Hilden Taschengeldbörse startet wohl im Juni

Hilden · Der Stadtrat stellt 3000 Euro als Starthilfe bereit. Die Arbeiterwohlfahrt Hilden richtet eine Vermittlungsstelle ein.

 Ursula Osang erhält von Gizem Aygar ihren Lebensmitteleinkauf: Die Szene ist typisch für die Taschengeldbörse, derren Verwirklichung näher rückt.

Ursula Osang erhält von Gizem Aygar ihren Lebensmitteleinkauf: Die Szene ist typisch für die Taschengeldbörse, derren Verwirklichung näher rückt.

Foto: Staschik

Mehr als 13 000 Hildener sind 65 Jahre und älter, etwa 3400 bereits über 80 Jahre alt. Die meisten wollen so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben, hat eine Untersuchung ergeben. Doch dann brauchen Ältere ab und zu Unterstützung im Alltag: einkaufen, Rasen mähen, Medikamente besorgen oder eine Glühbirne oben an der Decke wechseln.

In der Regel übernehmen solch kleine Dienste Familienangehörige. Doch immer häufiger leben die jüngeren Familien von Senioren weit weg. Und Freunde und Bekannte, die einspringen könnten, werden auch immer älter. Diese "Versorgungslücke" soll die "Taschengeldbörse" schließen. Der Stadtrat hat 3000 Euro als Starthilfe bereitgestellt, weil es keine Unterstützung vom Land gibt. "Viele Ältere warten schon sehnsüchtig auf das neue Angebot", berichtet Gerd Wimmershoff, Vorsitzender des Seniorenbeirats, der sich für das Projekt stark gemacht hat: "Das Jugendparlament wird die Werbung übernehmen. Die Arbeiterwohlfahrt Hilden richtet eine Vermittlungsstelle ein. Sie soll voraussichtlich Mitte des Jahres die Arbeit aufnehmen."

Für ein Taschengeld ab fünf Euro pro Stunde sollen junge Leute ab und zu kleine Aufgaben oder Besorgungen für Ältere übernehmen. "Ich werde ständig angesprochen, ob ich nicht jemanden kenne, der Unkraut jäten oder bei PC-Problemen helfen kann", berichtet Wimmershoff. Angebot und Nachfrage bringt die Vermittlungsstelle — eine 400-Euro-Kraft — zusammen. Ohne eine solche professionelle Vermittlung funktioniere die Taschengeldbörse nicht, hat der Hildener Seniorenbeirat in Solingen erfahren.

Dort gibt es die Börse bereits seit vier Jahren. Etwa 330 Senioren und 280 Jugendliche haben sich dort angemeldet. Eine Konkurrenz zur bereits bestehenden Nachbarschaftshilfe Hilden sei die Taschengeldbörse nicht, ist Wimmershoff überzeugt: "Ich habe schon mit der Vorsitzenden Ingrid Benecke gesprochen. Wir wollen zusammenarbeiten." "Die Taschengeldbörse ist lediglich die Instanz, die den ersten Kontakt herstellt", erläutert Marie Luise Barkhoff, Leiterin des Josef-Kremer-Hauses der Awo an der Schulstraße. Dort soll die Börse angesiedelt werden. "Alles weitere organisieren die Beteiligten selbst. Die Erfahrungen der Solinger zeigen, dass nachhaltige Bindungen entstehen und nachbarschaftliche Beziehungen wachsen." Die Mitglieder des Jugendparlaments wollen das Projekt unter den Heranwachsenden in Hilden bekanntmachen und Teilnehmer werben.

Die Arbeiterwohlfahrt hat bereits einen geeigneten Koordinator auf 400-Euro-Basis gefunden. Durch die Taschengeldbörse könnten alle Beteiligten nur gewinnen, ist der Vorsitzende des Seniorenbeirats überzeugt. Die älteren Menschen erhielten Unterstützung im Alltag, die jungen Leute könnten ihr Taschengeld ein wenig aufbessern. Und beide hätten mehr Kontakt miteinander — und mehr Verständnis füreinander. Das hofft Gerd Wimmershoff.

www.rp-online.de/hilden

(RP)
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