Haan Stadtbücherei endlich eröffnet

Haan · Nach 19-monatiger Umbauphase und zahlreichen Verzögerungen öffnete gestern das runderneuerte und barrierefreie "Medienzentrum am Schillerpark". An den Kosten von 1,04 Mio Euro beteiligte sich auch das Land.

 Der Kunstrasen-Teppich ist keine Hommage an die Frauen-Fußball-WM, sondern an die Gartenstadt Haan. Nick und Mira gefällt das neue Erscheinungsbild der Stadtbücherei in jedem Fall. Sie dürfen – wie alle Leser – ihre ausgeliehenen Bücher dank der neuen Hochfrequenz-Codierungstechnik künftig selbst verbuchen.

Der Kunstrasen-Teppich ist keine Hommage an die Frauen-Fußball-WM, sondern an die Gartenstadt Haan. Nick und Mira gefällt das neue Erscheinungsbild der Stadtbücherei in jedem Fall. Sie dürfen – wie alle Leser – ihre ausgeliehenen Bücher dank der neuen Hochfrequenz-Codierungstechnik künftig selbst verbuchen.

Foto: anja tinter

Wo gestern Kaffee und Sekt ausgeschenkt wurden, lagerten am Abend zuvor noch Zementsäcke — im Lesecafé der runderneuerten Stadtbücherei am Neuen Markt. Eine Punktlandung hatten die "gefühlten 30 Handwerker" vollbracht, während die pensionierte Bücherei-Leiterin Gabriele Schnabel im Untergeschoss noch die Emil-Barth-Vitrine einräumte. Gestern konnte sie ihrem Nachfolger endlich ein bestelltes Haus übergeben.

Roman Reinders hatte die Leitung bereits vor einem Jahr übernommen. Dass er nicht, wie geplant, Ende 2010, sondern erst gestern das neu gestaltete Medienzentrum der Bevölkerung übergeben konnte, erinnert den 45-Jährigen "an eine brasilianische Telenovela: Nach 500 Folgen nimmt das hässliche Entlein endlich die Brille ab". Doch das Warten hat sich gelohnt — auch aus Sicht der etwa 50 treuen Leser, die gestern Mittag "ihre" Bücherei wieder in Beschlag nahmen. "Dass es so toll wird, so hell und frisch, hätte ich nicht gedacht", lobt Cornelia Reh, die seit fast 20 Jahren Mitglied ist. Auch Mira findet's "besser als in der alten Bücherei: Hier kann man sich mal richtig umgucken", sagt die Achtjährige.

Dem Wunsch des Bürgermeisters, durch das ansprechenden Ambiente die "Generation Nintendo DS" wieder ans Buch heranzuführen, entspricht Nick. Während Knut vom Bovert noch die Widrigkeiten der 19-monatigen Bauphase Revue passieren lässt, schnappt sich der Zehnjährige bereits einen Bildband über U-Boote. "Ich interessiere mich für Technik", erzählt der Gruitener Schüler, der sich im Durchschnitt zehn Bücher pro Monat aus der Pfarrbücherei St. Nikolaus leiht. "Jetzt komme ich aber bestimmt wieder öfter hierher."

Eine Leserin der ersten Stunde ist Wiltrud Luers. Als Sechsjährige konnte sie 1947 "radieren", also Bücher von Flecken und Eselsohren befreien, um sie auch ohne die Leihgebühr von zehn Pfennig mit nach Hause nehmen zu dürfen. Besonders beeindruckt ist die Hochdahlerin vom Lerncenter im Untergeschoss, wo Bücherei-Praktikantin Margaretha Bergmann Interessierte an sechs Computer-Arbeitsplätzen ins "Berufs-Universum" einführt — per Fingertipp am Smartboard. Dieses wurde von der Bürgerstiftung Haan-Gruiten finanziert. Neben großzügigen Einzelspenden von Haaner Bürgern ließ sich auch der Freundeskreis der Stadtbücherei nicht lumpen und finanzierte die Bestuhlung — farbenfroh wie ein Leitsystem, das bei der Suche nach dem gewünschten Buch hilft. Die neue Selbstverbuchung erstreckt sich auch auf die Rückgabe. Diese ist dank der neuen Funkwellentechnik (RFID), mit der alle 37 000 Medien codiert wurden, nun rund um die Uhr möglich. An der Außenfassade befinden sich ein Schubfach und eine "Buch-Station", aus der sogar vorbestellte Medien entnommen werden können.

(RP)
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