Hilden/Haan Warum Merkel auf dem Zettel fehlt

Hilden/Haan · Der Countdown für die Bundestagswahl läuft. Um 8 Uhr öffnen am Sonntag die Wahllokale. Bis 18 Uhr können die Wahlberechtigten dann ihre Stimme abgeben. Und schon jetzt ist klar, welche Frage im Wahlkreis Mettmann I am häufigsten beantwortet werden muss: "Wenn Peer Steinbrück für die SPD auf dem Stimmzettel steht, wieso dann nicht Angela Merkel für die CDU?"

Diese Frage habe er mittlerweile öfter beantworten müssen, berichtet Reinhard Hunger. Er hilft seit 42 Jahren, als er seine Ausbildung bei der Stadt Hilden begann, bei Wahlen mit — seit 20 Jahren als Wahlvorstand. "Einigen Wählern ist nicht klar, dass Herr Steinbrück hier nicht als Kanzlerkandidat antritt, sondern als Direktkandidat der SPD für seinen Wahlbezirk. Frau Merkels liegt in Mecklenburg-Vorpommern", erklärt der 59-Jährige. Er gehört zu den 300 Frauen und Männern, die in Hilden für einen reibungslosen Ablauf der Bundestagswahl sorgen. In Haan sind es 180. Neben städtischen Mitarbeitern sind Privatleute und von Parteien benannte Vertreter dabei.

"Es macht mir immer großen Spaß", sagt Hunger, der im Amt für Gebäudewirtschaft arbeitet und am Sonntag in der Schule an der Richrather Straße im Einsatz sein wird. Die Stimmung sei gut, die meisten Wähler seien freundlich. "Manchmal wollen die Männer mit ihren Frauen in die Wahlkabinen, um ihnen zu zeigen oder zu sagen, was sie wählen sollen, zum Teil natürlich scherzhaft", erzählt er. Das unterbinde der Wahlvorstand dann aber höflich. Schließlich sei die Wahl geheim. Genauso müssten es die Helfer für sich behalten, wenn jemand nicht wählen gekommen sei.

Eine Wahl im Hochsommer ist Hunger besonders in Erinnerung geblieben. "Da kam ein Mann am Kalstert nur in Badehose ins Wahllokal, hatte aber seinen Personalausweis in der Badehose und fragte, ob er so wählen dürfe. Weil wir kein Standesamt sind, wo auf ein gewisses Äußeres geachtet wird, habe ich es ihm erlaubt." Am frühen Morgen kommen vermehrt ältere Menschen, kurz vor Wahlschluss eher jüngere. Der Andrang ist vor und nach den Gottesdienstzeiten sowie am Nachmittag besonders hoch. "Wer bis 18 Uhr im Wahllokal ist, darf noch in Ruhe seine Stimme abgeben." Dann könnten die acht Wahlhelfer pro Lokal eben erst kurz nach 18 Uhr mit dem Auszählen anfangen. 45 bis 50 Minuten braucht man für über 1000 Stimmzettel, wenn alles glatt geht, sagt Hunger. Schon jetzt liegen zahlreiche abgegebene Stimmen — verschlossen in Briefumschlägen — vor. "Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg der Briefwähler", sagt Hildens Wahlamtsleiter Klaus Helmer. Rund 9950 haben bis Freitag die Briefwahlunterlagen beantragt. 2009 sind es nur 8300 gewesen. In Haan sieht es ähnlich aus: Dort nutzten knapp 5500 die Möglichkeit der Briefwahl (2009: 4620).

Wer bislang keinen Antrag gestellt hat, kann nur noch am Sonntag an der Wahlurne abstimmen. Lediglich bei einer plötzlichen Erkrankung, die mit einem ärztlichen Attest nachgewiesen werden muss, können bis Sonntag 15 Uhr Briefwahlunterlagen ausgegeben werden. Darauf weisen die Wahlämter in Hilden und Haan hin. Sie sind daher am Samstag von 9 bis 13 Uhr und am Sonntag ab 8 Uhr geöffnet. Alle beantragten Unterlagen müssen am Wahltag bis 18 Uhr beim jeweiligen Wahlamt eingegangen sein.

Da sowohl in Hilden als auch in Haan die Wahlbezirke neu zugeschnitten wurden, raten die Stadtverwaltungen, noch einmal genau auf die Wahlbenachrichtigung zu schauen und sich zu vergewissern, wo die Stimme abzugeben ist. In der Itterstadt fallen sieben Orte als Wahllokale weg: die abgerissene Fabricius-Sporthalle, das Bürgerhaus, die Kita "Rappelkiste" an der Augustastraße, die Ferdinand-Lieven-Schule, die Sparkasse und die Schule Walder Straße. In Haan fallen drei Orte weg: das Keglerheim Förster, die Don-Bosco-Schule und die Kita Alleestraße. Es empfiehlt sich, die Haaner Kirmes und die Straßensperrungen zu beachten.

(RP)
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