Hilden Feminines Seelen-Striptease im QQTec

Die Theatergruppe „Traumakel“ bringt Brigitte Buc´s „Hundswetter“ auf die Bühne an der Forststraße in Hilden. Premiere ist am Freitag, 23. September. Viermal wird das Stück gespielt.

 Sie spielen „Hundswetter“: Anke Jochmaring als Geschäftsfrau, Chris Waner als Gabriele, Jutta Blumberg als Alleinerziehende und Volker Beindorf-Wagner als Kellner.

Sie spielen „Hundswetter“: Anke Jochmaring als Geschäftsfrau, Chris Waner als Gabriele, Jutta Blumberg als Alleinerziehende und Volker Beindorf-Wagner als Kellner.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Das Wetter ist schlecht, die Laune noch schlechter. Und dann ist da dieses Pariser Bistro, in dem der Kellner eigentlich gerne die Türe von innen abschließen würde. Wären da nicht diese drei Frauen und der Champagner. Die eine, ziemlich taff und kurz vor einer wichtigen Präsentation im Büro. Die andere alleinerziehend und in ihrer Boutique umgeben von Dessous. Und dann noch die Dritte im Bunde: arbeitslos, beziehungslos, hoffnungslos. Wer Frauen in derartigen Lebenskrisen kennt, der weiß: Das könnte zu einer hochexplosiven Mischung werden. Man könnte es auch so sagen: Mit Brigitte Buc’s Komödie „Hundswetter“ hat sich die Theatergruppe „Traumakel“ diesmal herangewagt an eine Klaviatur ausgeleierter Frauenseelen.

„Das ist hier alles ein bisschen verrückt“, verrät Regisseur Günter Kuschmann, was die Zuschauer im QQTec an den vier Aufführungstagen erwartet. Er hätte es nicht sagen müssen, ein Blick durchs Probenschlüsselloch hätte genügt. Da schaukelt sich Helene multitaskingmäßig über die Bühne. Geschäftsfrau, aufopfernde Ehefrau, Mutter und kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Dazu längst im Brandy und in Grübeleien darüber versunken, ob denn der Champagner sich verträglich einreiht in die Abfolge alkoholischer Exzesse. Und dann singt sie auch noch, Anke Jochmaring, die eine wunderbare Besetzung für diese Rolle ist.

Wer nun glaubt, der Gipfel psychischer Entgleisungen wäre damit erreicht, dem sei gesagt: Es geht munter weiter in diesem Seelenstriptease. Lulu, gespielt von Jutta Blumberg, hadert mit dem Schicksal der Alleinerziehenden mit trister Kindheit. Und Gabriele, herrlich abgewrackt in Szene gesetzt von Chris Wagner, ist die tragische Figur. Einsam und dazu auch noch tablettensüchtig: Was soll da noch kommen im Leben?

Von Volker Beindorf-Wagner, den vermutlich kein Mann um seiner Rolle als Kellner inmitten femininer Psychokrisen beneidet, ist dazu zu hören: „Die Damen sind zunehmend enthemmt.“

Um Himmelswillen, muss man sich so etwas wirklich antun? Ja, unbedingt! Nicht nur deshalb, weil es zu Gelassenheit verhilft, eigene Seelenqualen mal mit humorigem Unterton und Augenzwinkern betrachten zu können. Sondern auch, weil die leidenschaftlich aufspielenden Theaterleute das fantastisch auf die Bühne bringen. Einfühlsam begleitet von Heinz Danyel am Akkordeon und Karsten Köser am Klavier.

Und mittendrin Regisseur Günter Kuschmann, der sie wunderbar beherrscht: Die Kunst, den neugierigen Probenbesucher hineinzuziehen in dieses Spektakel, dass sich dort auf der QQTec-Bühne vor aller Augen ausbreiten soll. Dass dann auch noch ein Joint die Runde macht und der Kellner notgedrungen zum Seelenklempner mutiert: Ach, was soll´s! Da ist längst schon alles egal. Wer beduselt den Text vergessen hat, dem flüstert Dorothee Cüppers aus der ersten Reihe die richtigen Worte zu. Die Damen sind zunehmend transzendiert – und das Publikum ist es irgendwann auch. Und ja, am bitteren Ende soll´s dann auch noch Überraschungen geben. Ob die noch jemand braucht?

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