Nicht nur Alte, auch Migranten oder behinderte Menschen würden bei dem heutigen Informationsfluss, vor allem über das Internet, kaum oder gar nicht berücksichtigt. "Wem die entsprechenden Deutschkenntnisse oder die Fähigkeiten im Umgang mit der heutigen Technik fehlen, der hat es schwer", sagt Erwin Knebel aus dem Vorstand des Fördervereins der Verbraucherzentrale NRW. Auch die von der Verbraucherzentrale ausgegebenen Hilfsbroschüren seien oft sehr umfangreich und damit eine Hürde für viele.

Daraus entstand die Idee, Verbraucherscouts — ehrenamtliche Mitarbeiter, die zu einem Thema referieren — direkt in die Begegnungszentren vor Ort zu bringen, um den Menschen mit persönlicher Ansprache zu helfen. Denn die Haaner Bürger finden beispielsweise erst in Langenfeld, Solingen oder Wuppertal die nächste Beratungsstelle der Verbraucherzentrale.

Oft handele es sich bei den Beratungsstellen nur um nachgelagerte Arbeit, erklärt Petra Maier vom Vorstand des Fördervereins. "Das heißt, wenn die Leute zu uns kommen, ist das Kind meist schon in den Brunnen gefallen." Darum sei es wichtig, beispielsweise ältere Menschen vor allem bei Trickbetrug am Telefon oder an der Haustür präventiv zu stärken. "Damit sie gar nicht erst in solche Situationen kommen." Denn viele fühlten sich verpflichtet, freundlich zu sein. Betrüger hätten dann schnell Zugriff zu persönlichen Informationen oder sogar Zutritt zur Wohnung, so Maier weiter.

Die Awo in Haan kann mit 13 000 Besuchern im Jahr und einem Angebot von über 40 Veranstaltungen — vom Skatnachmittag bis zum gemeinsamen Schwimmbadbesuch — bereits auf ein beachtliches Portfolio ihrer Arbeit blicken. Die Kooperation mit dem Förderverein der Verbraucherzentrale ist eine passende Ergänzung des Programms, sagt Frieder Angern, Vorsitzender der Awo Haan. "Eine solche Beratungsreihe fehlt uns hier vor Ort. Wir wären froh, wenn wir sie regelmäßig anbieten könnten", sagt Angern und betont, dass persönliche Gespräche immer weniger stattfänden.

"Mit unserem ersten Vortrag wollen wir vor allem den älteren Leuten Informationen bieten", erklärt Angern weiter. Die Veranstaltung mit dem Titel "Unfreiwillige Verträge am Telefon" soll am 17. September über das Verhalten bei vermeintlichen Trickbetrügern aufklären. Ab 18.30 Uhr im "Treff für Alt und Jung" der Awo, Breidenhofer Straße 7.

Der Termin gehört zum derzeitigen Testlauf des Projekts. Seit Juli sind die bisher fünf ehrenamtlichen Scouts der Verbraucherzentrale im Kreis unterwegs — sie waren bisher schon in Monheim, Hilden und Langenfeld. Wenn der Zuspruch weiter steigt, soll die Vortragsreihe auf ganz NRW ausgeweitet werden. Ende September wird eine Auswertung stattfinden und über das weitere Vorgehen entschieden. Bei einer Ausweitung des Verbraucher- scout-Projekts wäre der Förderverein allerdings auf finanziellen Zuspruch von Unterstützern angewiesen. "Die derzeitigen Mittel reichen noch nicht aus", erklärt Vorstandsmitglied Knebel. Den Förderverein der Verbraucherzentrale NRW gibt es seit gut zehn Jahren. Er finanziert sich aus seinen Mitgliedern und Spenden.

Auch die Anzahl der ehrenamtlichen Verbraucherscouts müsste erhöht werden. "Gefragt sind hier engagierte Menschen, die gerne ihr Wissen weitergeben und Zeit haben", sagt Knebel, der selbst auch als Scout im Einsatz ist. Bisher gebe es schon einen ehemaligen Grundschulrektor, Verkaufsleiter und eine ehemalige Professorin unter den Ehrenamtlichen. "So versuchen wir einen möglichst breiten Wissensbereich abzudecken", so Knebel weiter.

Nähere Informationen gibt es beim Förderverein der Verbraucherzentrale NRW unter www.vz-nrw.de/foerdern und foerderverein@vz-nrw.de. Informationen zur Awo in Haan und den aktuellen Veranstaltungen gibt es unter www.awo-haan.de und 02129 2550.