Hilden Wenn die Hilfe zu spät kommt

Düsseldorf · Am Karfreitag wurde in Hilden ein Mann tot in seiner Wohnung aufgefunden, der seit eineinhalb Monaten nicht mehr gesehen worden war. Solche Fälle sind tragisch, für Polizei und Feuerwehr aber nicht ungewöhnlich.

 In Köln ist ein dunkelhäutiger Deutscher ins Visier von Betrunkenen geraten.

In Köln ist ein dunkelhäutiger Deutscher ins Visier von Betrunkenen geraten.

Foto: rpo/Vassilios Katsogridakis

Für die Polizei ist es kein ungewöhnlicher Vorgang: Am Karfreitagabend wurde in einem Mehrfamilienhaus an der Loewestraße ein Mann tot aufgefunden. Nachbarn hatten bei der Feuerwehr Alarm geschlagen, weil sie ihren Mitbewohner seit mehr als eineinhalb Monaten nicht mehr gesehen hatten.

Er starb, wie sich später herausstellte, eines natürlichen Todes. Dass Verstorbene erst spät in ihrer Wohnung aufgefunden werden, passiere "immer wieder", sagte Frank Sobotta, Pressesprecher der Kreispolizei: Vor allem in großen Mehrfamilienhäusern fehle oft "die Verbundenheit der Nachbarn". Sie würden manchmal erst aufmerksam, wenn der Briefkasten überquillt.

Hilflos in der Wohnung

Die ersten vor Ort sind in solchen Fällen die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst. "Verdacht auf hilflose Person hinter verschlossener Tür" laute dann der Einsatzbefehl, erläutert Stadtbrandmeister Bernhard Janeck. Zirka 100 Mal im Jahr kommt das in Hilden vor. Doch zum Glück bestätige sich der Verdacht auf Verletzte oder gar Tote längst nicht in allen Fällen.

Es gebe "alle Varianten", berichtet Janeck: Von Menschen, die quietschlebendig sind, sich aber bei besorgten Verwandten oder Bekannten vor ihrem Urlaub nicht abgemeldet haben, über tief Schlafende bis hin zu den Ernstfällen, in denen Menschen wegen eines Schlaganfalls, anderer Erkrankungen oder Unfällen hilflos in ihrer Wohnung liegen — oder gar verstorben sind.

Gemeinsam mit der Feuerwehr rückt in allen Fällen, in denen hilflose Personen hinter verschlossenen Türen vermutet werden, die Polizei aus. Wird wirklich ein Mensch tot in seiner Wohnung aufgefunden — wie am Karfreitag — wird ein Todesermittlungsverfahren in Gang gesetzt.

Es soll klären, ob ein Fremdverschulden am Tod vorliegt. "Wir ziehen dabei, wenn er bekannt ist, den Hausarzt zu Rate, oder nehmen Einsicht in vorgefundene Krankheitsberichte", sagt Polizeipressesprecher Sobotta. Ergibt sich kein Hinweis auf ein Fremdverschulden, stellt der Notarzt den Totenschein aus. "Hier enden in solchen Fällen auch unsere Ermittlungen", sagt Sobotta.

Funktionierende Nachbarschaft

Auch Stadtbrandmeister Janeck weiß, dass in größeren Häusern die Anonymität unter den Bewohnern größer ist. Die vielen zum Glück grundlosen Alarmierungen sind für ihn aber auch ein Indiz dafür, "dass die Nachbarschaft in vielen Fällen noch funktioniert".

(RP)
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