Hilden Immer mehr Müll in Wasserschutzgebiet

Hilden. · Altreifen, Plastikflaschen, wilde Müllkippen, Moped-Fahrer, die quer durch den Wald heizen: Und das dort, wo Hildens Trinkwasser gewonnen wird. Das Wasserwerk bringt jetzt Hinweisschilder an und zäunt sein Gelände ein.

 Vorarbeiter Ralf Ermertz ärgert sich über den „täglichen" Müll im Wasserschutzgebiet.

Vorarbeiter Ralf Ermertz ärgert sich über den „täglichen" Müll im Wasserschutzgebiet.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Wasserwerk Baumberg liegt idyllisch am Stadtrand im Hildener Süden, umgeben von Feldern und Wäldern. Offenbar wissen viele nicht, dass hier das Trinkwasser für Hilden gewonnen wird. Sonst würden sie sich vielleicht anders verhalten. Die Besucher hinterlassen allerlei Müll im Wald: Plastikflaschen, Taschentücher, Fahrräder, wilde Müllhaufen. Sogar etwa 30 Reifen wurden schon auf dem Gelände entsorgt. Mopedfahrer brausen durch den Wald, anscheinend ohne zu wissen, dass schon ein einziger Tropfen Motoröl 1000 Liter Wasser verunreinigen kann.

„Viele Besucher sind einsichtig, wenn wir Hinweise geben, machen uns sogar auf wilde Müllkippen oder umgestürzte Bäume aufmerksam“ sagt Ralf Ermertz, Vorarbeiter im Wasserwerk Baumberg: „Manche aber sind unkooperativ und pochen auf ihr Recht, sich frei zu entfalten.“

Dabei ist der Wald und das Gebiet vom Mühlenbach bis zum Feld, vom Garather Bach bis zum Bahndamm kein Naherholungsgebiet, wie viele meinen, sondern ein Wasserschutzgebiet. Es ist Eigentum der Wasserwerk Baumberg GmbH, die zu gleichen Teilen den Stadtwerken Solingen und den Stadtwerken Hilden gehört.

Das Wasserwerk will jetzt Hinweisschilder aufstellen – und an die Vernunft der Besucher appellieren. Die Schilder nennen die wichtigsten Regeln: „Bleiben Sie auf den befestigten Wegen. Sämtliche Aktivitäten abseits der Wege sind nicht erlaubt. Hinterlassen Sie keinen Müll. Führen Sie Hunde stets angeleint. Nehmen Sie den Hundekot mit. Kraftfahrzeuge sind im Wald verboten. Rauchen und Grillen sind verboten. Pflanzen oder Pflanzenteile dürfen nicht mitgenommen, nicht gesammelt oder geerntet werden.“

 Das Wasserwerk Baumberg zäunt sein Wasserschutzgebiet ein. Die öffentlichen Wanderwege, die über das Areal verlaufen, bleiben erhalten .

Das Wasserwerk Baumberg zäunt sein Wasserschutzgebiet ein. Die öffentlichen Wanderwege, die über das Areal verlaufen, bleiben erhalten .

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Wer nun glaubt, diese Regeln seien doch selbstverständlich, irrt. Die Wasserwerker haben schon Motocross-Rennen, Kletterpark-Installationen und das Anzapfen der Birken zur Saftgewinnung in ihrem Wald gesehen. Erst im Frühjahr wurde die Umzäunung wieder hergerichtet und alle Wege instand gesetzt. Trotzdem haben Besucher ganz schnell Trampelpfade angelegt.

Damit betreten sie allerdings Brutflächen der Bodenbrüter und stören sie beim Nisten, erläutert Sabine Müller, Pressesprecherin der Stadtwerke Hilden: „Eine große Singvogel-Vielfalt, Greifvögel wie Sperber, Habichte und Schleiereulen, Spechte, Nützlinge wie Wildbienen und sogar Wildschweine, Fasane und Rehwild sind im Wasserschutzgebiet zu Hause. Sie halten Schädlinge im Gleichgewicht. Sie brauchen Ruhe.“

Auch deshalb zäunt das Wasserwerk Baumberg sein Wasserschutzgebiet wieder ein  – so wie andere Wasserwerke auch. Die öffentlichen Wanderwege, die über das Areal des Wasserwerks verlaufen, bleiben erhalten. Bis vor zehn Jahren sei das Gebiet des Wasserwerks schon einmal eingezäunt gewesen. Dann habe man es einige Jahre ohne Zaun versucht und festgestellt, es gehe nicht ohne Einfriedung. „Wir möchten nur verhindern, dass die Leute kreuz und quer durch unser Wassergewinnungsgebiet laufen“, sagt Norbert Feldmann, Hauptabteilungsleiter Wassermanagement des Wasserwerks Baumberg, angestellt bei den Stadtwerken Solingen.

Im Karnap werden große Teile des Hildener Trinkwassers gewonnen. Das Rohwasser stammt zu 60 Prozent aus den Grundwasserbrunnen im Bereich Karnap (Hilden) und zu etwa 40 Prozent aus Rheinuferfiltrat, das in Baumberg (Monheim) gefördert wird. Uferfiltrat ist nicht, wie der Name vermuten lässt, gefiltertes Rheinwasser, sondern Wasser, das vom Bergischen Land durch die Kies- und Sandschichten zum Rhein fließt, dort zu Grundwasser geworden ist und aus etwa 30 Metern Tiefe gefördert wird. Das Grundwasser wird von Kohlensäure befreit, Aktivkohlefilter holen anorganische Stoffe heraus. Die einzelnen Parameter bleiben weit unter den Grenzwerten. „Der Nitritgehalt liegt unter 0,01 mg/l. Das Wasser ist also auch für Babys und Kleinkinder geeignet“, erläutert Sabine Müller. Die Trinkwasseranalyse ist auf der Internetseite unter www.stadtwerker-hilden.de/privatkunden/hildenwasser einsehbar.

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