. Dort werde Inklusion eigentlich der Gründung 1978 gelebt. "Früher nannte man das allerdings Integration", lächelt er. Wenn nicht behinderte Kinder das erste Mal behinderten Altersgenossen begegnen, "fremdeln sie ein bisschen", hat er beobachtet. "Aber das gibt sich schnell."

Birgitt Giesler, eine der ehrenamtlichen Betreuerinnen der behinderten Kinder, kann das bestätigen. Sie ist selbst Mutter eines erwachsenen beeinträchtigten Kindes und kennt den Abenteuerspielplatz seit der Eröffnung. "Der Kindertreff für Behinderte ist enorm wichtig für die Eltern, weil die dann am Nachmittag zumindest für ein paar Stunden entlastet sind", erzählt sie aus eigener Erfahrung. Und für die Kinder sei es toll, mit nicht Behinderten zusammen zu spielen. Eine andere Betreuerin ergänzt lachend: "Hier lernen die, dass Feuer heiß ist und Nägel spitz sind." Erfahrungen fürs Leben.

(RP)
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