Autor erforscht Hilden Verboten!
Hilden · Gibt es in Hilden besonders viele Verbote? Ist die Stadt liberal oder restriktiv? Der Sozialwissenschaftler und Autor eines "Verbote-Buchs" nimmt den Schilderwald unter die Lupe.
Als Radfahrer hat man es in der Innenstadt von Hilden nicht leicht. Ständig muss man auf der Hut sein, um all die Verbote zur Kenntnis zu nehmen, die anhand von Schildern mitgeteilt werden. Im Vergleich zu anderen Städten ist es schon sehr auffällig, am Zugang zur Fußgängerzone mit dem Schriftzug "Radfahren verboten" begrüßt zu werden.
Zudem muss man sich als Ortsunkundiger die Schilder in Ruhe anschauen, um sie zu verstehen. Zu manchen Zeiten ist das Radfahrverbot ausgesetzt, an einer Stelle darf man immerhin noch "bis zur Robert-Gies-Straße" weiter fahren. Wer das alles zur Kenntnis genommen hat, wird wahrscheinlich längst von seinem Drahtesel abgestiegen sein - oder das Verbot missachtet haben.
Wo man das macht, ist wieder eine Gewissensentscheidung. An einem Café wird darauf hingewiesen, dass "bitte vor dem Tor" keine Fahrräder abzustellen seien, direkt nebenan am Reisebüro solle man sie nicht anlehnen - offenbar sollen hier, wie in anderen Geschäften, die Angebote im Schaufenster nicht zugestellt werden. Eine offizielle, nicht untersagte Abstellfläche gibt es einen kleinen Fußmarsch weiter - versehen mit einem Schild, das ein knallrot gezeichnetes Motorrad zeigt. Die darf man dort nicht parken, heißt es im Text.
Verbote können ziemlich verwirrend sein, gebraucht werden sie aber auch, um das Zusammenleben vieler Menschen zu strukturieren. Zuweilen haben die im öffentlichen Raum gut sichtbar angebrachten Untersagungen aber bloß den Grund, mögliche Haftungsrisiken auszuschließen. So ist an einem Haus ein roter Blechkasten angebracht, der als "Löschwassereinspeisung Sprinkleranlage" gekennzeichnet ist. Unterstrichen und in Großbuchstaben steht darauf: "Nur für Feuerwehr". Wer käme sonst auf die Idee, dort Wasser "einzuspeisen"?
Ein Verbotsschild mit durchgestrichenem Motorradhelm an der Sparkasse Hilden erinnert mich daran, dass ich zum Sammeln expliziter Verbote hier bin. Zu meinem Projekt, das ich einst mit meinem Kollegen Wolfgang Jorzik gestartet habe, gehört nicht nur das neue Buch. In sozialen Netzwerken poste ich seit Jahren die Früchte meiner Arbeit: Fotos von Verbotsschildern.
Als Wolfgang an Krebs gestorben ist und eine Frau sowie zwei kleine Kinder hinterließ, habe ich ihm versprochen, das Projekt fortzuführen. Der Gewinn des "Verbotebuchs" wird an seine Familie gehen. Bei der Sparkasse jedenfalls macht die Zeichnung des Motorradhelms darauf aufmerksam, dass man nur ohne solche Kopfbedeckung die Bankräume betreten soll. Nylon-Strumpfhosen über den Kopf zu ziehen, ist hier nicht ausdrücklich untersagt. Es kommt wohl seltener vor.