Hilden Verwirrung in der Vogelwelt

Düsseldorf · Friedhelm Burchartz plädiert für Nistkästen.

Vogelgezwitscher am frühen Morgen, und das schon im Februar? Friedhelm Burchartz, Vertrauensmann der Staatlichen Vogelschutzwarte im Kreis Mettmann, klärte RP-Redaktionsleiterin Barbara Jakoby über die Rituale in der Vogelwelt auf.

Herr Burchartz, ist es nicht noch zu früh im Jahr für dieses morgendliche Gezwitscher?

Burchartz (lacht) Ja, aber seit die Tempepaturen über zehn Grad gestiegen sind, glauben Amseln und Kohlmeisen, der Frühling sei schon da. Also fangen sie an, ihre Reviere für die Brautschau abzustecken.

Und da gibt es mächtig Konkurrenz im Vogelreich. . .

Burchartz Klar. Und wenn sich die Männchen streiten, machen sie einen Heidenspektakel.

Wir haben doch als Kind mit einem Lied gelernt, dass Amsel, Drossel, Fink und Star zum Überwintern in den Süden fliegen. Ist die Amsel denn schon zurück?

Burchartz Die Aussage des Kinderliedes stimmt nicht mehr. Amsel und Star und auch einige Finken fliegen nicht mehr in den Süden. Sie bleiben im Winter hier. Auch wenn das keine leichte Zeit für sie ist.

Weil es zu kalt ist?

Burchartz Das Problem ist weniger, dass sie niedrige Temperaturen nicht aushalten. Als Weichfresser ernähren sich Amsel und Star auch von Würmern. Wenn der Boden gefroren ist, kommen sie an die nicht heran. Sie nehmen zum Glück aber auch Knospen, Früchte und Beeren, die noch an Sträuchern und Bäumen geblieben sind, und Körner an.

In den noch kahlen Bäumen kann man hier und da schon große, frische Nester erkennen. Wer baut die?

Burchartz Die ersten, die Mitte Februar mit dem Nestbau anfangen, sind die Elstern. Sie wollen nämlich mit der eigenen Brut fertig sein, wenn die Singvögel im April, Mai anfangen zu brüten. Kein anderer Vogel sitzt bei Frost auf seinen Eiern.

Warum tun sie das?

Burchartz Aus ziemlich hinterhältigen Gründen. Elstern sind Nesträuber. Sie klauen die Eier und die gerade geschlüpften Jungen aus den fremden Nestern und verfüttern sie an ihren eigenen Nachwuchs.

Das nennt man wohl das Gesetz der Natur, oder?

Burchartz Ja, aber es gibt auch von Menschen gemachte Hemmnisse, die vielen Vögeln das Nisten schwer machen. Mauersegler finden zum Beispiel keine Ritzen mehr unter Hausfirsten und Dachpfannen, weil die Dächer gedämmt sind. Früher nisteten Rauchschwalben in Kuhställen, wo immer die Fenster auf waren. Heute sind viele Kuhställe zu Pferdeställen umgenutzt. Die Fenster sind zu, weil Pferde keinen Zug vertragen.

Sind denn Nistkästen eine Alternative?

Burchartz Auf jeden Fall. Ich habe vor, mit dem Prießnitz-Verein einen Ornithologischen Lehrpfad aufzubauen und zu den Schautafeln die passenden Nistkästen aufstellen.

(RP)
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