Hilden Stadtwerke mit Doppelspitze

Düsseldorf · Die Gesellschafterversammlung hat Matthias Trunk zum neuen kaufmännischen Geschäftsführer der Stadtwerke Hilden GmbH bestellt. Vorwurf: Die Stadtwerke Hilden verkaufen keinen "echten" Ökostrom.

Geschäftsführer Bodo Taube und Matthias Trunk führen die Geschäfte jetzt gemeinsam. Trunk (42) ist zugleich Prokurist und Hauptabteilungsleiter bei den Stadtwerken Düsseldorf und verantwortet dort den Bereich Strategie und Unternehmensentwicklung. Die Übernahme von 49,9 Prozent der Hildener Anteile für rund 52 Millionen Euro begleitete er als Projektleiter in Düsseldorf.

Für den Anteileverkauf habe es einen breiten politischen Konsens gegeben, betonte Trunk: "Das ist wichtig für die Partnerschaft." Jetzt könne man mit der Umsetzung des gemeinsam vereinbarten strategischen Konzepts beginnen. Dazu zählt auch ein Sofortprogramm zur Kohlendioxid-Verringerung, für das 50 000 Euro bereit stehen. Trunk will damit ein Energiesparprogramm in öffentlichen Gebäuden anstoßen oder Glühbirnen gegen Energiesparlampen austauschen. Öko-Strom aus erneuerbaren Energien ist für den neuen Geschäftsführer ein "Image-Thema": "Das hat hohe Priorität, dem müssen wir uns stellen."

Schlottmann: "Das ist Nachtreten"

Das will auch Geschäftsführer Bodo Taube tun. Er wird von Unterstützern des gescheiterten Bürgerbegehrens gegen einen Anteileverkauf attackiert. Deren Stromwechselparty am Samstag auf dem alten Markt nennt Rainer SchlottmannAufsichtsratsvorsitzender der "Stadt Hilden Holding", "Nachtreten": "Dafür gibt‘s beim Fußball die rote Karte."

Worum geht es? Auch die Stadtwerke Hilden bieten seit Mitte des Jahres zertifizierten Öko-Strom an, hatte Taube die Aktion kommentiert. Er erntete heftigen Widerspruch von Achim Hankel und Dieter Donner. Es gebe aus ökologischer Sicht nur zwei Zertifikate für Ökostrom in Deutschland, nämlich "Grüne Strom Label" und "Energie-Vision". Bei beiden würden weder die Stadtwerke Hilden noch die Stadtwerke Düsseldorf geführt. In der Aufsichtsratssitzung der Stadtwerke Hilden GmbH am Montag verlangte Klaus-Dieter Bartel, Fraktionsvorsitzender der Grünen, Aufklärung, ob es sich um "unechten" Ökostrom handele und die Bezieher eine Rückerstattung oder Gutschrift des von ihnen gezahlten Ökostromanteils erwarten könnten.

Aus norwegischer Wasserkraft

"Wir haben uns auf ein Label des Ökoinstituts Freiburg verlassen", nahm Taube gestern dazu Stellung: "Das war für uns Beruhigung genug, dass wir tatsächlich Ökostrom anbieten." Der in Hilden angebotene Ökostrom stamme aus "Wasserkraft" in Norwegen. Bezogen hätten ihn nur sehr wenige Kunden ("im niedrigen zweistelligen Bereich"). Taube kündigte an, er wolle sich mit Bartel zusammensetzen.

Die Stadtwerke Düsseldorf haben mit Strom aus Schweizer Wasserkraft unter dem Namen "Naturrhein" bereits 10 000 Kunden gewonnen, erläuterte Pressesprecher Juan Cava Marin —zertifiziert vom TÜV Nord. Lieferant sei die Firma EWE Naturwatt aus Oldenburg. Die Gewinne dieses Unternehmens würden in den Ausbau regenerativer Energien gesteckt. Der Aufpreis sei geringer als bei anderen Labels für regenerative Energien. Cava Marin: "Dadurch erreichen wir mehr Kunden."

(RP)
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