Hilden Vielen Apotheken fehlen die Fachkräfte

Hilden · Angehende Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) müssen für ihre Ausbildung Schulgeld zahlen.

 Caren Daube ist froh, dass sie eine weitere Apothekerin für die Linden-Apotheke gefunden hat: Angeliki Panagiotidou (v. li.) kommt aus Griechenland.

Caren Daube ist froh, dass sie eine weitere Apothekerin für die Linden-Apotheke gefunden hat: Angeliki Panagiotidou (v. li.) kommt aus Griechenland.

Foto: rm-

"Wer die zweijährige Ausbildung abgeschlossen hat, kann zwischen vielen angebotenen Arbeitsplätzen wählen", so beschreibt Apothekerin Caren Daube den zukunftssicheren Beruf der Pharmazeutisch-Technischen-Assistentin (PTA). Dennoch herrscht Nachwuchsmangel in der Branche. Auch für die Linden-Apotheke in Langfort sucht Daube, seit 15 Jahren leitende Pharmazeutin dort, immer wieder Mitarbeiter. Vor drei Monaten konnte sie nur dank eines glücklichen Zufalls eine vakante Apothekerinnen-Stelle wieder besetzten - mit einer Griechin.

Angeliki Panagiotidou führte acht Jahre ihre eigene Apotheke in Thessaloniki. "Die wirtschaftliche Situation ließ mir keine andere Wahl, auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren sehe ich in Griechenland keine Chance mehr", erklärt sie die praktischen Auswirkungen der bekannten Euro-Krise vor Ort. Die junge Frau hatte in Düsseldorf studiert, so dass der Rückkehr nach Deutschland keine bürokratischen Hürden entgegenstanden. "Jetzt kann ich endlich wieder Menschen helfen", freut sie sich.

In Deutschland macht täglich eine Apotheke dicht. Auch dort ist der ländliche Raum im Nachteil, sogar Mittelstädte scheinen betroffen. "Für meine Apotheke in Düsseldorf finde ich leichter Personal als für die Fabricius-Apotheke in Hilden", konkretisiert Apotheker Dr. Jürgen Wunderlich, Sprecher der Apotheker im Südkreis, das Stadt-Land-Gefälle.

Die Gründe für die Personalnot sind vielfältig, einer ist geschlechtsspezifisch. Fast 80 Prozent der Schüler der PTA-Lehranstalten sind weiblich, auch für studierte Apothekerinnen gehört der Beruf zu denen, die mit familiären Wünschen leicht(er) zu vereinbaren sind. Konsequenz: Viele Mütter suchen nur eine stundenweise Beschäftigung, wobei die an einzelnen Standorten ausgeweiteten familienunfreundlichen Ladenschlusszeiten das Problem vergrößern.

"PTA zu werden, ist teurer als ein Studium", verweist Caren Daube auf ein weiteres Ärgernis. Studiengebühren an Unis wurden abgeschafft, für die PTA-Ausbildung ist der Landeszuschuss weggefallen und die Schüler müssen rund 250 Euro monatlich zahlen, "nur in NRW", ergänzt Wunderlich. Kein Wunder, dass an dem Beruf Interessierte in anderen Bundesländern studieren und oft dort auch bleiben. Wer nach Schule und halbjährigem Praktikum mit der Arbeit beginnt, verdient bereits am Anfang rund 1850 Euro monatlich, das Gehalt kann bis zu 3500 Euro steigen. Die PTA darf Kunden beraten, Rezepturen mischen, allerdings nur, wenn auch ein approbierter Apotheker anwesend ist. "Das Herstellen einer Salbe oder Tinktur kann bis zu 45 Minuten dauern, dazu gehört eine umfangreiche schriftliche Dokumentation. Verkauft wird sie für zehn Euro", tritt Apotheker Wunderlich der immer noch verbreiteten öffentlichen Meinung entgegen, Apotheken seien "Goldgruben", im Gegenteil: "Personalkosten und Ansprüche steigen, die Margen sinken."

Mit Infoveranstaltungen in Schulen und der Teilnahme an Berufsbörsen wirbt Jürgen Wunderlich für die Arbeit in Apotheken, "außerdem bieten wir viele Praktikumsplätze". In Einzelfällen seien auch finanzielle Hilfen beim Schulbesuch denkbar.

(RP)
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