Gruiten Weltladen-Schiff gut auf Kurs

Düsseldorf · Interview Wolfgang Stötzner, Vorsitzender des GruitenerTrägervereins, ist sehr zufrieden mit den ersten drei Geschäftsmonaten. Der Verkauf von Produkten aus fairem Handel läuft weit besser als erhofft.

Der Weltladen Gruiten ist vor drei Monaten eröffnet worden. Im Gespräch mit RP-Redakteur Ralf Geraedts zog Wolfgang Stötzner, Vorsitzender des Trägervereins, eine Zwischenbilanz und hielt Ausschau.

Wie lautet Ihr Fazit nach einem Vierteljahr?

Stötzner Ich vergleiche den Weltladen mit einem Segelschiff, das im Frühjahr gebaut und ausgestattet wurde, eine junge Mannschaft bekommen hat und am 27. Mai abgelegt hat. Es geht langsam auf eine große Reise. Wir sind sehr gut auf Kurs.

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Stötzner Für unseren Geschäftsplan hatten wir einen täglichen Mindestumsatz angenommen, um am Jahresende ein bisschen Gewinn für die sozialen Projekte übrig zu haben, die wir unterstützen wollen. Die tatsächlichen Umsätze liegen weitaus über unseren Annahmen.

War der Zuspruch in der Bevölkerung höher oder waren die Schätzungen zu vorsichtig?

Stötzner Ich denke, wir haben mit dem Weltladen ein bisschen den Nerv getroffen. Das zeigt sich unter anderem an der Tatsache, dass wir im August mehr Kunsthandwerk als Lebensmittel verkauft haben. Wir versuchen, nicht teuer zu sein. Bei den Schreibwaren haben wir das Sortiment der Nachfrage angepasst. Kunsthandwerkliches muss immer wieder gewechselt werden. Schließlich sollen nicht alle in Gruiten mit der gleichen Kette oder dem gleichen Schal herumlaufen. Wir hatten Sorge vor dem Sommerloch. Aber das haben wir gut umschiffen können. Eines unserer Erfolgsgeheimnisse scheinen aber auch die Öffnungszeiten von morgens bis abends, einschließlich Mittwochnachmittag zu sein.

In den ersten drei Monaten dürften sich alle Abläufe eingespielt haben. Wie lauten die nächsten Etappenziele?

Stötzner Das Dorffest ist unser nächster Hafen. Am kommenden Wochenende besucht der Weltladen seine Freunde beim größten Fest in Gruiten. Dort informieren wir über unsere Arbeit, das gemeinsame Projekt der Kirchengemeinden und stellen auch unser neues Faltblatt vor. Die dritte Phase wird die Zeit bis Weihnachten sein. Wir werden für bestimmte Bereiche des Weltladens Leitungsaufgaben verteilen und auch den Laden samt Schaufenster etwa umgestalten. Danach heißt es bis zum Jahrestag im Mai 2010, die gelernten Dinge zu konsolidieren.

Der Weltladen wird wie ein kleiner Betrieb geführt. Ist Ihr Plan aufgegangen, das alles mit ehrenamtlichen Kräften zu stemmen?

Stötzner Ja. Unsere Crew ist phantastisch. Rund 35 Leute helfen mit, etwa 30 sind im Laden tätig. Täglich sind zwei Teams mit zwei Mitarbeitern im Laden. Seit der Eröffnung haben wir rund 1500 Stunden Verkaufszeit bewältigt. Es wäre schön, wenn die Mannschaft noch verstärkt werden könnte, damit der einzelne zeitlich etwas entlastet wird. Die Leute sind hochmotiviert, zuverlässig und mit Spaß dabei. Unser Slogan "Einkaufen bei Freunden" geht auf.

Es war geplant, den Weltladen auch zu einem Standbein der Kirchengemeinden "auf der Station" zu machen. Ist das gelungen?

Stötzner Noch nicht. Wir haben erst jetzt den hinteren Raum des Ladens fertig gestaltet. Wenn auch das Mobiliar vorhanden ist, wollen beide Kirchengemeinden jeweils an einem festen Tag in der Woche ansprechbar sein. Wir haben auch vor, als Weltladen-Verein stärker mit Schulen zusammenzuarbeiten und die Idee des fairen Handels zu verbreiten.

Welche Wünsche gibt es noch?

Stötzner Wir haben zwar ein durchaus junges Team. Aber auf meinem Wunschzettel habe ich dennoch auch jugendliche Helfer für die Mitarbeit bei der Organisation stehen. Mehr Aktive für Management-Aufgaben des Ladens wären ganz hilfreich und nicht zuletzt wünsche ich mir mehr Gruitener Firmen, die durch eine Anzeige für unsere stark beachtete elektronische Tafel im Schaufenster mithelfen, unsere laufenden Kosten zu decken.

(RP)
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