Hilden Steinbrück schwer enttäuscht

Düsseldorf · Peer Steinbrück will als SPD-Abgeordneter den ganzen Kreis Mettmann in Berlin vertreten und sein Büro in Hilden einrichten. Der nächste Wahlkampf steht vor der Tür. In gut sieben Monaten ist Landtagswahl.

Bundestagswahl: Der Tag danach
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haan/Hilden Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) bekannte gestern: "Das Wahlergebnis ist eine herbe persönliche Enttäuschung für mich." Er gratulierte seiner Gegenkandidatin Michaela Noll (CDU) zu ihrem Sieg und versprach den Bürgern im Wahlkreis, sich "so viel und so gut wie möglich" für sie einzusetzen. Das Abschneiden bei der Bundestagswahl stand gestern Abend beim Treffen des SPD-Kreisparteirates im Mittelpunkt. Nach den Herbstferien will der Haaner Parteichef Bernd Stracke bei einer SPD-Mitgliederversammlung die Ergebnisse von Bundestags- und Kommunalwahl analysieren und zum Thema einer offenen Aussprache machen. Stracke hält eine personelle Erneuerung im Bundesvorstand für notwendig.

Die Opposition sollte genutzt werden, um das eigene Profil zu schärfen. In jüngster Zeit habe der Haaner SPD-Ortsverband Zuwachs bei den Jusos erhalten. "Deren Arbeit werde ich als Vorsitzender fördern." Er habe gehört, dass viele junge Wähler die Briefwahlmöglichkeit genutzt haben.

"Prima Wahlkampf vor Ort"

Peer Steinbrück habe einen "prima Wahlkampf" gemacht und sei sehr viel vor Ort gewesen, stellte Stracke fest. Steinbrücks Art, Politik darzustellen, sei offenbar bei Wählern gut angekommen. Immerhin sei sein Ergebnis (33,8 Prozent im Kreis) deutlich besser als das für die Partei (in Haan 24,1 Prozent, im Bund 23 Prozent). Er hoffte, dass Steinbrücks Erfahrung und weltweite Kontakte auch künftig zur Arbeit vor Ort genutzt werden könnten. "Ich setze darauf, dass Peer Steinbrück jetzt im Bundestag den Kreis Mettmann auch vertritt."

Aussage zur CO-Leitung

Steinbrück werde nicht nur den Südkreis, sondern auch den Nordkreis vertreten, kündigte Peter Zwilling, Geschäftsführer der Kreis-SPD, an. Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese verlor ihren Wahlkreis im Norden. Steinbrück wolle sein Büro in Hilden einrichten.

Die SPD in Hilden habe getan, was sie konnte, und mit Steinbrück ein besseres Ergebnis als im Bund erzielt, betonte Parteichefin Birgit Alkenings: "Die Probleme der SPD müssen in Berlin gelöst werden." Die Wähler wollten keine große Koalition mehr, analysiert sie die Bundeswahl. Viele CDU-Wähler hätten diesmal FDP gewählt, die klassischen SPD-Wähler seien zu Hause geblieben: "Der SPD fehlte eine Option zur Regierungsbildung." In gut sieben Monaten sind Landtagswahlen. Wie will die SPD nach dem historischen Wahldebakel in so kurzer Zeit wieder Fuß fassen? Darauf weiß Alkenings auch keine Antwort. Fest steht nur, dass das Thema "Bayer-Kohlenmonoxid-Pipeline" eine Schlüsselrolle im Wahlkampf spielen wird. Über 100.000 Bürger haben bereits gegen die umstrittene Giftgas-Leitung unterschrieben. Hannelore Kraft, Fraktionsvorsitzende der SPD im Düsseldorfer Landtag, hat sich bis heute nicht mit den Kritikern der Pipeline getroffen. Druck auf die Genossen in Düsseldorf will Alkenings deshalb aber nicht ausüben — zumindest nicht öffentlich.

Der scheidende Bürgermeister und Parteifreund Günter Scheib wird da schon etwas deutlicher. Er erwarte eine klare Aussage der SPD zur CO-Leitung vor der Landtagswahl: "Sonst macht es keinen Sinn, im Kreis Mettmann Wahlplakate zu kleben."

(RP)
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