Hilden Tod einer 97-Jährigen: 18-Jähriger gesteht

Düsseldorf · Gewalt lehnt dieser 18-jährige Angeklagte ab. "Ich will ja nicht angeben, aber ich bin ein Trickdieb", so der junge Mann Donnerstag vor dem Landgericht Düsseldorf. Und in diesem Metier sei er derart geschickt, dass seine Opfer die Diebstähle oft nicht mal bemerkten.

Dennoch ist der 18-Jährige seit gestern wegen Raubes mit Todesfolge angeklagt. Vor einem Jahr hatte er in Hilden vor der Seniorenanlage St. Jacobus einer 97-jährigen Gehbehinderten die Geldbörse mit 60 Euro weggerissen. Die Seniorin kam zu Fall, brach sich das Bein und ist einen Tag später an den Folgen der notwendigen Operation gestorben. Der Täter gab sich zu Prozessbeginn reumütig, weinerlich und auch großspurig. Er könne schlecht einschlafen, klagte der junge Mann dem Jugendgericht. "Ich komme mit der Tat nicht klar, es tut mir Leid, ich hoffe, dass die Familie mir verzeiht!" Er habe ja nicht geahnt, dass seine Tat die alte Dame derart gefährden, sie gar das Leben kosten könnte. "Menschenleben ist wichtiger als Geld", tönte er nun. Dabei hatten er und zwei Mittäter jene Rentnerin damals ganz gezielt als Opfer ausgesucht. In einem Supermarkt an der Mittelstraße waren sie der gebrechlichen 97-Jährigen begegnet, die trotz Rollator nur mühsam vorankam.

Doch schon in früheren Fällen, für die der 18-Jährige bereits zu Jugendhaft verurteilt worden war, hatte er meist gezielt Rentnerinnen ausgesucht, um deren knappe Barschaft zu stehlen. "Aber nicht, weil die gebrechlich waren. Ich weiß aber, dass ältere Damen die Geheim-Nummer für ihre Bankkarten immer aufschreiben", so der Angeklagte. Dennoch habe er aus der erbeuteten Börse der Hildener Rentnerin damals nur das Bargeld entnommen, den Geldbeutel dann weggeworfen.

Dass es bedrohlich wird, wenn ein Gehbehinderter zu Fall kommt, hätte dem Angeklagten jedenfalls klar sein dürfen. So gebe es in seinem Umfeld einen jungen Mann, der an Krücken geht. "Manchmal fällt der um, das ist dann sehr gefährlich", so der 18-Jährige gestern. Aber Gewalt habe er bei der Rentnerin ja nicht angewendet. Die 97-Jährige habe beim Diebstahl im Eingang der Seniorenwohnanlage jedoch seine Jacke festgehalten, er habe sich "in Panik losgerissen, ich wollte nicht, das man mich erwischt". Dass die Frau an den Sturzfolgen gestorben ist, habe er später erfahren. "Ich dachte, das ist ein Scherz!" Erst nach monatelanger Flucht kam der 18-Jährige dann doch noch in U-Haft. Seine Komplizen sind längst abgeurteilt. Da sie nur an einem geplanten Trickdiebstahl bei der 97-Jährigen beteiligt waren, kamen sie mit sechs Monaten Bewährungsstrafe sowie mit einer Geldstrafe davon. Der Prozess gegen den 18-Jährigen dauert an.

(RP)
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