Gesundheits-Kolumne Wenn Krebs in den Genen liegt

Professor Livia Küffner, Chefärztin Senologie/Brustzentrum Kplus am St. Josefs Krankenhaus Hilden, über genetisch bedingten Brustkrebs.

 Professor Dr. Livia Küffner ist Chefärztin Senologie/Brustzentrum Kplus am St. Josefs Krankenhaus Hilden.

Professor Dr. Livia Küffner ist Chefärztin Senologie/Brustzentrum Kplus am St. Josefs Krankenhaus Hilden.

Foto: Kplus-Verbund

Trage ich das Brustkrebsgen in mir? Eine Frage, die sich sicher viele Frauen schon einmal gestellt haben. Vor allem, nachdem der betroffene Hollywood-Star Angelina Jolie sich medienwirksam zuerst die Brüste und dann die Eierstöcke entfernen ließ, um das Krebsrisiko zu minimieren. Diese drastische Maßnahme kann tatsächlich sinnvoll sein. Aber längst nicht jede Frau, in deren Verwandtschaft es einen Fall von Brust- oder Eierstockkrebs gibt, trägt das Gen in sich.

Erst wenn diese Erkrankungen gehäuft oder in besonders frühem Lebensalter auftreten, ist ein Gentest empfehlenswert. Ratsam ist dieser, wenn mütterlicher oder väterlicherseits drei Frauen an Brustkrebs erkrankt sind, eine Frau an Brust- und eine an Eierstockkrebs, eine Frau in einem Alter von weniger als 35 Jahren an Brustkrebs oder eine Frau sowohl an Brust- als auch an Eierstockkrebs erkrankt ist. Um den Gentest durchführen zu können, muss lediglich Blut abgenommen werden.

Ist der Test tatsächlich positiv, wird die Betroffene von Experten ausführlich zum weiteren Vorgehen beraten. Nicht immer folgt dann die Operation. Es ist beispielsweise möglich, an einer intensivierten Früherkennung teilzunehmen, um einen Tumor möglichst früh und in einem vergleichsweise gut behandelbaren Stadium zu entdecken. Die schwierige Entscheidung für eine der beiden Optionen treffen die Frauen nach der Beratung. Sie müssen abwägen, ob sie die psychischen Belastungen der regelmäßigen Untersuchungen oder die seelischen und körperlichen Folgen einer prophylaktischen Operation besser verkraften können. Verglichen mit der Gesamtzahl aller Betroffenen, ist der Brustkrebs aber nur bei wenigen von ihnen erblich bedingt. Bei etwa fünf bis maximal zehn Prozent der Frauen lässt sich ein krankheitsauslösendes Gen nachweisen – allerdings sind ihre Tumoren häufig besonders aggressiv und treten früher auf. Liegt eine entsprechende Risikokonstellation vor, ist es also empfehlenswert, sich frühzeitig in einem zertifizierten Brustzentrum beraten und eventuell testen zu lassen.

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