Hilden Unterwegs mit "Essen auf Rädern"

Hilden · Zwischen neun und zwölf Uhr wird in Hilden "Essen auf Rädern" ausgeliefert. Die Mitarbeiterinnen der Arbeiterwohlfahrt sind dann von Tür zu Tür unterwegs. Für diesen Service sucht der Hilfsdienst jetzt dringend weitere Helfer.

 Awo-Mitarbeiterin Nicole Malsbender liefert Willi Krusy sein Essen an und nimmt die Bestellliste für die neue Woche mit .

Awo-Mitarbeiterin Nicole Malsbender liefert Willi Krusy sein Essen an und nimmt die Bestellliste für die neue Woche mit .

Foto: Olaf Staschik

Zwischen neun und zwölf Uhr wird in Hilden "Essen auf Rädern" ausgeliefert. Die Mitarbeiterinnen der Arbeiterwohlfahrt sind dann von Tür zu Tür unterwegs. Für diesen Service sucht der Hilfsdienst jetzt dringend weitere Helfer.

Seit 13 Jahren bekommt Wilhelm Krusy sein Mittagessen geliefert. Viermal die Woche, von montags bis donnerstags. Freitags trifft er sich mit Freunden zum Fischessen in einem Restaurant, und am Wochenende versorgt ihn seine große Familie. Der 87-Jährige ist fit, geht regelmäßig schwimmen und erledigt seinen kompletten Haushalt. Nur selbst kochen, das mag er nicht. "Ich koche Eier, aber an Rührei wage ich mich nicht heran", sagt er schmunzelnd.

Als seine Frau verstarb, entschied er sich für "Essen auf Rädern". Seitdem beliefert ihn die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Hilden, die im Moment noch dringend weitere Essensausfahrer sucht. "In 13 Jahren hatte ich nur zwei falsche Lieferungen", sagt der rüstige Rentner, dem früher Zivildienstleistende das Essen brachten. Jetzt kommen die Mitarbeiterinnen der Awo, und Wilhelm Krusy, genannt "Willi", freut sich jeden Tag auf das kurze Gespräch bei der Mahlzeitenübergabe. "Alle sind sehr freundlich. Es ist schön, wenn morgens jemand kommt", sagt er.

Auf der Tour von Nicole Malsbender ist er einer der Ersten. Nachdem sie zum Start ihres Arbeitstages den Wagen mit Essen in den Warmhalteöfen bestückt hat und die Listen noch einmal durchgegangen ist, hält sie um kurz nach neun Uhr auf der Straße vor Krusys Wohnung. Sie klingelt und wird von dem freundlichen Herrn schon mit einem Geschirrtuch in der Hand erwartet. Das Essen ist heiß, Krusy stellt es in seinen Backofen, wo er es dann gegen 12.30 Uhr kurz wieder aufwärmt.

Nötig ist das nicht unbedingt. Andere Kunden haben Styroporkisten, in denen bleibt das Essen warm. Am Anfang der Woche nimmt Lieferantin Malsbender von Krusy die neue Bestellung entgegen. Es gibt täglich sechs Menüs zur Auswahl, mittags überprüft die Awo-Mitarbeiterin im Büro die Bestellungen für den nächsten Tag. Die Essen liefert sie auf ihrer Tour bis 12 Uhr mittags aus. Seit vier Jahren fährt Nicole Malsbender Mahlzeiten bei der Arbeiterwohlfahrt in Hilden aus. Ein Job, der ihr viel Spaß macht. "Mir gefällt der Kontakt mit den Menschen und ich fahre gerne Auto", sagt sie. Sie wird täglich erwartet, bringt nicht nur das Bestellte, sondern hat auch ein offenes Ohr für die kleinen und großen Nöte ihrer Kunden. "Ich unterhalte mich kurz, höre Sorgen, gebe Ratschläge", sagt sie.

Für kleine Hilfen steht sie zur Verfügung, auch wenn ihre Tour fest geplant ist. Für viele Männer und Frauen, die Nicole Malsbender besucht, ist die warme Mahlzeit, die sie liefert, auch eine Chance auf Eigenständigkeit. Leben in den eigenen vier Wänden bleibt so länger möglich. "Natürlich sehen wir auch, dass es Menschen mit der Zeit schlechter geht", stellt sie fest. Unlängst sind zwei Kunden gestorben, auch das gehört dazu, wenn man bei "Essen auf Rädern" tätig ist. Häufig überwiegen aber die positiven Momente, ein freundlicher Gruß und ein nettes Gespräch. Man kennt sich.

Wenn das Fahrzeug mit Warnblinker auf der Straße hält und die Ladeklappe offen steht, haben viele Menschen Verständnis für die kurze Blockade. "Kurzparken ist für uns kein Problem", sagt sie — und ist schon auf dem Weg zum nächsten Kunden, der auf ein Mittagessen und ein kurzes Gespräch wartet.

(sime)
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