Haan Wirte streiten mit Nichtraucher-Schützer

Düsseldorf · Statt wie angekündigt nur sachlich die Positionen zu erörtern, ging es gestern teils hitzig zwischen Dr. Helmut Weber und Haaner und Gruitener Wirten im "Becherhus" zu. Während Weber als Landesvorsitzender des Nichtraucher-Schutzbundes ein schärferes Nichtrauchergesetz als kürzlich in Bayern beschlossen für Nordrhein-Westfalen forderte, appellierten die Wirte aus Haan und Gruiten, alles beim Alten zu lassen.

Sprich: Raucherkneipen neben Nichtraucherkneipen sowie Lokale mit abgetrennten Raucherräumen existieren zu lassen — und die Gäste selbst entscheiden zu lassen, wo sie hingehen. Die Wirte fürchten vor allem die Gewinneinbußen, die bei einem absoluten Rauchverbot zu erwarten seien. "Wegen verschiedener Verbote ist es nicht mehr möglich zu existieren. Dazu zählt auch das Verbot nach 22 Uhr draußen etwas zu servieren", betonte Brigitte Taschke, Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) NRW. Weber, selbst Arzt und ausgebildeter Kaufmann, hält den befürchteten Rückgang der Einnahmen dagegen sogar für eine "Gehirnwäsche" seitens des Dehoga.

"Rauchfreiheit führt sogar zu wirtschaftlichem Vorteil. Derzeit sind 74 Prozent der Menschen, nämlich die Nichtraucher, ausgeschlossen. Bei einem absoluten Rauchverbot werden die Umsätze sogar wieder steigen", glaubt Weber. "Sie haben ihre Mitglieder falsch informiert", warf er Christian Jäger, Geschäftsführer des Dehoga NRW, vor.

Angst um die Existenz

Dem widersprachen die anwesenden Wirte einstimmig. "Hier sitzt die versammelte Praxiserfahrung", gab Brigitte Taschke zu bedenken. "Seit Jahren sind die Zahlen zurück gegangen. In meinen Nichtraucherraum geht kaum jemand rein", berichtete Sofia Papapetrou von den Friedrichsstuben. "Raucher bringen täglich 20 bis 30 Euro, Nichtraucher im Monat vielleicht 40 Euro", so Peter Bulang von der Stadtschenke. Hildegard Schulte trieb es sogar auf die Spitze: "Bei einem absoluten Rauchverbot kann ich zumachen", glaubt die Inhaberin der Gaststätte "Im kühlen Grund" in Gruiten.

Christian Jäger hält den Nichtraucherschutz derzeit in NRW für ausreichend. "Wir haben ein ausgewogenes Gesetz seit dem 1. Juli 2008. Man kann rauchfrei essen gehen, es gibt Aufkleber, die Raucher-Gaststätten ganz klar kennzeichnen", erklärt der Dehoga-Geschäftsführer. Er wies auch klar die Vorwürfe Webers zurück, der behauptete, der Dehoga sei "die Speerspitze der Rauchindustrie." "Sie bezichtigen uns der Lüge und der Käuflichkeit. Das ist unverschämt", so Jäger. Marion Förster, Inhaberin des Keglerheims stellte abschließend noch einmal fest: "Wir sind für einen Gesundheitsschutz, wir haben nur Angst um das Fortbestehen unserer Unternehmen."

(RP)
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