Stadtbücherei-Toilette in Hilden WC-Streit: Markthändler sind empört

Hilden · Marktmitarbeiter dürften die Stadtbücherei-Toilette nicht benutzen, soll deren Leiterin Claudia Büchel gesagt haben.

 An den mit einem roten Punkt markierten Stellen gibt es nutzbare Toiletten für Menschen "in Not". Neben den WC in öffentlichen Gebäuden können auch die Sanitäranlagen vieler Lokale genutzt werden.

An den mit einem roten Punkt markierten Stellen gibt es nutzbare Toiletten für Menschen "in Not". Neben den WC in öffentlichen Gebäuden können auch die Sanitäranlagen vieler Lokale genutzt werden.

Foto: dpa-infografik

Matthias Plenkers verkauft Obst, Gemüse und Früchte auf dem Wochenmarkt auf dem Nove-Mesto-Platz. Sein Familienunternehmen macht das seit mehr als 40 Jahren. Nach dem Besuch der Toilette in der Stadtbücherei am Mittwoch habe ihn dessen Leiterin Claudia Büchel angesprochen und darauf hingewiesen, dass Markthändler die WC in der Bibliothek nicht benutzen dürften. Büchel soll in diesem Zusammenhang auf ihr Hausrecht verwiesen haben.

Plenkers rief daraufhin den Ersten Beigeordneten Norbert Danscheidt an und erfuhr dort: Die Büchereileiterin könne die Toilettennutzung nicht verbieten. Das Hausrecht übe nämlich der Bürgermeister aus. "Wenn es keine Einigung gibt, werden wir uns an den Bürgermeister wenden", kündigt der Sprecher der rund 35 Marktbeschicker an. Alle Kollegen sind empört, bestätigt Bernhard Möller, ebenfalls Marktsprecher. "Ein solches Verbot ist unverschämt und diskriminierend", regt sich Möller auf, der eigentlich ein ruhiger und besonnener Zeitgenosse ist: "Da ist ein Fass aufgemacht worden. Das ist schon krass. Dagegen werden wir etwas unternehmen. Das WC in der Bücherei ist eine öffentliche Toilette."

Bereits in den Sommerferien 2013 soll es Streit zwischen der Büchereileiterin und den Marktbeschickern wegen der WC-Benutzung gegeben haben. Auf dem Wochenmarkt arbeiteten rund 70 Leute (Händler und Mitarbeiter), rechnet Möller vor. Hinzu kämen noch hunderte Marktbesucher sowie Passanten aus der Innenstadt. Da reiche die Kapazität des öffentlichen WC an der Kurt-Kappel-Straße/Itterbrücke nicht aus. Viele Marktbeschicker holten sich auch regelmäßig einen Kaffee aus dem Automaten in der Stadtbücherei. "Dann sind dann doch Kunden und die dürfen dort auch aufs Klo, oder?", fragt Möller — meint das aber nur rhetorisch. An den Markttagen Mittwoch und Samstag habe die Stadtbücherei die meisten Kunden, weil viele einen Einkauf auf dem Markt mit einem Bibliotheksbesuch verbinden. Dass dann auch die Toiletten dort mehr benutzt werden, könne man nicht den Markthändlern anlasten.

 Claudia Büchel

Claudia Büchel

Foto: Staschik

"Wir haben massive Kundenbeschwerden über den schlechten Zustand unserer WC an den beiden Markttagen", erklärt Büchereileiterin Claudia Büchel: "Deshalb muss ich im Interesse unserer Kunden tätig werden." Natürlich könnten die Marktbeschicker die WC in der Stadtbücherei benutzen: "Voraussetzung ist eine Sonderreinigung."

 Bernhard Möller

Bernhard Möller

Foto: ati

Samstags sei das Problem nicht so gravierend, weil die Bibliothek um 14 Uhr schließt. Am Mittwoch sei das anders: Dann habe die Bücherei bis 19 Uhr geöffnet, bei Abendveranstaltungen auch noch länger. Die Bücherei-Toiletten würden täglich gereinigt — allerdings am Morgen, vor dem großen Ansturm. Büchel fühlt sich zu Unrecht angegriffen: "Es gibt da ein Problem und wir sind diejenigen, auf deren Rücken es ausgetragen wird."

"Natürlich dürfen auch die Marktbeschicker und ihre Kunden die Bücherei-Toiletten nutzen", betont Dezernent Norbert Danscheidt: "Wir wollen da keine Unterschiede machen." Im zuständigen Gebäudemanagement habe man das Problem erkannt. "Wir werden eine Lösung finden", verspricht Danscheidt. Für Anfang April sei ein Gespräch mit allen Beteiligten vereinbart worden. Die Marktbeschicker wissen davon — offiziell — allerdings noch nichts.

Die Stadtbücherei ist die städtische Einrichtung mit den meisten Kundenkontakten überhaupt. Rund 150 000 Kunden besuchten im vergangenen Jahr die Bibliothek am Nove-Mesto-Platz. Pro Öffnungstag (etwa 245) macht das umgerechnet 612 Besucher — von denen der oder die eine oder andere auch sicher mal das stille Örtchen aufgesucht hat.

(RP)
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