Hilden/Haan Teures Wohnen: Viele Berufspendler trotz Corona

Hilden/Haan · Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Pendler im Kreis Mettmann auf einem hohen Level. Im vergangenen Jahr kamen rund 107.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig von außerhalb in den Kreis.

 Ankunft einer S-Bahn S1 im abendlichen Berufsverkehr am Bahnhof Hilden.

Ankunft einer S-Bahn S1 im abendlichen Berufsverkehr am Bahnhof Hilden.

Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)/Köhlen, Stephan (teph)

Darauf macht die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aufmerksam. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach stieg die Zahl der sogenannten Einpendler in den Kreis um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem verließen im vergangenen Jahr rund 99.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig den Kreis Mettmann als Auspendler, was einem geringfügigen Minus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Zu den Hauptursachen für die anhaltend großen Pendelströme zählt nach Einschätzung der IG BAU Düsseldorf der teure Wohnraum in der Region. „Nach jahrelangen Mietsteigerungen können sich viele Beschäftigte das Leben am Arbeitsort nicht mehr leisten. Ihnen bleibt als Alternative oft nur stundenlange Fahrerei mit dem Auto oder der Bahn“, so Bezirksvorsitzender Uwe Orlob. In der Baubranche seien weite Anfahrtswege besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den Ballungsräumen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten. Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den Städten auch Gering- und Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die PendlerZahlen zu verringern“, sagt Orlob. Dafür müsse die Politik klare Vorgaben machen, etwa indem kommunale Grundstücke nicht an den Meistbietenden verkauft würden, sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbaren Mieten verpflichteten. Beim sozialen Wohnungsbau müssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden und einmal gebaute Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben.

„Weniger Pendelei bedeutet für die Betroffenen mehr Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys. Gleichzeitig kann ein erheblicher Teil der CO2-Emissionen im Verkehrssektor eingespart werden“, so Orlob weiter. Nach Angaben der Arbeitsagentur verließen 2020 bundesweit vier von zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen ihrer Stadt oder ihres Landkreises. Damit erreichte die Zahl der FernPendler trotz Pandemie einen Höchststand von 13 Millionen.

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