Haan Stefan Kullmann: "Bauberufe sind besser als ihr Ruf"

Düsseldorf · Dem Handwerk fehlt der Nachwuchs. Ist ein Beruf wie der des Maurers heute uncool oder scheut mancher Schulabgänger die körperliche Arbeit, verbunden mit Schmutz? Weiß er, wie viel er als Geselle verdienen kann? Wie auch immer: "Wir haben zu wenig Auszubildende, dabei sind Bauberufe besser als ihr Ruf", sagt Stefan Kullmann. Der Inhaber des gleichnamigen Haaner Bauunternehmens hat eine Bilderbuchkarriere absolviert und beweist: Wer sein Handwerkszeug von der Pieke auf lernt, hat später Chancen – gute Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten.

"Ich kann den Beruf nur empfehlen", betont der 47-Jährige, während er zwischen PC, Telefon und Mitarbeitergesprächen jongliert. "Die Arbeit ist abwechslungsreich, mit wechselnden Baustellen, Kundengesprächen, Dokumentationen, Neu- und Umbau sowie Sanierung." Das Bild des Maurerberufes hat sich gewandelt: "Es geht nicht mehr allein um die Fertigstellung eines Rohbaus", so Kullmann. Der Experte ist auch bei Schimmelsanierung, Bauschäden, Denkmalschutz-Erhaltung und energetischer Verbesserung der Bausubstanz gefragt. Dabei erwarten die Kunden handwerkliche Präzision und Ingenieurwissen. "Garanten dafür sind Mitarbeiter, die vorausschauend mitdenken, ihr Wissen auf ihre Hände übertragen", bringt Bauingenieur Kullmann seine Erwartungen an Auszubildende und Gesellen auf den Punkt, "die seine Stütze sein müssen".

"Ein Maurer braucht nicht nur körperliche Robustheit und muss 25-Kilo-Zementsäcke schleppen können. Er muss auch sein Gehirn einsetzen", so Kullmann. Ob bei der Sanierung einer Treppe oder Terrasse oder einem Großprojekt – der Kunde erwarte eine technisch perfekte Lösung. "Jede Stunde kostet ihn Geld, deshalb muss jeder Handgriff geplant sein und sitzen." Schließlich hat die Firma oft schon gegen "höhere Gewalt" wie das Wetter oder ungünstige Bodenbeschaffenheit zu kämpfen. Wichtig ist dem Bauunternehmer neben Flexibilität, Pünktlichkeit und Höflichkeit auch, dass Auszubildende Neugier mitbringen, "nach dem Warum fragen". "Das Handwerk ist eine Summe von vielen kleinen Kniffen. Und wir leben davon, unser Wissen weiterzugeben."

Sehr angetan war der Firmenchef von seinem neuen Auszubildenden, der zuvor in einem Test bei der Handwerkskammer gut abgeschnitten hatte und auch ohne Taschenrechner Prozentrechnen beherrscht. "Das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich."

"Es lohnt sich, den Beruf des Maurers zu erlernen, zumal man das Produkt seiner Arbeit nachhaltig vor Augen hat, wenn man durch die Stadt geht", schmunzelt Stefan Kullmann. Poliere und Meister würden dringend gesucht. "Erst einmal sollten Schulabgänger in einen Beruf reinriechen", bekräftigt auch Kullmanns Mitarbeiter, Bauingenieur Gerd Loevenich. "Nach der Ausbildung macht ein Studium immer noch Sinn."

Weitere Beiträge aus der Serie "Ausbildungs-Offensive" finden Sie unter www.rp-online.de/Hilden

(RP)
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