Gruiten Waldkinder genießen Spiel in der Natur

Gruiten · Evangelische Kindergruppe Gruiten weiht neuen Gruppenraum ein. Viel Bewegung unterstützt das Lernen.

Mit Begeisterung hangeln sich die Kinder über das Seil, das zwischen zwei Bäumen gespannt ist. Dann jagen sie sich gegenseitig über das aufgeweichte Gelände. Ein Junge strauchelt und landet der Länge nach im Matsch. Sofort rappelt er sich wieder auf und läuft weiter. Der Regen perlt unbeachtet an den Kindern ab. Sie sind es gewohnt, nass zu werden. "Wir spielen ganz viel draußen. Am besten ist, wenn wir Pferde sind und der Peer uns fangen will. Doch wir sind schneller", erzählt Sophie stolz.

Die Fünfjährige geht gerne in die Waldgruppe des Evangelischen Kindergartens Gruiten. Der hat am Wochenende den neuen Gruppen-raum für die 16 Kinder zwischen drei und sechs Jahren eröffnet. Im rückwärtigen Teil einer alten Backsteinscheune finden sie auf 57 Quadratmetern Toiletten und Wasch-becken sowie ein trockenes Plätz-chen, um ihren Tag vor- oder nach-zubereiten oder sich mal richtig auf-zuwärmen. "Der Schwerpunkt liegt aber weiter draußen", betont die Leiterin der Einrichtung, Gabriele Vömel. Mindestens vier Stunden verbringt die Gruppe täglich an der frischen Luft. "Sie bekommen einen ganz anderen Bezug zur Schöpfung, da sie die Natur und die Jahreszeiten viel intensiver erleben. Sie haben dadurch auch mehr Achtung davor."

Das kann Eva Niepenberg nur bestätigen. Ihre beiden Kinder gehen in die Waldgruppe, das dritte ist bereits angemeldet. "Sie beobachten Tiere sehr intensiv und würden nie auf eine Ameise treten", betont die Mutter. Sie begrüßt das Konzept sehr. "Meine Kinder brauchen seitdem weniger Spielzeug. Sie binden das ein, was sie draußen finden." Andreas Jäger ist ebenfalls überzeugt von der Waldpädagogik. "Die Kinder spielen ganz anders und entwickeln dabei viel Kreativität. Da sie bei jedem Wetter draußen sind, ist ihr Körper robuster und sie sind seltener krank." Das Projekt ist ein bewusster Gegenentwurf zum Technikzeitalter, in dem Auto, Handy und Computer den Alltag bestimmen. "Bewegung ist hier das Tor zum Lernen. Die Waldkinder sind motorisch weit entwickelt, haben ein sehr gutes Körper- und Balancegefühl und keine Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren", beschreibt Gabriele Vömel. Ihr ist es wichtig, dass sich auch die Eltern mit der Idee identifizieren, dass ihr Kind den ganzen Tag in Wald und Flur unterwegs ist. "Deshalb laden wir sie ein, bei uns zu hospitieren." Wer Angst hat, dass sein Kind sich schmutzig macht, ist fehl am Platz. "Eine gute Waschmaschine ist schon wichtig", sagt Gabriele Vömel schmunzelnd. Inga Seidel schätzt besonders diese unmittelbaren Erfahrungen mit der Umwelt. "Mir ist es wichtig, dass meine Tochter die Natur hautnah erlebt. Sie erkennt Vögel und Blumen am Wegesrand, die ich noch nie gesehen habe." Die Ruhe im Wald wirke sich positiv auf seinen Sohn aus, berichtet Martin Buntenbroich. "Er ist ganz entspannt, wenn er nach Hause kommt. Sein Freiheitsdrang ist dann komplett befriedigt." Finn (5) liebt besonders das Klettern. "Wenn ich auf dem Baum bin, kann ich hinterher auch runterspringen."

(domi)
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