Hilden Über Leinenzwang gestritten

Düsseldorf · Über 100 Bürger diskutierten am Mittwoch auf dem alten Markt zum Teil sehr emotional mit Vertretern von Rat und Verwaltung über die neue Verordnung. Gegner des Anleinzwangs sammeln weiter Unterschriften.

Immer wieder kochten gestern am Stand der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post auf dem alten Markt die Emotionen hoch.

Die seit 1. April geltende Anleinpflicht für Hunde im Hildener Stadtwald erregte die Gemüter von mehr als 100 Bürgern, die ihrem Ärger gegenüber Bürgermeister Horst Thiele, dem Ersten Beigeordneten Norbert Danscheidt, dem stellvertretenden Ordnungsamtsleiter Daniel Beier, Förster Friedhelm Schüller, und Friedhelm Burchartz, stellvertretender Vorsitzender des Umweltausschusses, Luft machten.

Zu viele Hunde im Stadtwald

Ergänzt wurde die Runde durch den Hundehalter Horst Brand, der Unterschriften gegen die neue Verordnung sammelt. Er erhielt spontan Applaus, etliche Bürger wollten sich sofort in eine Liste eintragen. Burchartz und Schüller rechtfertigten die Anleinpflicht mit der Zunahme der Hunde im Stadtwald, Konflikten mit anderen Besuchern und dem Schutz der Wildtiere.

Der Förster wies darauf hin, dass seit April 2009 nachweislich fünf Rehe im Stadtwald von Hunden gerissen worden seien. Er stellte zudem fest, dass sich die Anleinpflicht auch auf den Segelflugplatz als Landschaftsschutzgebiet erstreckt. "Gäbe es auch in den umliegenden Städten eine Hundewiese wie am Jaberg, würde sich der Andrang der Besucher besser verteilen", sagte Schüller.

Die Hundehalter schlugen als Alternative zur Anleinpflicht vor, die Verordnung zunächst nur zu erproben, weitere Flächen als Hundewiesen auszuweisen, einen Hundeführerschein mit Erkennungshalsband als Befreiung von der Anleinpflicht einzuführen, von Hundeschulen eine Nutzungsgebühr zu verlangen oder den Segelflugplatz als Freilauffläche für Hunde freizugeben.

Segelfluggelände

Das sei nicht möglich, solange das Gelände der Luftsportgemeinschaft Kesselsweier gehöre, erläuterte Bürgermeister Thiele: "Sollte der Verein das Areal aufgeben, würde es an die Stadt zurückfallen. Im Zuge einer Renaturierung könnte dann möglicherweise eine zweite Hundewiese geschaffen werden." Viele Bürger fühlten sich schlecht informiert.

Warum gebe es erst jetzt eine öffentliche Diskussion? Warum nicht vor der Abstimmung im Rat? Und warum würden nur die Hundehalter in die Pflicht genommen, nicht aber Jogger, Radfahrer und Reiter? Speziell über die Mountain-Bikern regten sich Tierfreunde auf und forderten härtere Strafen. Dem hielt Daniel Beier entgegen: "Wir müssen die Überwachung mit nur sechs Mitarbeitern jetzt noch zusätzlich zu den übrigen Aufgaben leisten. Und bei einem Radfahrer kommen wir einfach nicht hinterher."

Thiele bedauerte, dass mit der Anleinpflicht das Gros der Hundehalter für das Fehlverhalten einer Minderheit bestraft würde. Ein Bürger brachte das Problem auf den Punkt: "Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass niemand mehr auf den anderen Rücksicht nimmt."

(RP)
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