Hilden/Kreis Wasserstoff: Energiespeicher der Zukunft?

Hilden/Kreis · Mettmann Wie sieht die Zukunft der Mobilität aus? Diese Frage stellen sich nicht nur viele Bürger, sondern natürlich auch die in der Region ansässigen Firmen. Denn bei denen geht es in der Regel nicht um den Kauf eines Autos, sondern gleich um ganze Flotten von 20, 30 oder 50 Fahrzeugen.

 Die Bäckerei Schüren setzt auf Elektrofahrzeuge.

Die Bäckerei Schüren setzt auf Elektrofahrzeuge.

Foto: Bäcker Schüren

Setzt man dabei auf's falsche Pferd, dann kann das schnell teuer werden.

Entsprechend groß war das Interesse, als der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) im Kreis Mettmann für Dienstagabend zu diesem Thema in das Autohaus Brandenburg nach Hilden einlud. Vertreter von rund 50 Unternehmen nahmen teil. Die Riege der Redner war hochkarätig besetzt mit Susanne Eiber, der "Leiterin E-Mobilität und Vertrieb Deutschland BMW i", mit Nikolas Iwan als Geschäftsführer des Konsortiums "H2 Mobility" und mit Frank-Detlef Drake, bei Innogy verantwortlich für Strategie und Technologie.

Aus Eibers Sicht ist Elektro "die Mobilität der Zukunft". BMW werde bis 2025 zwölf bis 15 reine Elektromodelle auf den Markt bringen. Was die noch geringe Reichweite der E-Autos angehe, so werde sich gerade bei den Batterie in den nächsten Jahren viel tun, kündigte sie an.

Statt wie bislang Strom zu tanken setzt Nikolas Iwan eher auf Wasserstoff als Energieträger und Speichermedium. Iwan war früher beim Ölkonzern Shell verantwortlich für 260 Tankstellen in Österreich. nun soll er für H2 Mobility in Deutschland ein flächendeckendes Wasserstoff-Tankstellennetz aufbauen. 43 Zapfsäulen gebe es bereits, im Kreisgebiet soll im Juli in Remscheid eine weitere an den Start gehen. Bis Mitte kommenden Jahres sollen es bundesweit 100 sein. Genug, um 40.000 Fahrzeuge zu betanken.

Zwar seien die Investitionskosten für Wasserstoffzapfsäulen höher als bei Strom, räumte Iwan ein, aber dafür reduziere sich die Zeit zum Volltanken von mehreren Stunden auf wenige Minuten. So könnten pro Säule deutlich mehr Autos versorgt werden als beim Strom. "Wasserstoff ist überall dort unschlagbar, wo Zeit, Gewicht und Strecke eine Rolle spielen", sagt Iwan. Mankos: Bei der Wasserstofferzeugung gehen zwei Drittel des Stromeinsatzes verloren. Außerdem sei die Speicherung des flüchtigen Gases in großen Mengen sehr aufwendig.

Diese Probleme will Frank-Detlef Drake von Innogy gelöst sehen, indem der Wasserstoff in einem weiteren Verarbeitungsschritt durch Zufügung von Sauerstoff und Kohlenstoff aus der Luft in Methanol umwandelt wird. So könnte Solarstrom, der zum Beispiel in Afrika zu einem Bruchteil des deutschen Marktpreises erzeugt wird, per Tanker nach Deutschland kommen. Konventionelle Verbrennungsmotoren müssten dafür nur leicht modifiziert werden. Diese wären dann im Betrieb nicht abgasfrei, würden aber neben Wasser nur den Anteil an Kohlenstoffdioxid in die Umgebung ausstoßen, der ihr vorher entnommen wurde, wäre also klimaneutral.

(RP)
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