Haan Stadtwerke unter Strom

Haan · Der Haaner Versorger befindet sich zurzeit in Gesprächen mit möglichen strategischen Partnern. Er muss jetzt überlegen, ob er das Stromnetz künftig alleine oder mit Unterstützung eines Anteilseigners betreibt.

 Noch wird das Haaner Stromnetz von dem Energieversorgungsunternehmen RWE betrieben.

Noch wird das Haaner Stromnetz von dem Energieversorgungsunternehmen RWE betrieben.

Foto: Olaf Staschik

Den Zuschlag für das Haaner Stromnetz haben die örtlichen Stadtwerke vor kurzem erhalten. Noch steht aber nicht fest, ob sie das Netz in eigener Regie — wenn auch mit Unterstützung von Dienstleistern — betreiben oder sich dafür einen strategischen Partner als Anteilseigner ins Boot holen — also ein großes Energieunternehmen mit entsprechender Erfahrung.

"Wir recherchieren intensiv und wägen ab, welche Mehrwerte sich jeweils ergeben können", erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Chemelli. "Wir sind in Gesprächen mit möglichen Partnern."

Ein wenig Zeit haben sie noch. Bis zum 22. Dezember 2013 läuft der Stromkonzessionsvertrag der Stadt mit RWE. Anschließend müssen die Haaner Stadtwerke die Stromversorgung in der Gartenstadt sicherstellen. "Da es sich um eine weitreichende Richtungsentscheidung für die Stadtwerke und die Stadt Haan handelt, lassen wir uns die nötige Zeit", erklärt Chemelli. Schließlich müsse gleichzeitig der wirtschaftliche Erfolg des städtischen Unternehmens gesichert werden.

Beide Konstellationen haben Vorteile: Kümmern sich die Stadtwerke alleine um Netzbetrieb und Stromvertrieb, erhalten sie sich ihre Unabhängigkeit. Schließen sie sich mit einem größeren Versorger zusammen, können sie dessen Know-How nutzen und müssen es sich nicht selbst aneignen.

"Stromnetz bleibt städtisch"

Sollte ein strategischer Partner gefunden werden, bleibe das Stromnetz in städtischer Hand. Der Partner kaufe jedoch Anteile an den Haaner Stadtwerken. "Wie viele, hängt von den Ertragswerten ab", sagt Chemelli.

In Solingen wird die Ehe zwischen den Stadtwerken und dem Mannheimer Versorger MVV jetzt nach rund zehn Jahren geschieden. Der Rat hat beschlossen, dass die Stadt den 49,9-prozentigen MVV-Anteil an der Energiesparte des Solinger Unternehmens für 116,5 Millionen Euro zurückkauft. Rund 360 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Die Solinger Stadtsparkasse übernimmt 12,5 Prozent. Die Partnerschaft hatte nicht den ursprünglich erhofften Nutzen gebracht. Insbesondere die hohen Renditeziele des Mannheimer Anteilseigners waren den Solingern ein Dorn im Auge.

"Wir verfolgen, was in Solingen passiert", sagt Stefan Chemelli. Dennoch bedeute die dortige Entwicklung nicht, dass die Suche nach einem strategischen Partner immer der falsche Weg sei. Auch die Hildener Stadtwerke haben diese Entscheidung getroffen. Seit 2008 besitzen die Düsseldorfer Stadtwerke 49,9 Prozent an dem Versorger. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, sagt der Hildener Geschäftsführer Hans-Ullrich Schneider. Man habe in der Itterstadt investiert und profitiere von den Düsseldorfer Fachleuten im Bereich der Erneuerbaren Energien.

"Tankstelle läuft gut"

Bei den Haaner Stadtwerken sind zurzeit 36 Frauen und Männer beschäftigt. Das Unternehmen versorgt bislang rund 6800 Häuser mit Wasser und etwa 5300 Häuser mit Gas. Der Wert des Stromnetzes steht bislang nicht fest. Er muss erst bis Ende 2013 ermittelt sein.

Einen ersten Schritt in Sachen Stromvertrieb ist das Haaner Unternehmen jetzt mit der Eröffnung der ersten Stromtankstelle in Haan in der Tiefgarage an der Dieker Straße gegangen. "Sie läuft gut und wird regelmäßig genutzt", berichtet Chemelli. "Von einem Nutzer haben wir schon die Anfrage erhalten, wann die zweite Tankstelle komme — weil er einmal habe Schlange stehen müssen."

(RP/rl)
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