Haan Wie geht man mit Gewalt um?

Haan · Der CVJM Haan lud Jungen und junge Männer zu einem zweitägigen Kursus in Selbstverteidigung ein. Dabei wurden nicht nur Techniken eingeübt, sondern auch Strategien, Gefahrensituationen zu entschärfen.

 Werner Höner (l.) zeigt Moritz, mit welchen Techniken man sich angemessen verteidigt.

Werner Höner (l.) zeigt Moritz, mit welchen Techniken man sich angemessen verteidigt.

Foto: Olaf Staschik

Werner Höner steht gemeinsam mit Mats Nisius in der Mitte eines Stuhlkreises. Der Karate-Trainer demonstriert an dem 13-Jährigen, der ihn gerade am T-Shirt packt, effektive Löse-Techniken zur Selbstverteidigung für die 15 anderen Jungen des Kurses im Haaner CVJM.

Höner führt zunächst einen Schlag in die Achselhöhle durch, wodurch der Schüler den Ellbogen leicht beugt. Diese Stellung des Arms nutzt Höner, drückt mit der Hand in die Ellbogen-Innenseite des Schülers und nutzt den Hebel des Unterarms, um ihn in die Knie gehen zu lassen. Mit dem nächsten Handgriff klemmt er Mats' Arm unter seinem eigenen ein und schleudert ihn herum. Der Angriff ist fürs Erste abgewehrt.

Immer angemessen reagieren

Im Gegenzug darf Mats dann am Lehrer üben. "Ich bin noch nie in eine solche Situation gekommen", gesteht er. Für sinnvoll hält er die Kniffe, die er in dem zweitägigen Kurs für Neun- bis 14-Jährige gelernt hat, trotzdem. "Die Reaktion muss immer angemessen sein, wenn es um die Selbstverteidigung geht", sagt Höner. "Wenn man gewürgt wird, ist das lebensbedrohlich", weiß er und drückt sein Kinn nach unten, zieht die Schultern nach oben und demonstriert an Mats den Griff Richtung Augen oder Nase. "Wenn man nur am T-Shirt festgehalten wird, braucht man dem Angreifer nicht in die Augen fassen", mahnt der Karate-Trainer.

Danach dürfen die Jugendlichen üben. Alex Nölle hat sichtlich Gefallen an den Techniken gefunden und probiert sie mit seinem kleinen Bruder Marvin. Der bekommt die Verteidigungstechnik noch nicht richtig hin. "Du musst mich zurückziehen, aber nicht selbst dabei hinfallen", erklärt ihm der Zwölf-jährige. "Das Wichtigste ist die Schockbewegung", weist Werner Höner auf den Schlag in die Achselhöhle hin, am besten verbunden mit einem lauten Schrei. "Wenn der laut genug ist, kann der Angreifer so überrascht sein, dass die Selbstverteidigung schon fast erledigt ist."

Die wichtigsten Kniffe, um sich bei einem Angriff zu lösen, lernten die Jungen am vergangenen Wochenende. "Es wäre aber naiv, zu glauben, dass man an zwei Nachmittagen Selbstverteidigung lernt. Das ist höchstens ein Anfang", erklärt der Karate-Trainer, der bereits den 4. Dan besitzt. Die Techniken instinktiv anzuwenden erfordert nämlich regelmäßige Übung.

Etwas später zieht der Coach zwei Pratzen an seine Unterarme. Nun dürfen die Jungen nacheinander mit der Handkante schlagen oder dem Knie treten, was den meisten sichtlich Spaß bereitet. Danach gibt es Schlag- und Trittübungen im Rhythmus eines Techno-Beats und die Jungen sollen zusammensetzbare, vorgestanzte Plastikbretter zerschlagen.

"Ihr müsst mit dem ganzen Körper in den Schlag reingehen", fordert Höner die Jugendlichen auf. Aber auch für die richtige Verhaltensweise in einer Gefahrensituation weist der Karatelehrer hin. "Bringt Euch nicht unnötig in eine Gefahrensituation. Holt lieber Hilfe", rät er.

Henrik Schmülgen hat der Kursus richtig Spaß gemacht. Obwohl seine Eltern den Zwölfjährigen angemeldet haben. "Wir fanden vor allem wichtig, dass Henrik die Deeskalation von gefährlichen Situationen lernt", verrät sein Vater Kai.

(pjj)
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