Hilden Wie Kinder den Mörder entlarven

Hilden · 13 Kinder spielten bei "Mord im Wilhelm-Fabry-Museum" eine Woche lang Detektiv. Mit naturwissenschaftlichen Methoden überführten die Schüler einen prominenten Hildener als hinterhältigen Mörder.

 Nach allen Regeln der Kunst haben die Detektive den Mörder der Frau (ganz rechts im Bild) überführt: Es ist Hildens Erster Beigeordnete Norbert Danscheidt (Mitte) . Wer hätte das von ihm gedacht?

Nach allen Regeln der Kunst haben die Detektive den Mörder der Frau (ganz rechts im Bild) überführt: Es ist Hildens Erster Beigeordnete Norbert Danscheidt (Mitte) . Wer hätte das von ihm gedacht?

Foto: olaf staschik

Wie Justus, Peter und Bob von den drei Fragezeichen oder Tim, Klößchen, Karl und Gaby aus den TKKG-Geschichten dürften sich die 13 Kinder gefühlt haben, als sie Anfang der Woche den Fassraum des Wilhelm-Fabry-Museums betraten. Dort saß Amalie von Weißer, ihrerseits Puppe mit zwei dunkelblonden Zöpfen und weit aufgerissenen Augen, am gedeckten Frühstückstisch. "Eine Leiche", vermutete Cederik.

Als erstes fühlte der Neunjährige wie in jeder Krimiserie den Puls. "Nichts!", stellte er beim Griff an Handgelenk und Halsschlagader fest. Doch wie ist Amalie zu Tode gekommen? Und wer ist der Täter? Vor der Dahingeschiedenen fanden die zehn Jungen und drei Mädchen ein angebissenes Brötchen, eine Tasse Kräutertee, eine Flasche Wasser aus der Itter und ihre Handtasche. Darin entdeckten die Schüler eine Fahrkarte und eine Wegbeschreibung zum Gut Ophoven in Opladen, die erste Station der aufregenden Schnitzeljagd.

Die Mördersuche ist bei Kindern äußerst beliebt. Bereits zum fünften Mal stellten Dr. Walther Enßlin und Dr. Roswitha Dickenscheid-Simon den Kursus auf die Beine. "Wir sind jedes Jahr ausgebucht, und es gibt lange Wartelisten", berichtet Dickenscheid-Simon. Das Ziel ist es, die Kinder für Naturwissenschaften zu begeistern. "Wir wollen zeigen, dass das spannend sein kann. In der Schule ist das meist zu theorielastig", erklärt die Diplom-Chemikerin. Passend dazu läuft für Erwachsene noch bis zum 3. Februar 2013 im Wilhelm-Fabry-Museum die Ausstellung "Vom Tatort ins Labor — Rechtsmediziner decken auf" (siehe Info).

Die Mörderjagd führt die Kinder zunächst einmal ins Naturgut Ophoven. Dort lernen sie verschiedene Kräuter kennen, machen damit Tee, Quark und kochen mit einem Sonnenkollektor Kartoffeln. Wieder zurück im Fabry-Museum, stoßen die Juniorermittler auf den nächsten Hinweis. Der Briefträger bringt einen nicht zustellbaren, an Sophie adressiertes Schreiben des Opfers zurück. "Mir wächst das alles über den Kopf. Ich muss es bald beenden. Alles weitere findest Du im Tunnel an der Itter", liest Lucas (11) laut vor. Mit aus Stöcken, Bierdeckeln, Schnur und Wachs selbst gebauten Fackeln radelt der Ermittlertrupp zur Itter. Dort lenkt die Kinder aber zunächst anderes vom eigentlichen Fall ab. "Wir haben einen Krebs, Mühlenkoppen und sogar eine Bisamratte entdeckt", zählt Cederik auf.

Plötzlich taucht ein Mann am Ufer auf. Weißes Hemd, blaue Krawatte, Brille, lichtes Haar und Schnurrbart. "Ich habe Anrufe erhalten, dass Kinder im Horster Flutgraben spielen", sagt Norbert Danscheidt, Erster Beigeordneter und Ordnungsdezernent. "Der wollte uns wohl weglocken", vermutet Lucas. Mit ihren Fackeln erkunden sie danach den Tunnel und entdecken Zeitungsausschnitte, in denen Danscheidt markiert ist, Briefe und Falschgeld. Auf der Rückseite von einem der Briefe entdeckt Lilith eine Geheimschrift. "Ich gestehe, dass ich Norbert Danscheidt erpresse, da er Geld fürs Stadtsäckel druckt", liest die Achtjährige vor.

Am letzten Ermittlungstag gehen die Kinder ihre Indizien gemeinsam mit Walther Enßlin und Roswitha Dickenscheid-Simon noch einmal durch. Mit Hilfe von Wasserdestillation und eines Hefetoximeters stellten die Kinder Gift im Brötchen und im Wasser fest, das Amalie zu sich nahm. Auf der Rückseite schließlich locken Jonas und Lucas ihren Verdächtigen in den Fassraum und lassen die Katze aus dem Sack: "Sie haben sie umgebracht, weil sie Sie erpresst hat", beschuldigt Jonas den Beigeordneten. Der kann anhand der Beweise schließlich den Kopf nicht mehr aus der Schlinge ziehen — und wird von den Kindern wenig später abgeführt.

Norbert Danscheidt hat gerne den bösen Buben gespielt. "Die Idee ist klasse, Kinder spielerisch an naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden heranzuführen", lobt der "Mörder".

(pjj)
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