Hilden Unterwegs mit den Gasspürern

Düsseldorf · Bei der Gasrohrnetzüberprüfung im Hildener Norden konzentrieren sich Uwe Queisser und Erwin Stoller auf hohle Anschlussdeckel und Risse im Asphalt – und das mit 15 Kilo auf dem Rücken.

Anwohner schieben etwas verstohlen die Gardinen zur Seite und schauen mit einer Mischung aus Irritation und Skepsis hinaus zu dem Mann, der da gerade wie selbstverständlich durch den Vorgarten stapft und ein seltsames Gerät vor sich herschiebt. Uwe Queisser kennt die Blicke. Und er ignoriert sie. "In Hilden wissen die meisten Leute, was ich tue. Die Überprüfung bis zur Hauswand ist Pflicht, und ich nehme sie sehr ernst", betont der 49-Jährige.

Nur bei Trockenheit möglich

Beim nächsten Haus muss er klingeln, weil ein Zaun, eine Hecke und mehrere Bäume im Weg sind. Es ist niemand zu Hause, Queisser macht sich eine Notiz. "Hier fahre ich dann später noch einmal vorbei", sagt er. Seit 2009 überprüft Queisser als so genannter Gasspürer der Düsseldorfer Stadtwerke im Auftrag der Kollegen aus Hilden deren Erdgasrohrnetz. "Regen drängt das Gas in den Boden zurück, deshalb kontrollieren wir nur bei stabiler, trockener Witterung", erklärt der gelernte Rohrnetzbauer und Schweißer. Mit "Wir" meint er sich selbst und Erwin Stoller (50) als ortskundigen Lotsen der Stadtwerke Hilden.

Heute sind sie im Gebiet Gustav-Mahler-Straße unterwegs. Queisser schiebt einen Schlitten mit einem Neoprenteppich vor sich her, an dem ein Ansaugstutzen befestigt ist, der 70 Liter Bodenluft pro Minute in das Messgerät für Kohlenwasserstoffe befördert, das der Gasspürer am Bauch vor sich trägt. Die nötige Energie bezieht die Apparatur aus einer Brenngasflasche, die auf Queissers Rücken festgeschnallt ist. Das Ganze wiegt rund 15 Kilo, "und das wird im Laufe eines sonnigen Tages nicht gerade leichter", bemerkt der 49-Jährige augenzwinkernd.

Etwas unhandlich ist der Straßenplan, den Erwin Stoller zu bändigen versucht. Sämtliche Leitungen sind mit exakten Angaben zu ihrer Lage im Boden vermerkt. Queisser folgt den Anweisungen seines Kollegen und orientiert sich zudem an genormten Randsteinen oder Bodenplatten, um Distanzen einzuschätzen. Gemeinsam folgen die beiden Männer dem Verlauf der Rohre, kontrollieren Risse im Asphalt, wo Gas austreten könnte, ebenso wie Anschlussdeckel, in deren Hohlräumen sich Gas sammeln könnte.

Stoller ist gelernter Gas-Wasser-Installateur, arbeitet seit 1992 bei den Stadtwerken Hilden und bildet mit Queisser ein gutes Team, das zügig voran kommt. "Zehn Kilometer pro Tag schaffe ich, mein Rekord liegt bei 16 Kilometern", merkt der 49-Jährige nicht ohne Stolz an. Was wie Spazierengehen aussieht, erfordert viel Konzentration für die Arbeit an sich und vor allem den Straßenverkehr. Vier Störungen haben Queisser und Stoller heute gefunden, alle harmlos. "Bei einer Hochdruckleitung ist vermutlich eine Schweißnaht undicht", sagt der Hildener. "So lange sich das Gas nicht sammelt, besteht kein Grund zur Sorge."

Kontrolleure: "Erdgas ist sicher"

Jede Propangasflasche im Keller sei gefährlicher. "Ich habe bisher noch keinen schweren Defekt in unserem Netz entdeckt", betont Stoller und Queisser nickt. Sein Frühwarngerät piept bereits bei einer Gaskonzentration von 200 Teilen pro Million (PPM) – Explosionsgefahr besteht erst ab etwa 44000 PPM. "Erdgas ist sicher", sind sich die Kontrolleure einig. Dann ist plötzlich doch ein Alarmton zu hören. Queisser winkt ab: "Keine Panik – das ist bloß der Klingelton meines Handys."

(RP)
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