Sönke Eichner "Viele vergessen, dass es uns gut geht"

Hilden · Der neue Dezernent für Schule, Sport und Kultur will den Standard halten - und nicht mehr draufsatteln wie früher üblich.

 Was ihm wichtig ist? "Offene Kommunikation", sagt Sönke Eichner. Unser Bild zeigt ihn vor der "Weltkugel" im Rathaus-Innenhof.

Was ihm wichtig ist? "Offene Kommunikation", sagt Sönke Eichner. Unser Bild zeigt ihn vor der "Weltkugel" im Rathaus-Innenhof.

Foto: Olaf Staschik

Herr Eichner, alle Welt redet vom Sparen und die Stadt lässt für mehrere Millionen Euro ein Flüchtlingsheim herrichten. Wie geht das zusammen?

Eichner Auf den ersten Blick ist dies eine konträre Situation. Das Problem ist aber, dass wir als Stadt dazu verpflichtet sind, Asylbewerber unterzubringen. Wir können sie nicht ab- oder zurückweisen - und wollen sie natürlich menschenwürdig unterbringen. Das ist keine freiwillige Leistung, die wir mal eben streichen könnten und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe obendrein.

Inwieweit gibt es denn einen Austausch mit anderen Städten des Kreises? In Erkrath steht eine Unterkunft leer, könnte nicht Hilden die Plätze belegen?

Eichner Schwerlich. Niemand weiß, wie eng es bei den Nachbarn in Zukunft sein wird, schließlich muss jede Kommune genügend Plätze vorhalten. Einen fachlich und informellen Austausch gibt es natürlich, die Verantwortlichen treffen sich regelmäßig und stimmen sich ab.

Was entgegnen Sie, wenn jemand sagt: Für Flüchtlinge ist überall Geld da, aber bei uns wird gestrichen.

Eichner Erstens mache ich auf den Unterschied zwischen freiwilliger Leistung und Pflichtaufgabe aufmerksam. Zweitens glaube ich, dass viele vergessen haben, dass es uns eigentlich gut geht. Daran sollten wir hin und wieder denken.

Ärgern Sie sich darüber, dass die Stadt so oft Erfüllungsgehilfe ist?

Eichner Sicherlich. Die Kommune ist das letzte Glied in der Kette und muss umsetzen, was sich Bund und Land überlegt haben. Unsere Schulden entstehen durch den Alltag, die verpflichtenden Leistungen, die wir erbringen müssen. Nehmen Sie das neue Gesetz zum Unterhaltsvorschuss, das zum Januar mal eben kommen sollte, nun aber verschoben wurde: Wieder einmal besteht die Gefahr, dass die Stadt weitere Kosten zusätzlich aufbringen muss, die ein neues Bundesgesetz kostet. Dabei stehen viele Städte mit dem Rücken zur Wand.

Hilden hat auch ein Millionen-Defizit. Welche Sparvorschläge werden Sie machen?

Eichner Darüber werde ich mich mit den Amtsleiterinnen noch abstimmen. Grundsätzlich könnte es schon Geld sparen, wenn wir einfach nur den erreichten Standard halten - und nicht draufsatteln, wie in den Vorjahren oft geschehen. Ich bin sicher, dass es darüber hinaus Einsparungsmöglichkeiten gibt.

Der soziale Bereich verursacht die weitaus meisten Kosten einer Kommune. Wie ist Hilden aufgestellt?

Eichner Wie ich finde gut. Wir haben eine hohe Anzahl von Erzieherinnen und Sozialarbeitern, die eine hervorragende Arbeit leisten. Aber die sozialen Berufe sind nun mal sehr gefragt und die Leute können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen. Auch zur Sicherung der Qualität wollen und müssen wir sie auch weiterhin an uns binden.

Sie sind ein Mann des Sports. Welchen Einfluss hat das auf Ihren Bereich, der ja auch Schule und Kultur umfasst?

Eichner Alle drei Bereiche sind wichtig für das Leben und das Miteinander in einer Stadt und sie greifen ineinander. Der Sport ist der größte Jugendhilfe-Träger mit vielen sozialen Aufgaben, die die Kultureinrichtungen aber auch haben. Die Bereiche ergänzen sich also, sie sollten nicht konkurrieren.

Sie können den Euro nur einmal ausgeben. Geben Sie ihn an den Sport- oder den Karnevalsverein?

Eichner Jeder bekommt Zuschüsse, unabhängig vom anderen. Wenn ich merke, dass es knirscht, werde ich alle gemeinsam zum Gespräch bitten und klar machen, dass sich jeder Einzelne an Veränderungen gewöhnen muss. Wir müssen offen miteinander sprechen, aber das Rad zurückdrehen kann ich auch nicht.

Sind Sie eigentlich ein Jeck?

Eichner Halloooo?? Ich komme aus Köln. . . !

GÖKÇEN STENZEL STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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