Haan Vorfreude auf die Mediothek

Düsseldorf · Roman Reinders übernimmt am 16. August die Leitung der Stadtbücherei. Der 44-Jährige möchte die Leseförderung weiter ausbauen und älteren Kunden die Selbstverbuchung schmackhaft machen.

Am 16. August hat der Wahl-Kölner Roman Reinders (44) seinen ersten offiziellen Arbeitstag als neuer Leiter der Haaner Stadtbibliothek. Schon jetzt hat sich der Diplom-Bibliothekar ein Bild von seiner neuen Wirkungsstätte gemacht — und ist sehr angetan, wie er RP-Redakteurin Stefanie Mergehenn im Gespräch versicherte.

Herr Reinders, Sie sind seit März 2003 Leiter der Stadtbücherei in Sprockhövel. Was hat Sie an der Stelle in Haan gereizt?

Reinders Auch wenn es abgedroschen klingt: die neue berufliche Herausforderung. Auf Techniken wie das neue Hochfrequenz-Identifikationsverfahren (RFID) zur Selbstverbuchung werden die Nutzer meiner jetzigen Wirkungsstätte leider noch längere Zeit verzichten müssen. Auch mit der Bibnet-Onleihe haben die Bibliotheken im Kreis Mettmann ein sehr modernes und serviceorientiertes Angebot.

Wie werden Sie die neue Technik älteren Kunden schmackhaft machen?

Reinders Wichtig ist, ihnen zu signalisieren, dass wir als Bücherei-Team trotzdem ansprechbar sind und in der Einführungsphase sowie bei jeder Neuanmeldung die Handhabung anschaulich demonstrieren.

Zudem haben Sie sich — wie auch schon in Sprockhövel — die Leseförderung auf die Fahnen geschrieben. Welche Konzepte bringen Sie mit?

Reinders In Sprockhövel haben wir das "Spiral-Curriculum" angekurbelt — eine Bildungspartnerschaft mit der Hauptschule, deren Jahrgänge wir sukzessive mindestens einmal im Jahr zu einer Bibliotheks-Rallye eingeladen haben. Darüber hinaus sind wir in unsere Bildungspartner-Schulen gegangen und haben dort per Beamer-Präsentation unser Angebot vorgestellt.

Werden Sie in Haan auch mit Kindertagesstätten und Schulen zusammenarbeiten?

Reinders Unbedingt! Die Leseförderung muss so früh wie möglich ansetzen. In Sprockhövel haben wir das mit Bilderbuchkinos in den Kitas oder, wie jetzt in den Sommerferien, mit einem "Leseclub" versucht. Da können Grundschüler, die nachweisbar eine bestimmte Anzahl von Büchern gelesen haben, beim Abschlussfest Anfang September vielseitige Preise gewinnen.

Eigentlich sollte die runderneuerte Haaner Bücherei ja nach den Sommerferien wieder eröffnen. Bedauern Sie, dass sich das noch bis mindestens Ende des Jahres hinziehen dürfte?

Reinders Für die Haaner Kunden tut es mir leid, dass sie noch eine Weile mit dem abgespeckten Programm vorlieb nehmen müssen. Für mich selbst sehe ich diesen Übergang eher als Chance, mich besser einarbeiten und dem Projekt "Fit für die Zukunft" etwas von meiner Handschrift aufdrücken zu können.

Zu diesem vom Land geförderten Projekt gehört ja auch das im Untergeschoss geplante "Schüler-Lerncenter". Was halten Sie davon?

Reinders Das mit Smartboard und Laptops ausgestattete Lerncenter ist aus meiner Sicht ein großartiger Beitrag zur Chancengleichheit. Zwar verfügt wohl das Haaner Gymnasium über eine gute EDV-Ausstattung, die aber nicht von anderen Schülern genutzt werden kann. So können wir allen eine Möglichkeit geben, Hausarbeiten und Referate zu erstellen oder auch Bewerbungen zu schreiben.

Die Jugend wird künftig, wenn überhaupt, wohl eher E-Books lesen. Ist das für Sie eine Alternative?

Reinders Beim Kofferpacken für den Urlaub schon (lacht). Ansonsten ist zumindest für mich die Haptik eines echten Buches durch kein digitales Medium zu ersetzen — schon gar nicht, wenn man beruflich den halben Tag vor einem Monitor sitzt.

Ihrer Amtsvorgängerin Gabriele Schnabel hat es — Zitat — "gestunken, dass Bibliotheken alle Jahre wieder ihre Existenzberechtigung nachweisen müssen". Sehen Sie das ähnlich?

Reinders Wie wohl alle Bibliotheksleiter in NRW . . . So lange das Bibliothekswesen ein freiwilliges Angebot der Kommune ist, müssen wir immer wieder jonglieren. In Sprockhövel, das auch einen Nothaushalt hat, hätten wir in diesem Jahr beispielsweise keine Neuanschaffungen tätigen können, wenn uns der Förderverein nicht unter die Arme gegriffen hätte.

(RP)
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