Hoteliers in Hilden Was Hotel-Sterne versprechen

Hilden · Welches Hotel soll man buchen? Viele Reisende orientieren sich dabei auch an der Zahl der Sterne, die den Hotelnamen zieren; je mehr desto besser. Aber: Mit wie vielen Sternen darf der Hotelier werben? Wer prüft das und wie oft? Wie halten es die Hotels im Südkreis mit ihren Sternen? Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband kümmert sich um rund 700 Betriebe im Rheinland.

 Das Amber Hotel ist das einzige Vier-Sterne-Haus in Hilden. Hier steigen viele Geschäftsreisende und Messegäste ab. Andrea Somfay leitet den Empfang.

Das Amber Hotel ist das einzige Vier-Sterne-Haus in Hilden. Hier steigen viele Geschäftsreisende und Messegäste ab. Andrea Somfay leitet den Empfang.

Foto: Stephan Köhlen

Gudrun Rehbein kümmert sich beim Landesverband der Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) um rund 700 Betriebe im Rheinland, darunter 37 im Kreis Mettmann. Sie werden kostenpflichtig klassifiziert, also bewertet (siehe Info). Zuletzt war Rehbein vor wenigen Wochen in Langenfeld, um das Hotel "Gravenberg" erneut zu bewerten. "Es gibt Mindestkriterien, die mit zunehmender Anzahl der Sterne anspruchsvollere Anforderungen stellen. Hinzu kommen entsprechende Punktzahlen aus unterschiedlichen Bereichen, beispielsweise von der Rezeption, den Zimmern, über Gastronomie bis zu Qualitäts- und Onlineaktivitäten", fasst Rehbein den umfangreichen Test zusammen. Am Ende der mehrstündigen Ortsbesichtigung waren Frank Lohmann und sein Team zufrieden: Für die nächsten drei Jahre kann sich Hotel Gravenberg weiter mit vier Sternen schmücken und dem Zusatz "Superior". Das "S" hinter den Sternen besagt, dass die erforderlichen Punktezahlen der Kategorie deutlich überschritten sind.

"Die Dehoga-Klassifizierung ist für uns nach wie vor wichtig", sagt Dagmar Diedrichs vom Amber Hotel Hilden/Düsseldorf: "Wir sind bald wieder dran." Das Haus ist schon seit 28 Jahren Dehoga-Mitglied. Das einzige 4-Sterne-Hotel Hildens (93 Zimmer) begrüßt zwischen 25.000 und 26.000 Gäste pro Jahr: etwa 49 Prozent sind Geschäftsreisende, 37 Prozent Tagungs- und Messegäste. Sie werden auch mit Fragebögen um ihre Meinung gebeten. "Die Bewertung in Internet-Portalen ist aber auch wichtig geworden", sagt Diedrichs. Bei Trivago etwa wird das Amber als "bestbewertet" gelistet.

"So lange die Standards der Dehoga immer wieder angepasst und aktualisiert werden, finde ich die Bewertung eine gute Sache", sagt Pascal Marquigny, Geschäftsführer des CityClass Hotels, einziges 4-Sterne-Haus in Haan (88 Zimmer): "Die Sterne beschreiben den zu erwartenden Standard, die Bewertungen in den Internet-Portalen spiegeln den tatsächlichen Standard wider. Wenn ein Haus schlecht bewertet ist, dann nützen auch keine Sterne mehr." Die Bewertungen in den Portalen hätten extrem an Bedeutung gewonnen, beobachtet der Hotelier: "Ein gut bewertetes 3-Sterne-Haus wird vermutlich besser laufen als ein schlecht bewertetes 4-Sterne-Haus. Wichtig ist jedoch immer, die Menge und Qualität der Bewertungen anzuschauen und nicht nur die Punktezahl." Leider gebe es auch Mitbewerber, die Bewertungen bewusst fälschten, um ein besseres Ergebnis zu erreichen. Marquigny: "Wir distanzieren uns ganz klar davon und wollen lieber durch Qualität überzeugen."

"Ausländische Gäste orientieren sich an den Sternen, (mindestens) vier sollten es sein", weiß M. Erol Birol, seit 2002 Inhaber des 4-Sterne-Hotels Mondial in Langenfeld. "Im Wettbewerb ist die Auszeichnung wichtig; bei ähnlichen Preisen kann die bessere Klassifizierung eine Entscheidungshilfe sein." Das repräsentative Messingschild an der Front des Hauses wird von den Gästen erkennbar wahrgenommen. Andreanna Zioga, seit 14 Jahren dort Hoteldirektorin, sieht in den angekündigten Dehoga-Kontrollen auch eine Art Beratung und eine gute Gelegenheit, "den eigenen Blick zu schärfen".

Im Monheimer "Hotel am Wald" wird Gudrun Rehbein erst wieder 2020 erwartet. Hoteldirektorin Smiljka Stakic empfand "die Prüfung im Vorjahr, bei der jeder Punkt hinterfragt wurde, schärfer als in früheren Jahren". Das klassifizierte 3-Sterne-Superior-Haus mit seinen 97 Zimmern wird viel über das Internet gebucht, dabei bieten die Sterne eine gute Information.

Bewusst ohne Dehoga-Sterne stellt sich die Achat-Hotelgruppe dem Wettbewerb. Das Achat-Comfort Hotel in Monheim gehört dazu. Es gibt eine eigene Klassifizierung der insgesamt 30 Hotels in Comfort, Premium oder Plaza-Standorte. "Die klassische Bewertung ist nicht übersichtlich, und die in den einzelnen europäischen Ländern unterschiedlichen Sternebewertungen verwirren sogar", findet Stefanie Josten, die bei Achat für das Marketing zuständig ist. Konkret kritisiert sie am Dehoga-Verfahren, "die schauen eher, ob eine Vorgabe erfüllt ist als auf das qualitative Wie". Sie glaubt, dass der Kunde eher die Infos aus sozialen Netzwerken und Bewertungsportalen nutzt, um sich eine Unterkunft zu suchen.

(RP)
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