Coronavirus Ordnungsamt patrouilliert über Spielplätze

HIlden/Haan · Das Land NRW hat seinen Erlass noch einmal verschärft. Demnach muss der Einzelhandel komplett schließen. Die Städte haben das Ordnungsamt losgeschickt, um die Einhaltung der Allgemeinverfügungen zu überprüfen. Die Kplus-Gruppe mahnt unvernünftige Krankenhaus-Besucher, zu Hause zu bleiben.

 Die Spielplätze in Hilden sind gesperrt, das Ordnungsamt kontrolliert.

Die Spielplätze in Hilden sind gesperrt, das Ordnungsamt kontrolliert.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Jetzt also doch: Nachdem die Landesregierung am Dienstagabend noch davon gesprochen hat, dass der Einzelhandel am Mittwoch mit strengen Auflagen und Einschränkungen öffnen darf, ist nun klar, dass ausschließlich Geschäfte des täglichen Bedarfs wie beispielsweise Supermärkte, Apotheken, Tierbedarfsmärkte sowie Baumärkte, Poststellen, Sparkasse, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, Abhol- und Lieferdienste, Wochenmärkte und der Großhandel öffnen dürfen. In der Nacht hat die Landesregierung nachgebessert. „Alle anderen Verkaufsstellen des Einzelhandels sind (...) zu schließen“, heißt es weiter.

Das wird von Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamtes in Hilden auch kontrolliert: „Alle sind sehr einsichtig, es gibt keine Probleme.“ Die verfügten Maßnahmen dienten dem Schutz der Bevölkerungen, betont die Stadtverwaltung. Verstöße würden sowohl mit einem Bußgeld geahndet als auch strafrechtlich verfolgt. „Ich hoffe sehr, dass die Gewerbetreibenden aber auch die Bürgerinnen und Bürger kooperieren und sich an die Vorschriften halten“, erklärt Bürgermeisterin Alkenings. „Es liegt in unser aller Interesse, dass wir das Corona-Virus ausbremsen. Jetzt sind Solidarität und Vernunft gefragt!“

Das Geschäft „Blumen 2000“ hat er vor kurzem an der Mittelstraße Höhe alter Markt in Hilden eröffnet. Jetzt ist es geschlossen. „Aus aktuellem Anlass schließen wir bis 19. April 2020“, steht auf einer Tafel vor dem Ladenlokal: „Daher möchten wir unsere Pflanzen in gute Hände abgeben. Zum Mitnehmen so viel Sie tragen können.“ Passanten greifen zu. Auch Claudia Godec nimmt sich einige Zweige mit. „Eine gute Idee, besser als wegwerfen“, findet die Event-Marketerin und Künstlerin. Sie ist seit 25 Jahren selbstständig. Und wie läuft es bei ihr? „Alles auf Null“, erzählt sie und schafft es trotzdem, ein Lächeln in ihr Gesicht zu zaubern: „Ich habe ja schon einiges erlebt. Aber so extrem war es noch nie.“ Schlechte Laune helfe jetzt auch nicht weiter. Jetzt sei es wichtig, nicht die Zuversicht zu verlieren.

„Was ist denn hier los?“, fragt der Paketbote überrascht, als er vor der verschlossenen Filiale von Intersport Borgmann einige Schritte weiter steht. Mitarbeiter Dirk Bocksteeger öffnet die Tür und lässt ihn mit der Lieferung ein: „Du kennst dich ja aus.“ Die Geschäftsleitung habe alle Filialen geschlossen, die Mitarbeiter wurden informiert: „Wir machen noch einen Notdienst, Kurzarbeitergeld ist schon beantragt.“ Und wie geht es ihm persönlich? „Ich bin ein positiver Mensch“, sagt Dirk Backsteeger: „Ich hoffe, dass die Krise in fünf bis sechs Wochen vorbei ist.“

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Foto: Christoph Schmidt

Gudrun Falco verkauft in der Schulstraße in Hilden ausgefallene Taschen. „Ich finde die Schließung richtig“, sagt die Inhaberin von „Bag in Time“: „Mich als Selbstständige stellt das allerdings vor Existenzprobleme. Bekomme ich finanzielle Hilfe? Wo? Da fehlen einfach sämtliche Informationen. Ich habe mir schon die Finger totgegoogelt, ohne etwas zu finden. Und die Industrie- und Handelskammer weiß auch nichts.“

In Haan hat die Stadt umgehend reagiert und die Allgemeinverfügung angepasst. „Wir schicken drei Zweierteams vom Ordnungsamt los, um die Vorgaben nachzuhalten“, erklärt Bürgermeisterin Bettina Warnecke: „Die Schließung der Verkaufsstellen des Einzelhandels ist jetzt nur konsequent. Die Stadt Haan wird den Einzelhandel umgehend informieren. Außerdem finden Kontrollen des Ordnungsamtes statt. Es ist eine schwierige Zeit, in der wir alle an einem Strang ziehen müssen. Ich bitte daher alle, sich an die einschneidenden neuen Regelungen zu halten!"

Sollten noch weitere Teams benötigt werden, könnten auch andere Verwaltungsmitarbeiter in die Innenstadt und auf die Spielplätze geschickt werden. Da sei wichtig. „All diese Entscheidungen stellen unser normales, gewohntes Leben auf den Kopf, aber sie sind richtig und notwendig. Liebe Eltern: Ich weiß, wie schwer es fällt, die eigenen Kinder vom Spielplatz fern zu halten. Halten Sie sich aber bitte an die Auflagen, lassen Sie Ihre Kinder nicht auf den Spiel- und Bolzplätzen spielen. Und an alle Haanerinnen und Haaner: Auch wenn es hart ist: Wir alle müssen sozialen Kontakte vermeiden. Es gibt auch wieder bessere Zeiten“, erklärt Warnecke.

 Geschäfte müssen schließen. „Blumen 2000“ an der Mittelstraße in Hilden verschenkt Pflanzen an Passanten.

Geschäfte müssen schließen. „Blumen 2000“ an der Mittelstraße in Hilden verschenkt Pflanzen an Passanten.

Foto: Christoph Schmidt
 Einzelhandel muss wegen Corona ab 18.03.2020 schließen. Gudrun Falco, Inhaberin von "Bag in Time" an der Schulstraße in Hilden, findet die Entscheidung an sich richtig, beklagt sich aber über fehlende Information über Finanzhilfen für Selbstständige: "Die IHK weiß auch nichts."

Einzelhandel muss wegen Corona ab 18.03.2020 schließen. Gudrun Falco, Inhaberin von "Bag in Time" an der Schulstraße in Hilden, findet die Entscheidung an sich richtig, beklagt sich aber über fehlende Information über Finanzhilfen für Selbstständige: "Die IHK weiß auch nichts."

Foto: Christoph Schmidt

Unterdessen warnt die Kplus-Gruppe, die unter anderem die Krankenhäuser in Hilden und Haan betreibt, ausdrücklich vor unangekündigten Besuchen in den Kliniken. „Es gibt leider noch immer viel zu viele Unvernünftige, die nicht begreifen wollen, dass sie ihre Freunde oder Verwandten in Gefahr bringen, wenn sie als Besuch auftauchen“, betonte Cerstin Tschirner, Sprecherin der Krankenhausgruppe, auf Anfrage. Sie wisse, dass dieser Appell weh tue, „weil all die Besuche ja gut gemeint sind. Nur erreichen Sie unter Umständen mit so einem Auftauchen das genaue Gegenteil, indem Sie Risiko-Patienten unwissentlich mit dem Corona Virus anstecken.“ In Einzelfällen können Besucher mit den Stationen telefonisch Kontakt aufnehmen und einen kurzen Besuch organisieren, erklärte Tschirner. Der laufe dann aber kontrolliert und mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen. „Wir sind gut vorbereitet, aber wir wissen auch, dass die Zahl der Erkrankungen vermutlich noch deutlich zunehmen wird“, warnt die Sprecherin. Bilder aus völlig überfüllten Krankenhäusern, wie sie zur Zeit aus Italien zu sehen sind, wolle man hierzulande auf jeden Fall vermeiden: „Das geht aber nur, wenn alle wirklich diszipliniert mitmachen.“

(tobi)
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